Richard Wurmbrand
Richard Wurmbrand (* 24. März 1909 in Bukarest; † 17. Februar 2001 in Glendale) war ein rumänischer lutherischer Pfarrer und Gründer der Hilfsaktion Märtyrerkirche, die sich für vom Kommunismus und vom Sozialismus verfolgte Christen einsetzte.
Leben
Richard Wurmbrand wurde als vierter Sohn einer deutsch-jüdischen Familie geboren. 1918 starb sein Vater, ein Zahnarzt, und die Familie verarmte. Mit 16, sagte Richard Wurmbrand später, sei er glühender Kommunist und Atheist gewesen. In den 1930er Jahren wurde er Geschäftsmann, brachte es zu Wohlstand und beteiligte sich am ausgelassenen Leben der rumänischen Hauptstadt, dem „Paris des Balkans“. 1936 heiratete er Sabina Oster, die ebenfalls jüdischer Abstammung war. 1938 wurde ihr einziges Kind, Sohn Michael, geboren.
1937 kam Wurmbrand laut seiner Autobiographie durch einen alten deutschen Zimmermann in einem kleinen rumänischen Dorf zum christlichen Glauben. Danach wurde er bei der Anglikanischen Mission für Juden zum Pastor ausgebildet und ordiniert. In seiner Kirche und in seinem Privathaus fanden Juden Zuflucht und Schutz vor der einsetzenden antisemitischen Verfolgung.
1948 wurde er vom kommunistischen Regime, das nach dem Zweiten Weltkrieg an die Macht gekommen war, verhaftet, verhört und gefoltert. Die Gefangenschaft im Gefängnis Sighet dauerte acht Jahre bis 1956. Drei Jahre verbrachte er in strenger Einzelhaft in unterirdischen Kerkern, ohne Sonnenlicht oder Geräusche der Außenwelt.
Unter der Auflage, nicht mehr zu predigen, wurde er amnestiert. Drei Jahre später wurde er erneut verhaftet und bis 1964 eingesperrt. Für 10.000 US-Dollar konnten norwegische Christen (Norwegische Judenmission und Hebräisch-Christliche Allianz) ihn und seine Familie freikaufen.
Erst 1990 durften Richard und Sabina Wurmbrand nach 25 Jahren Exil wieder nach Rumänien reisen. 2006 wurde er an die fünfte Stelle einer Liste der 100 berühmtesten Rumänen gewählt.[1]
Werk
Im Westen wurde Wurmbrand der Begründer der weltweiten Missionsgesellschaft Hilfsaktion Märtyrerkirche, die sich für die verfolgten Christen hinter dem Eisernen Vorhang einsetzte. 1967 veröffentlichte er seine Erfahrungen im kommunistischen Gefängnis in seinem ersten Buch „Tortured for Christ“ (deutsch 1968 Gefoltert für Christus). Es wurde in 65 Sprachen übersetzt und erreichte eine Auflage von insgesamt über vier Millionen Exemplaren. In einer Vielzahl weiterer Publikationen setzte sich Wurmbrand für Christen in kommunistischen Ländern ein, die aufgrund ihres Glaubens diskriminiert, verfolgt, verhaftet und gefoltert wurden.
In Deutschland existiert die Hilfsaktion Märtyrerkirche e.V. (auch „Voice of the Martyrs“ genannt), die von ihm 1969 gegründet wurde. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist sie auch in der islamischen Welt tätig.[2]
Während Wurmbrands biographische Inhalte sowie Berichte über die Situation verfolgter Christen in Rumänien eine bedeutende Informationsquelle zur Lage von Christen im kommunistischen Einflussbereich darstellen, finden sich in seinen Veröffentlichungen einzelne sachlich nicht zuverlässige Angaben, was den Wert seiner Sachbücher etwas vermindert. In einem Buch erwähnt er z. B. ein bis heute weit verbreitetes Missverständnis, dass die Aufforderung „Fürchte dich nicht!“ genau 366-mal in der Bibel vorkomme – gewissermaßen für jeden Tag des Jahres (einschließlich eines Schalttags) einmal. Tatsächlich steht diese Aufforderung jedoch nur ca. 100-mal in der Bibel.[3] In einem anderen Buch zitiert Wurmbrand das damals verbreitete, nicht der Realität entsprechende Gerücht, dass sich Charles Darwin kurz vor seinem Tod zum christlichen Glauben bekehrt sowie von seiner Evolutionstheorie distanziert habe.[4][5] Durch die große Verbreitung von Wurmbrands Büchern und Zeitschriften sind auch darin enthaltene Irrtümer weit verbreitet.[6]
Veröffentlichungen
- In Gottes Untergrund. Mit Christus 14 Jahre in kommunistischen Gefängnissen. Evangelisationsverlag Berghausen, o. J. [ca. 1967], ISBN 978-3-9228163-3-1.
