Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit

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Serie
Titel Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit
Originaltitel A Perfect Crime
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre True Crime, Dokumentation
Erscheinungsjahr 2020
Länge ca. 45 Minuten
Episoden 4 in 1 Staffel (Liste)
Produktions-
unternehmen
Gebrueder Beetz Filmproduktion
Stab
Idee Christian Beetz, Georg Tschurtschenthaler
Regie Georg Tschurtschenthaler, Jan Peter, Ko-Regie Torsten Striegnitz
Drehbuch Georg Tschurtschenthaler, Christian Beetz
Produktion Christian Beetz
Musik Nils Kacirek, Milan Meyer-Kaya
Kamera Jürgen Rehberg
Schnitt André Nier, Philipp Gromov, David Gesslbauer
Premiere 25. Sep. 2020 auf Netflix
Besetzung

Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit ist eine deutsche True-Crime-Dokumentar-Miniserie der gebrueder beetz filmproduktion aus dem Jahr 2020, die am 25. September 2020 von Netflix als Netflix Original veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt steht Detlev Rohwedder, der 1991 in seinem Haus in Düsseldorf ermordet wurde.

Handlung

Am Ostersonntag, den 1. April 1991 fallen drei Schüsse im Düsseldorfer Villenviertel Niederkassel, Ziel ist ein Fenster des Obergeschosses des Hauses des Treuhand-Chefs Detlev Rohwedder. Der erste Schuss trifft Rohwedder selbst, der sofort tot ist. Der zweite Schuss verletzt seine Frau, der dritte dringt in ein Bücherregal ein. Die Täter flüchten unerkannt und konnten bis heute nicht zweifelsfrei identifiziert werden, die RAF bekennt sich zum Verbrechen, auch sprechen Indizien für eine Täterschaft der RAF. Trotzdem bringen Theorien neben der RAF auch ehemalige Stasi-Mitarbeiter oder einen vom deutschen Staat angeheuerten Killer als Täter mit dem Verbrechen in Zusammenhang.

Besetzung

In den fiktionalen Szenen spielen:

Wissenschaftliche Beratung fand durch den Historiker Marcus Böick statt (Die Treuhand. Idee – Praxis – Erfahrung 1990–1994. Wallstein Verlag, Göttingen 2018.)

Als Interviewpartner konnten gewonnen werden:

Hintergrund

Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit ist eine Produktion der Gebrueder Beetz Filmproduktion und entstand unter der Federführung von Christian Beetz.[1] Die Dreharbeiten fanden von November 2018 bis Februar 2020[2] in Berlin und Frankfurt unter der Regie von Jan Peter und Georg Tschurtschenthaler statt. Der Schnitt fand in Berlin und Sankt Petersburg unter der Regie von Georg Tschurtschenthaler statt. Neben den fiktionalen Szenen und den geführten Interviews wurde mit Archivmaterial aus 24 Archiven,[3] unter anderem aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks, der CBS News, des ZDF, der BBC News und Material aus dem Deutschen Rundfunkarchiv gearbeitet.

Rohwedders Frau Hergard Rohwedder war ursprünglich als Interviewpartnerin vorgesehen, verstarb jedoch während der Produktion.[4]

Die Serie ist die erste deutsche Dokumentarserie im Programm von Netflix[5] und wurde ins Englische, Französische, Türkische und Italienische synchronisiert.

Episodenliste

Nr. Original­titel Regie Drehbuch
1 Märtyrer Jan Peter, Georg Tschurtschenthaler Christian Beetz, Martin Behnke, Georg Tschurtschenthaler, Jan Peter
2 Kapitalist Jan Peter, Georg Tschurtschenthaler Christian Beetz, Martin Behnke, Georg Tschurtschenthaler, Jan Peter
3 Besatzer Jan Peter, Georg Tschurtschenthaler Christian Beetz, Martin Behnke, Georg Tschurtschenthaler, Jan Peter
4 Opfer Jan Peter, Georg Tschurtschenthaler Christian Beetz, Martin Behnke, Georg Tschurtschenthaler, Jan Peter
Alle Folgen wurden weltweit am 25. September 2020 auf Netflix veröffentlicht.

Rezeption

In der TAZ eröffnet Steffen Grimberg „Freitag, der 25. September 2020 könnte in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen. Es passiert nicht alle Tage, dass ein ausländischer Programmanbieter eine Doku-Miniserie extra für Deutschland produziert...Jetzt kommt Netflix – und ist...streng in unterhaltender Mission unterwegs. Was nicht heißt, dass das Thema trivial wäre. „Einigkeit und Mord und Freiheit“ beleuchtet die Wirtschafts-Geschichte der deutschen Vereinigung und die Rolle der Treuhandanstalt, aufgezogen an einem bis heute ungelösten Mordfall.“[6]

Oliver Kaever schreibt für Der Spiegel, „Im Stil einer True-Crime-Serie erzählt er von den Brüchen und Umbrüchen der deutschen Einheit - mitreißend, meinungsstark und gespenstisch“.

