Rettungsboje (Wehrmacht)
Die Rettungsboje umgangssprachlich auch Udet-Boje der deutschen Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs diente zur Aufnahme von Piloten und Besatzungen notgewasserter Flugzeuge auf dem offenen Meer und in großer Entfernung zu den Küsten, hauptsächlich im Ärmelkanal während der Luftschlacht um England.
Geschichte
Auf Anregung des Generalluftzeugmeisters und Generalobersten Ernst Udet wurde vom Reichsluftfahrtministerium eine Rettungsboje entwickelt, um Piloten und Flugzeugbesatzungen, bis zum Eintreffen von Rettungskräften, auf dem offenen Meer Schutz zu gewähren.
Sowohl deutsche, als auch englische Besatzungen profitierten von den Bojen.[1]
Aufbau
Die Maße dieser Rettungsbojen betrugen circa 4 mal 2,5 mal 2,5 Meter. Sie besaßen auf dem Oberdeck einen circa 1,8 Meter hohen Turm mit Signalmast und Antenne. Die Bojen waren über Wasser mit einem hellen gelben Anstrich versehen und mit vier roten Kreuzen auf weißem Grund gekennzeichnet. Am Turm befand sich ein weißes Licht, das circa 1000 Meter sichtbar war. Die Rettungsboje bot in der Regel Platz für einen mehrtägigen Aufenthalt von vier Personen. Sie bot jedoch notfalls auch Platz für eine größere Anzahl von Personen, wie zum Beispiel die Besatzungen mehrerer Flugzeuge. Um die Rettungsboje liefen außerhalb unter und über der Wasseroberfläche Geländer als Aufstiegshilfe, um zur Aufstiegsleiter und zum Einstiegsturm gelangen zu können. An jeder Rettungsboje war eine circa 100 Meter lange Leine befestigt, die durch abwechselnd gelb und rot gefärbte Schwimmkörper gekennzeichnet war. Diese sollte dem in Not befindlichen Piloten die Richtung der aktuellen Strömung anzeigen. Der Pilot konnte damit versuchen, mit der Strömung und vor der Rettungsboje zu wassern, damit die Boje von der Besatzung, ohne größeren Schwimmaufwand, erreicht werden konnte. Ebenfalls sollte die Leine dazu dienen, sich an ihr noch an die Rettungsboje heranzuziehen, falls diese verfehlt wurde. Im Turm befand sich außerdem noch ein Rettungsball, der an einer 10 Meter langen Leine befestigt war.
Ausstattung
Im Inneren der Rettungsboje befanden sich vier Kojen, trockene Kleidung, Verbandszeug, Notproviant inklusive 25 Litern Trinkwasser, ein Notsender, eine Lenzpumpe und ein Schlauchboot. Zum Abdichten von möglichen Löchern in der Wand standen Dichtungspfropfen und ein Hammer zur Verfügung. Zur Signalisierung einer besetzten Rettungsboje wurde tagsüber ein schwarzer Ankerball und eine gelb-rot gestreifte Flagge genutzt. Nachts leuchtete auf dem Einstiegsturm zusätzlich ein rotes und ein weißes Licht. Ebenfalls standen Signalpistolen zum Abfeuern von roten und weißen Leuchtkugeln, Rauchnotzeichen oder Fallschirmleuchtpatronen zur Verfügung.
Britische Rettungsbojen
Auch in Großbritannien wurden die Bojen selbstverständlich wahrgenommen. Zwei der deutschen Rettungsbojen wurden zur Untersuchungszwecken von ihren Positionen entfernt. Später während des Krieges entwickelte Großbritannien, wenn auch in geringerem Umfang, ein ähnliches System, jedoch wurden zu Rettungsbojen umgerüstete Boote genutzt. Eines davon ist im Scottish Maritime Museum erhalten.
Ähnliche Einrichtungen
- Rettungsbaken im Wattenmeer oder anderen Gewässern bieten eine ähnliche Funktion für Seefahrer und in der Neuzeit auch für Touristen.
- Maritime Rettungskapseln sind ähnlich ausgestattet, dienen jedoch als Rettungsmittel an Schiffen oder Offshore-Installationen.
Literatur
- Frontnachrichtenblatt der Luftwaffe, Nr. 22
Spielfilme
Deutsche Rettungsbojen im Ärmelkanal tauchen auch in den zeitgenössischen englischen Spielfilmen auf, so etwa in One of Our Aircraft Is Missing von 1942 zum Ende der Handlung und in We Dive at Dawn von 1943 etwa nach einer halben Stunde.
Weblinks
- Seite mit weiteren Informationen und Bildern
- Bilder und Zeitungsartikel einer 1940 an der niederländischen Küste gestrandeten Rettungsboje
- Artikel über die Rettungsbojen im englischen Kanal (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Dark Docs: The Secret German Bases Dropped into the English Channel - WW2 Survival Buoys auf YouTube, 28. Januar 2020, abgerufen am 6. März 2020 (Sprache: englisch, Aussage zur Rettung von deutschen und englischen Piloten bei 10 min 10 sek.).