- Tortured for Christ; deutsch: Gefoltert für Christus. Ein Bericht vom Leiden und Bekennen der Märtyrerkirche. 1. Auflage Aussaat Verlag, 1968; 19. Auflage, Uhldingen 2004, Hilfsaktion Märtyrerkirche, ISBN 978-3-9810003-0-6.
- Sowjetheilige (1968)
- Stärker als Kerkermauern (1969)
- Blut und Tränen (1967/1970)
- Wurmbrandbriefe (1970/1973)
- Das blutbeschmutzte Evangelium (1973/1974)
- Antwort auf Moskaus Bibel (1974/1977)
- Erreichbare Höhen. Tägliche Andachten (1978), ISBN 978-3-9212131-7-9.
- Karl Marx und Satan – War Karl Marx ein Satanist? (1978), ISBN 978-0-88840-461-9.
- Kleine Noten, die sich mögen (1979/1981)
- Wo Christus noch leidet (1980/1983)
- Christus auf der Judengasse. (1980ff), ISBN 978-3-9228167-2-0.
- Ein Brand aus dem Feuer (1985)
- Atheismus – ein Weg? 35 Beweise der Existenz Gottes (1986)
- Das andere Gesicht des Karl Marx (7. Aufl. 1987)
- Das Lied der Liebe (1988)
- Briefwechsel mit Jesus (1990)
- Leid und Sieg. Die Rückkehr nach Rumänien (1991)
- Aus dem Munde der Kinder (1992)
- Sieben Worte am Kreuz (1959/1993)
- Die Überwinder (1994)
- Wenn Gefängnismauern sprechen könnten (1995)
- Allein mit Gott (1995)
- Jesus, Freund der Terroristen (1995)
- Vollkommener Segen (1997), ISBN 978-3-9228166-9-0.
- Der Spiegel der Seele. Stephanus Edition (1959/2000), ISBN 978-3-922816-94-2.
Literatur
- Michael Hausin: Wurmbrand, Richard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 1585–1590.
- Hilfsaktion Martyrerkirche (Hrsg.): Ungebrochen – die Kraft der Hoffnung: Die Geschichte von Richard und Sabina Wurmbrand. Brunnenverlag 2019. ISBN 978-3-7655-4339-5.
Weblinks
- Literatur von und über Richard Wurmbrand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Richard Wurmbrand in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Richard Wurmbrand in der Deutschen Biographie
- Lebensgeschichte von Richard Wurmbrand (Memento vom 30. August 2006 im Internet Archive)
- Predigten und Vorträge als .mp3 und .avi
- Richard Wurmbrand Christian School (englisch/rumänisch)
- Über 330 Lese-Predigten von Richard Wurmbrand nach Bibelstellen sortiert
Einzelnachweise
- ↑ Die 100 berühmtesten Rumänen (Memento vom 16. Juli 2006 im Internet Archive) In: mariromani.ro
- ↑ Gründer der Hilfsaktion Märtyrerkirche, verfolgte-christen.org, abgerufen am 30. März 2018.
- ↑ Wurmbrand: In Gottes Untergrund, S. 22. Korrigiert von Franz Graf-Stuhlhofer in der Zeitschrift Bibel und Gemeinde 1990, S. 324f.
- ↑ Wurmbrand: Erreichbare Höhen. Tägliche Andachten, 1978, S. 336, unter „24. September“. Korrigiert von Franz Graf-Stuhlhofer: Charles Darwin. Weltreise zum Agnostizismus. 1988, Kapitel 8: „Darwins religiöse Einstellung“; dort S. 90–92.
- ↑ Edward Caudill: Darwinian Myths: The Legends and Misuses of a Theory. Univ. of Tennessee Press, 30. Mai 2005, ISBN 978-1-57233-452-6 (Abgerufen am 26. August 2012).
- ↑ Eine kritische Betrachtung mehrerer Abschnitte von Wurmbrands Sachbüchern findet sich bei Franz Graf-Stuhlhofer: Christliche Bücher kritisch lesen. Ein Lehr- und Arbeitsbuch zum Trainieren der eigenen Urteilsfähigkeit anhand von Auszügen aus konservativen evangelischen Sachbüchern. Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2008; zu Wurmbrands Büchern S. 23, 26, 29–34.
Personendaten | |
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NAME | Wurmbrand, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | rumänischer lutherischer Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 24. März 1909 |
GEBURTSORT | Bukarest |
STERBEDATUM | 17. Februar 2001 |
STERBEORT | Glendale, Kalifornien |