Ringerweiterung (Chemie)

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Als Ringerweiterung werden solche chemische Reaktionen bezeichnet, die einen vorhandenen Ring um ein Glied oder mehrere Glieder erweitern. Dies geschieht meist über ein kationisches Intermediat. Die Ringerweiterung ist das Gegenstück zur Ringverengung (z. B. der Favorskii-Umlagerung).

Reaktionen

Ringerweiterung durch eine Tiffeneau-Reaktion – aus einem Fünfring wird ein Sechsring

Bekannte Ringerweiterungsreaktionen sind zum Beispiel die Beckmann-Umlagerung, die Tiffeneau-Ringerweiterung und die Baeyer-Villiger-Reaktion.[1]

Die Beckmann-Umlagerung, bei der cyclische Ketone zu Lactamen umgelagert werden, ist hierbei die industriell bedeutendste. Sie wird zur Synthese von ε-Caprolactam einem Grundstoff zur Polyamid-Herstellung genutzt. Die peroxidische Baeyer-Villiger-Reaktion dient zur Lactonisierung cyclischer Ketone. Bei der Tiffeneau-Reaktion wird in cyclische Ketone formal eine Methylengruppe insertiert.

Erwärmt man Ethylcyclobutan (1) mit Aluminiumchlorid (AlCl3) so entsteht unter Ringerweiterung Methylcyclopentan (2):[2]

Beispiel für eine Ringerweiterungsreaktion

Literatur

  • Eric J. Kantorowski, Mark J. Kurth: Expansion to Seven-Membered Rings. In: Tetrahedron. 56, Nr. 26, Juni 2000, S. 4317–4353. doi:10.1016/S0040-4020(00)00218-0.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Ringreaktionen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
  2. Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, 2. durchgesehene Auflage, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1985, S. 220, ISBN 3-342-00280-8.