Das wirklich Gute der Serie sei, wie die Ermordung von Rohwedder dazu genutzt werde, Themen darzustellen, die weit über die Ermordung hinaus gehen. Sie sei „eine gespenstische Reise zu dem Riss, der die Wiedervereinigung für viele Menschen in Wahrheit immer noch ist“, und erkläre, weshalb in den neuen Bundesländern die Zustimmung zur „Demokratie als Staatsform deutlich geringer ausfällt als im Westen.“

Besonders lobt Kaever die „mitreißenden Schnitt-Collagen“, die sichtbar machen, „wie sich bei vielen Ostdeutschen das Gefühl breit machte, über den Tisch gezogen worden zu sein.“[7] Die TAZ beleuchtet in einer weiteren Rezension den Blick auf die Opfer der deutschen Wiedervereinigung. Anja Maier hebt in ihrer Rezension den feministischen Blick auf die Ostfrauen hervor. „Es sind nämlich die Szenen mit den Frauen, die nach dreißig Jahren immer noch unter die Haut gehen. Sie, deren Betriebe von der Treuhand verkauft oder geschlossen werden, schauen in die Kamera. Sie haben Angst, sie sind aggressiv, manche weinen. Es sind andere Bilder als die von den tuckernden Trabis und den feiernden Menschen.“[8]

Joachim Käppner ist in der Süddeutschen Zeitung kritischer und moniert, dass in der Serie sowohl Experten als auch „solche, die nur fürs Leben gern Experten wären“, mit gleicher Gewichtung zu Wort kommen und Fakten außer Acht gelassen werden. So spricht seiner Meinung nach viel für eine Täterschaft der RAF, wenig für ehemalige Stasi-Mitglieder und nichts für einen vom deutschen Staat angeheuerten Killer, trotzdem würden diese drei Szenarien gleichwertig behandelt.

Seiner Meinung nach bilden die ersten beiden Folgen „eine kraftvolle, sehenswerte Dokumentation“, Folge drei und vier hätte man sich sparen können.[9] Ähnlich sieht es Andreas Fanizadeh, Leiter des Kulturressorts der TAZ, der darauf verweist, dass Rainer Hofmeyer vom BKA die Täterschaft der RAF als zweifelsfrei gesichert sehe und „[D]die Netflix-These einer direkten Steuerung oder Übernahme der RAF durch Dienste anderer Staaten (oder gar westdeutscher Kapitalfraktionen) […] nach derzeitigen Kenntnisstand eindeutig ins Reich der Fiktionen“ gehöre.[10]

Martin Eiermacher in DIE ZEIT analysiert das Storytelling in seinem Artikel „Alle reden vom Rohwedder“ die „preisgekrönte Miniserie, die seit einigen Tagen hierzulande zu den meistgesehenen Produktionen zählt...Inhaltlich scheint sich die Serie nicht für die eigenen „Cui bono?“-Verschwörungstheorien zu interessieren, die kaum der Rede wert sind; sie dienen bloß der Dramaturgie... Mit alten Nachrichtenbeiträgen aus der Tagesschau und Filmmaterial aus 24 Archiven nähern sich Beetz und Tschurtschenthaler, und hier wird es spannend, dem historischen Hintergrund: das, was ihre Zeitzeugen Wiedervereinigung, Zusammengehen, Besatzung oder Annexion nennen“ und kommt zu dem Schluss: „Dass man sich von identitätspolitischer „Anerkennung der Lebensleistung“ auch nicht viel kaufen kann – es braucht im 30. Jubiläumsjahr eine Netflix-Serie, um daran zu erinnern.“[11]

Ursula Scheer hebt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Interviewpartner hervor und schreibt, dass die Auswahl „beachtlich, kontrastreich und mit Reizfiguren gespickt“ sei, auch sie stellt fest, dass sich die Dokumentation mehr auf die Stimmung im Land als auf die Aufklärung des Verbrechens fokussiere.[12]

Auszeichnungen

Berlin Series Festival 2020

  • Auszeichnung als Beste Doku-Serie 2020 - Int. Berlin Series Festival[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Müller: Netflix bringt deutsche True-Crime-Serie "Rohwedder". In: Blickpunkt Film. 27. August 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  2. Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit bei crew united, abgerufen am 10. November 2020.
  3. Matthias Dell: Rohwedder – Mord mit Hintergründen. In: Zeit Online. 11. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  4. Heide Rampetzreiter: "Rohwedder": War es die RAF oder doch die Stasi? In: diepresse.com. 30. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  5. Netflix: Erste deutsche Doku-Serie Rohwedder. In: Stuttgarter Nachrichten. 27. August 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  6. Steffen Grimberg: „Einigkeit und Mord und Freiheit“ von Netflix: True Crime zur Wendezeit. In: die tageszeitung. 25. September 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  7. Oliver Kaever: Netflix-Doku "Rohwedder": Vom Riss, der nie verheilte - DER SPIEGEL - Kultur. In: Der Spiegel. 24. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  8. Anja Maier: Netflix-Serie „Rohwedder“: Die Brillenfabrik der Frauen. In: Die Tageszeitung: taz. 28. September 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. Dezember 2020]).
  9. Joachim Käppner: Der laute Sound des Unverstands. In: Süddeutsche Zeitung. 1. Oktober 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  10. Andreas Fanizadeh: Netflix-Doku zu Rohwedder Attentat – Die RAF und die Stasi. In: TAZ. 25. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  11. Martin Eimermacher: Alle reden von Rohwedder - Eine Netflix-Dokumentation zeigt uns die Nachwendezeit. In: Die Zeit, Nr. 41/2020. 1. Oktober 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020.
  12. Ursula Scheer: Doku zu Rohwedder-Morg – Drei Schüsse im April. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  13. Kurt Sagatz: True Crime aus Deutschland. In: Tagesspiegel. 24. September 2020, abgerufen am 10. November 2020.
  14. Berlin Series Festival. Abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  15. Rohwedder - Einigkeit und Recht und Freiheit „Beste dokumentarische Serie 2020“ Werkstattgespräch - YouTube. Abgerufen am 28. Dezember 2020.