Ridouan Taghi

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Ridouan Taghi (arabisch رضوان التاغي, DMG

Riḍwān at-Tāġī

) (* 20. Dezember 1977 in Tétouan, Marokko) ist ein niederländischer Tatverdächtiger marokkanischer Herkunft. Er wird mit mehreren Gewaltverbrechen in Verbindung gebracht, darunter Morde und Mordversuche[1][2]. Er wird als Spitzenkrimineller beschrieben. Taghi wurde von der Justiz als Verdächtiger identifiziert[3][4][5][6]. Die niederländische Staatsanwaltschaft verdächtigt ihn eine kriminelle Organisation geleitet zu haben.[7] In ausländischen Medien und bei der Polizei in Dubai wurde er als Anführer des gefährlichsten Drogenkartells in Europa und Afrika mit dem Namen „Angel of Death“ benannt[8][9][10].

Jugend

Taghi wurde im Norden von Marokko geboren. Zusammen mit seinen Eltern, seinem älteren Bruder und zwei Schwestern kam er 1980 nach Vianen in den Niederlanden. Dort wurden zwei weitere Mädchen und ein Junge später in der Familie geboren[6]. In seinen jüngeren Jahren war Taghi Teil der Jugendgang „Bad Boys“, die in der Gegend von Nieuwegein aktiv war.[2] Im Jahr 1992 wurde Taghi im Alter von 15 Jahren wegen Einbrüchen und Waffenbesitzes verurteilt.

Mocro-Oorlog (Marokkaner-Krieg)

Unter der Bezeichnung Mocro-Oorlog wurde eine hohe Anzahl von Tötungsdelikten im kriminellen Milieu in der niederländischen Presse bekannt. Eine kriminelle Gruppe, die hauptsächlich aus Personen mit marokkanischem Hintergrund bestand, fiel 2012 nach einem Streit über das Verschwinden einer großen Ladung Kokain im Hafen von Antwerpen auseinander[11]. Mehr als 30 Liquidationen / Morde werden auf diesen Streit zurückgeführt[12].

Marengo-Prozess

Im Juli 2019 begann ein Prozess gegen siebzehn Angeklagte mit Taghi als Hauptverdächtigen[13]. Taghi und seine Organisation werden von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, für eine Reihe von Morden und Mordversuchen verantwortlich zu sein[14][15]. Taghis Rechtsanwältin in diesem Prozess war Inez Weski[16]. Am 17. Oktober 2019 gab Weski bekannt, sie erwäge Taghis Verteidigung einzustellen, da sie der Meinung sei, dass die Justiz in diesem Fall ihrem Mandanten keinen fairen Prozess führen würde. Am 19. Dezember 2019 gab Weski bekannt, die Verteidigung von Taghi fortzusetzen[17].

Festnahme und Haft

Taghi wurde lange Zeit gesucht und stand auf der niederländischen Fahndungsliste. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 100.000 € für einen goldenen Tipp aus[18], welcher zu seiner Verhaftung führen würde[19].

Am 16. Dezember 2019 wurde Taghi in Dubai festgenommen[20]. Er hatte sich dort in einer Villa versteckt gehalten. Alle Vorhänge waren dort geschlossen und Bekannte und Komplizen kamen, um ihm das Nötigste zu bringen. Durch die Analyse und Auswertung von Internetdaten von dieser Adresse und die Verknüpfung der Informationen der Personen, die Lebensmittel auslieferten, konnte Taghis Identität mit Sicherheit festgestellt werden. Die Polizei von Dubai organisierte eine Razzia. Taghi bestätigte seine Identität und erklärte, er sei mit dem Pass eines anderen in Dubai eingereist[21].

Drei Tage später wurde Taghi, gemäß Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft, auf Antrag der Behörden in Dubai als unerwünschter Ausländer per Charterflug in die Niederlande überführt. Seine Anwältin Weski bestritt die Korrektheit des durchgeführten Verfahrens und argumentierte, dass Taghi tatsächlich entführt worden sei. Daraufhin erklärte der niederländische Justizminister Ferdinand Grapperhaus, alles sei gemäß der gültigen Regeln verlaufen. Ihm zufolge war es eine Entscheidung der lokalen Behörden in Dubai, Taghi aus dem Land zu deportieren. Es gäbe keinen Hinweis auf eine Entführung.

