Rigi

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Rigi
Rigi vom Mythen.jpg

Das ganze Massiv der Rigi von Osten gesehen, rechts mit der Antenne Rigi Kulm

Höhe 1797,5 m ü. M.
Lage Zentralschweiz
Gebirge Schwyzer Alpen
Dominanz 13,2 km → Niederbauen
Schartenhöhe 1288 m ↓ Goldau
Koordinaten 678784 / 211918Koordinaten: 47° 3′ 13″ N, 8° 28′ 32″ O; CH1903: 678784 / 211918
Rigi (Schwyzer Alpen)
Datei:Luftansicht Rigi Kulm inkl. Sendeturm.jpg

Ansicht von Nordwesten

Logo Rigi
Rigi Kulm, historisches Luftbild von 1919, aufgenommen aus 50 Metern Höhe von Walter Mittelholzer
Postkarte von der Rigi, 1906
Blick auf das Stationsgebäude von Rigi-Kaltbad.

Die Rigi, auch der Rigi,[1] ist ein Bergmassiv zwischen dem Vierwaldstättersee, dem Zugersee und dem Lauerzersee in der Zentralschweiz. Höchster Gipfel ist mit einer Höhe von 1797,5 m ü. M. Rigi Kulm, ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Etwas weniger hoch sind die weiteren Gipfel Rigi Hochflue (gelegentlich Hochfluh, nach Schweizer Landeskarte 1:25'000 Hoflue), Dossen, Rigi Scheidegg und Vitznauerstock (LU) = Gersauerstock (SZ).

Name

Im Humanismus – erstmals 1479 von Albrecht von Bonstetten – wurde der Name Rigi auf lateinisch Regina montium «Königin der Berge» zurückgeführt, womit die Erhabenheit und Schönheit des Berges charakterisiert werden sollte. Sprachgeschichtlich ist dies jedoch nicht haltbar. Im Bergnamen steckt vielmehr das schweizerdeutsche Gattungswort Rigi, was «horizontal laufende Schichtung, Streifen, Band» bedeutet.[2] Althochdeutsch *rigī ist eine Ableitung zu althochdeutsch rĩhan «umgürten; fälteln, auf einen Faden ziehen».

Der Name findet sich erstmals in einer auf etwa 1350 zu datierenden Marchenbeschreibung des Hofes Küssnacht belegt, und zwar einerseits in einer Abschrift aus dem späten 15. Jahrhundert: uff an denn obresten grad rigenen und einer solchen von 1561: uf denn oberstenn grad Riginun. Gemeint ist im konkreten Fall der Berghang unterhalb des vom Kulm bis zum Rotstock reichenden Grates. Weitere frühe Belege stammen etwa von 1368: Küssnach in pede montibus Riginan «Küsnacht am Fusse der „Rigenen“-Berge» und von 1384: von des bergs, gimeinmerchs und güeter wegen an riginen ob der Egg gelegen «wegen des Berges, des Gemeinbesitzes (Allmend) und der Güter, die an den „Rigenen“ (Fels- und Grasbändern) oberhalb der Egg liegen». Namengebend sind damit «die von weitem sichtbaren, horizontal laufenden Fels- und Grasbänder, die den Gipfel in einem weiten Bogen von Westen nach Osten umgeben».[3] Die noch im 14. Jahrhundert durchwegs und auch im 15. Jahrhundert mehrfach verwendete Mehrzahlform Rigenen – schliesslich sind zahlreiche «Bänder» sichtbar – wird erstmals in einer Urkunde von 1439 durch die Einzahl Rigi ersetzt, worin der Übergang vom Gattungswort für die vielen Gras- und Felsbänder zum Namen für den Berg und das ganze Bergmassiv deutlich wird.[4]

Das grammatikalische Geschlecht ist schwankend. Sprachgeschichtlich ist das Wort und damit auch der Name weiblich.[2] Dieser Gebrauch hat sich in der näheren Umgebung bis heute gehalten, sonst ist er häufig männlich.[1] Der Name der Ortschaft Küssnacht am Rigi am Fuss des Berges belegt, dass auch das maskuline Genus seit Langem in Gebrauch ist. Dieses kann als Anlehnung an Rigiberg erklärt werden.[2]

Tourismus

Die Rigi war schon früh für Badekuren und Wallfahrten bekannt. Bereits 1540 wurde die heilende Wirkung der Rigi-Kaltbad-Quelle ein erstes Mal erwähnt.[5] Im 18. Jahrhundert war die Rigi dank der guten Lage am Vierwaldstättersee als Ausflugs- und Ferienziel schweizweit bekannt. Im Jahre 1816 wurde das erste aus Holz errichtete Gästehaus auf dem Kulm gebaut. Dieser Bau wurde massgeblich von dem Zürcher Panorama-Zeichner Heinrich Keller unterstützt.[6] In den kommenden Jahrzehnten wurden weitere Gästehäuser errichtet. 1859 schlug Friedrich Albrecht eine Schienen-Bahn auf die Rigi vor, deren Gondeln durch Gasballone angetrieben auf den Berg fahren sollten.[7] 1875 wurde als bis heute grösstes, im Gipfelbereich konstruiertes Gebäude das Grand-Hotel «Schreiber» mit 300 Betten eröffnet. Dieses wurde zu Beginn der 1950er-Jahre abgebrochen und durch einen kleineren Neubau ersetzt.[8]

Den Besuchern bietet sich ein Panorama über den Vierwaldstättersee und die nahen Alpen sowie nach Norden ins Mittelland. Der Berg bietet verschiedene Freizeitaktivitäten wie Wandern, Schlitteln, Skifahren, Langlaufen, Gleitschirmfliegen, Kutschenfahrten und Nostalgiefahrten mit einer Dampflokomotive aus der Jahrhundertwende.