Taghi legte Einspruch gegen die Verlängerung seines Aufenthalts im Hochsicherheitstrakt der Extra Beveiligde Inrichting in Vught, dem am stärksten bewachten Gefängnis der Niederlande, ein, nachdem der Minister für Rechtsschutz Sander Dekker beschlossen hatte, seinen Aufenthalt in Vught zu verlängern. Taghi empfand die dort geltenden Gefängnisregeln als „unmenschlich hart“. Der Berufungsausschuss des Rates für Strafrechtspflege und Jugendschutz (Raad voor Strafrechtstoepassing en Jeugdbescherming, RSJ) entschied, dass Taghi nicht in ein anderes Gefängnis verlegt werden sollte. Obwohl es keine ausreichenden Beweise für eine extreme Fluchtgefahr gab, würde es ein „inakzeptables soziales Risiko“ geben, wenn Taghi trotzdem entkommen würde[22].

Anfang Juli 2021 wurde berichtet, es gäbe einen mehrstelligen Millionenfonds für die Befreiung von Taghi aus der extra gesicherten Haftanstalt[23].

Nach der Verhaftung der Verdächtigen für den Mordanschlag an Peter R. de Vries wird jene Ermordung mit der Organisation um Ridouan Taghi in Verbindung gebracht[24].

Einzelnachweise

  1. TAGHI, Ridouan | Europe's most wanted. 1. November 2019, abgerufen am 16. Juli 2021.
  2. a b Drogenboss Ridouan Taghi: „Bin schon betrunken, Bruder, und brauche Blut“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Juli 2021]).
  3. Edwin Kreulen: Hoe Ridouan T., een topcrimineel zonder strafblad, uit handen blijft van justitie. 17. Mai 2019, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  4. Paul Vugts: Dit moet je weten over Ridouan Taghi, de crimineel die onaantastbaar leek. 20. Dezember 2019, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  5. Paul Vugts: Nederland kan het ongekende geweld van Taghi niet aan. 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  6. a b Paul Vugts: Tijdlijn: zo loopt het criminele pad van Ridouan Taghi. 19. September 2019, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  7. Strafproces Marengo - Openbaar Ministerie. 19. Dezember 2019, abgerufen am 16. Juli 2021.
  8. Alleged ‘Angels of Death’ gang leader arrested in Dubai. Abgerufen am 16. Juli 2021 (englisch).
  9. Dubai Police arrests Ridouan Taghi, leader of Angels of Death gang. Abgerufen am 16. Juli 2021 (englisch).
  10. أخبار دبي | مركز الأخبار | المكتب الإعلامي لحكومة دبي. 19. Dezember 2019, abgerufen am 16. Juli 2021.
  11. DPG Media Privacy Gate. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  12. Maarten van Dun en Paul Vugts mmv Jasper Piersma: Tijdlijn: de vete in de Marokkaans-Amsterdamse onderwereld. 9. März 2016, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  13. Strafzaak Marengo. Abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  14. David Klaubert: Schüsse auf Peter R. de Vries: „Eine Kamikaze-Aktion“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 17. Juli 2021]).
  15. Petra Vissers: Waar gaat het Marengo-onderzoek om? 18. September 2019, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  16. ’Taghi meldt zich niet vrijwillig bij politie’. 7. Dezember 2018, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  17. Rotterdamse advocaat van Taghi: 'Hij is 'ontvoerd' uit Dubai'. Abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  18. tagesschau.de: Niederlande: Was ein Anwalt über Rotterdams Drogenmafia weiß. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  19. DPG Media Privacy Gate. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  20. Crimineel Ridouan Taghi aangehouden in Dubai na 'intensieve samenwerking'. Abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  21. Politiechef Dubai: Taghi hield zich angstvallig verborgen in luxe villa. Abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  22. Ridouan Taghi moet in Extra Beveiligde Inrichting Vught blijven. Abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  23. ’Miljoenenfonds Taghi voor vlucht uit EBI’. 9. Juli 2021, abgerufen am 16. Juli 2021 (niederländisch).
  24. Thomas Gutschker, Brüssel: Mordanschlag auf de Vries: Neue Spur führt ins Umfeld von Ridouan Taghi. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Juli 2021]).