Im Jahr 2016 wurde kombiniert mit einer Aktienerhöhung ein Plan für Erneuerungen der Infrastruktur publiziert,[9] welche bei Anwohnern Angst vor einer unangemessenen Entwicklung vom Bergerlebnis hin zu mehr Konsum weckte.[10]

Öffentlicher Verkehr

Bahnhof Rigi-Kulm mit Zügen der Vitznau-Rigi- und der Arth-Rigi-Bahn

Die Rigi ist mit zwei Zahnradbahnen und mehreren Luftseilbahnen erschlossen:

  • von Vitznau: Die Vitznau-Rigi-Bahn (Zahnradbahn) wurde am 21. Mai 1871 als erste Bergbahn Europas in Betrieb genommen. 1873 erreichte sie den Gipfel und wird seit 1937 elektrisch betrieben. Die Strecke von Staffelhöhe nach Kulm musste die VRB bis zur Fusion von der ARB pachten, da sie keine Konzession für diesen in Schwyz liegenden Streckenteil besass.
  • von Arth: Die Arth-Rigi-Bahn (Zahnradbahn) wurde am 4. Juni 1875 in Betrieb genommen. 1907 wurde diese Bahn als erste normalspurige Zahnradbahn der Welt auf elektrischen Antrieb umgerüstet. Die ursprüngliche Talstrecke von Arth am See nach Goldau besteht nicht mehr, die Bahn beginnt heute am Bahnhof Arth-Goldau.
  • von Weggis: Die Luftseilbahn Weggis–Rigi Kaltbad wurde am 15. Juli 1968 in Betrieb genommen.
  • von Goldau: Die Luftseilbahn Kräbel Rigi-Scheidegg LKRS wurde 1953 in Betrieb genommen, 1960 und 1985 erfolgten Kapazitätserweiterungen[11] und 2017 der Ersatz durch eine Garaventa-«Kompaktbahn» mit 15-Personen-Kabinen der Firma CWA.
  • weitere, kleinere Luftseilbahnen verkehren von Vitznau auf die Wissiflue und nach Hinterbergen, zwischen Gschwänd und Burggeist sowie von Brunnen auf den Urmiberg.

Die drei erstgenannten Anlagen fusionierten 1992 zu den Rigi-Bahnen. Die beiden Zahnradbahnen benutzen die gleichen Normalspurgleise mit Zahnstangen nach dem System Riggenbach sowie die gleiche Fahrspannung von 1500 V Gleichstrom, so dass ein Austausch von Fahrzeugen einfach ist. Seit Dezember 2017 wird auch die Luftseilbahn von Kräbel (Goldau) auf die Rigi Scheidegg von den Rigi-Bahnen betrieben.

Zwischen Rigi Kaltbad und Rigi Scheidegg wurde 1874 bis 1875 die schmalspurige Rigi-Kaltbad-Scheidegg-Bahn gebaut, die aber nur in wenigen Jahren schwarze Zahlen schrieb und den Betrieb mehrfach unterbrach. 1931 wurde der Betrieb ganz eingestellt, das Rollmaterial verkauft und die Strecke 1942 abgebrochen. Auf dem Trassee dieser Bahn führt heute ein bequemer, auch im Winter gern genutzter Wanderweg über Brücken und durch einen Tunnel.

Daneben gibt es ein dichtes Wanderwegnetz, dessen wichtigste Verbindungen auch im Winter nutzbar sind. Die zur Gemeinde Weggis LU gehörende, auf 1400 m ü. M. liegende Siedlung Kaltbad ist das Zentrum der Aktivitäten (Station der VRB, Hotelanlagen, Post, Dorfladen, Ferienwohnungen, Kapelle.) Der Ort ist autofrei und ebenfalls seit langem als «das kalte Bad» bekannt. Ein beliebter, fast ebener Wanderweg führt zum bekannten Aussichtspunkt Känzeli mit Blick auf Pilatus, Luzern und den Vierwaldstättersee. Längere Wandermöglichkeiten mit mehr Höhenmetern bieten der Rundweg Kaltbad–First–Klösterli–Trib–Kulm–Staffel–Känzeli–Kaltbad oder der Höhenweg von Rigi Scheidegg nach Rigi Kulm.

Bilder

Geologie

Geologisch gehört die Rigi, abgesehen von den Kalksteinzinnen der Hochflue, sowie des Vitznauerstocks (im Kanton Schwyz sagt man Gersauerstock) im Süden, nicht mehr zu den Alpen, sondern zur Subalpinen Molasse und damit zum Schweizer Mittelland. Das aus verschiedenen Materialien zusammengepresste, nicht sehr feste Gestein wird auch als Nagelfluh bezeichnet.

An den West- und Nordhängen der Rigi treten oft Starkregen auf. Sie führen stellenweise zu starker Bodenerosion und an flacheren Stellen zur Ablagerung oft mächtiger, mit Humus durchmischter Lockersedimente (Anschwemmung als Kolluvium).

Die Rigi in Literatur und Kunst

Das komplette Panorama der Rigi wurde (erstmals?) von Samuel Birmann 1814/1815 gezeichnet. Die Ansicht der Rigi über den Vierwaldstättersee hielt William Turner 1842 in drei Aquarellen fest, von denen namentlich eines weltberühmt wurde: The Blue Rigi, Sunrise.[12]

Literarisch ist die Rigi insbesondere durch Mark Twain bekannt, der in seinen Reiseerzählungen «A Tramp Abroad» seine Erlebnisse bei der Besteigung des Berges beschreibt. Auch Johann Wolfgang von Goethe besuchte 1775 die Rigi. Tolstoi bezeichnet in seinem Werk «Aus dem Tagebuch des Fürsten Nechljudow: Luzern» den Ausblick von dort oben als einen der schönsten der Welt. Alphonse Daudet lässt sein Buch «Tartarin sur les Alpes» auf Rigi-Kulm beginnen.

Das «Rigilied» Vo Luzärn uf Wäggis zue aus dem Jahre 1832 des Komponisten Johann Lüthi[13] ist ein bekanntes Schweizer Volkslied.

Kapelle auf Rigi Klösterli

Sendeanlage

Die Sendeanlage auf Rigi-Kulm

Auf der Rigi betreibt die Swisscom Broadcast AG eine Sendeanlage für Radio und Fernsehen. Auf 6 m Höhe des 96 Meter hohen Turms befindet sich eine Aussichtsplattform.

Persönlichkeiten

  • Josef Dahinden (* 1898 in Rigi-Kaltbad; † 1993), Schweizer Skilehrer, Schriftsteller und Filmemacher

Siehe auch

Literatur

Film

Weblinks

Commons: Rigi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Kurt Meyer: Wie sagt man in der Schweiz? Wörterbuch der schweizerischen Besonderheiten. Brockhaus, Mannheim 1989 (Duden Taschenbücher, Band 22), S. 242; erneut in: Ders.: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2006, S. 214.
  2. a b c Schweizerisches Idiotikon, Band VI, Spalte 753, Artikel Rigi, Bedeutungen 3a und 3b.
  3. Luzerner Namenbuch 2. Rigi. Die Orts- und Flurnamen der Luzerner Rigigemeinden. Hrsg. und bearbeitet von Erika Waser, in Zusammenarbeit mit Alex Baumgartner und Peter Mulle. Gamma, Altdorf 2009, ISBN 978-3-906200-26-2, S. 377–379, hier 378.
  4. Abschnitt nach: Luzerner Namenbuch 2. Rigi. Die Orts- und Flurnamen der Luzerner Rigigemeinden. Hrsg. und bearbeitet von Erika Waser, in Zusammenarbeit mit Alex Baumgartner und Peter Mulle. Gamma, Altdorf 2009, ISBN 978-3-906200-26-2, S. 377–379.
  5. Seit 1871 bis heute – Die Rigi im Wandel der Zeit auf der Website der Rigi Bahnen AG, abgerufen am 2. Mai 2021
  6. W. H. Vormann: Aus den Fremdenbüchern von Rigi-Kulm. B. F. Haller, Bern 1883, S. 9–18.
  7. Geschichte und Technik des Ballonfahrens in «Vermessung, Photogrammetrie, Kulturtechnik», Band 99 Heft 2, 2001
  8. Geschichte des Rigi Kulm Hotels
  9. https://www.rigi.ch/content/download/6607/91623/version/2/file/RIGI+BAHNEN+AG+Emissionsprospekt.pdf UNSER BERG – UNSERE PLÄNE – STEIGEN SIE MIT UNS EIN! - Rigi, Emissionsprospekt der Rigi-Betriebsgesellschaft, 2016
  10. Auf der Rigi hängt der Haussegen schief. In: Luzerner Zeitung, 16. Oktober 2017
  11. Technische Daten der Luftseilbahn Kräbel Rigi-Scheidegg LKR (Memento des Originals vom 6. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rigi-scheidegg.ch rigi-scheidegg.ch (PDF-Datei)
  12. The Blue Rigi, Sunrise, Tate Gallery, abgerufen am 31. Juli 2022. Hier werden auch 15 (!) kleine Rigi-Skizzen von Turner gezeigt. – Siehe auch: The Rigi, Artikel in der englischen Wikipedia über alle drei grossen Rigi-Aquarelle von William Turner: The Blue Rigi, The Red Rigi und The Dark Rigi.
  13. Regula Puskás: Lüthi, Johann. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  14. Mein erster Berg auf www.langjahr-film.ch