Rosen (Adelsgeschlecht)
Rosen ist der Name eines alten deutsch-baltischen Adelsgeschlechts, das dem livländischen Uradel entstammt. Zweige der Familie leben heute vor allem in Deutschland, Schweden, Frankreich, Österreich, Polen, USA, Kanada, Brasilien und Australien.
Das Geschlecht ist nicht zu verwechseln mit der Familie gleichen Namens aus Vorpommern (1617)[1], das zunächst in Estland auftrat und dessen Nachkommen heute in Kanada und Portugal leben, sowie mit dem aus Lüttich stammenden Geschlecht de Rosen (1680),[2] ebenfalls nicht mit den von Rosen aus dem Haus Kaiserlitz auf Rügen,[3] beginnend mit Andreas Rose im Jahr 1662 in Stralsund und dessen Nachkommen heute in Deutschland, Dänemark und Schweden leben. Auch wenn letztere Familie ein identisches Wappen wie die livländischen Rosen führt, besteht zwischen den beiden Familien wie auch mit den beiden anderen Familien keine Stammverwandtschaft.
Geschichte
Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals am 8. September 1282 mit Otto et Waldemarus fratres, noch ohne den Familiennamen.[4] 1288 wird Woldemar als Dominus de Rosen in Riga und am 17. Juli 1291 Ottone dicto Rosen in Ribe, Jütland, urkundlich genannt. Gleichzeitig sind beide Brüder in Livland Vasallen des Erzbischofs von Riga sowie in Estland Vasallen und Räte des Königs von Dänemark. Die Stammreihe der heutigen Nachkommen des Geschlechts beginnt mit Ritter Woldemar von Rosen 1282.
Verschiedene Glieder der Familie erfuhren eine Hebung in höhere Adelsstände:
- 1680 Grafenstand für Conrad von Rosen († 1715), den späteren Maréchal de France im Elsass.
- 31. März 1693 Reichsfreiherrenstand für Georg Gustav von Rosen († 1737) durch Kaiser Leopold I.
- 14. Juni 1731 schwedischer Freiherrnstand für den späteren schwedischen Reichsrat Gustav Friedrich von Rosen († 1769).[5]
- 21. November 1751 schwedischer Grafenstand für den eben genannten.
- 13. September 1772 schwedischer Freiherrenstand für Otto Wilhelm von Rosen, nachdem er bereits am 12. Januar 1752 in die Adelsbank des schwedischen Ritterhauses aufgenommen wurde.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Gold drei rote Rosen (2:1) auf goldenem Grund, auf dem Helm mit Krone und rot-goldener Decke ein sechsfedriger Pfauenstoß, beseitet von zwei anspringenden silbernen Hermelinen.
Namensträger
Schwedische Linie
- Birgitta Gräfin von Rosen (Birgitta Wolf) (1913–2009), schwedisch-deutsche Publizistin und Gefangenenbetreuung
- Carl Gustaf Graf von Rosen (1909–1977), Pilot für humanitäre Hilfe (u. a. Biafra)
- Eric Graf von Rosen (1879–1948), Naturforscher und Völkerkundler
- Georg Graf von Rosen (1843–1923), Maler
- Hans Graf von Rosen (1888–1952), Springreiter und zweifacher Olympiasieger
- Clarence von Rosen, (1867–1955) schwedisches IOC-Mitglied
- Clarence von Rosen Jr. (1903–1933), schwedischer Reiter, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1932
- Maud von Rosen-Engberg (1902–1988), schwedische Bildhauerin und Autorin
- Maud von Rosen (* 1925), Dressurreiterin, Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 1972
Livländische Linie
- Alexander von Rosen (Generalmajor) (1780–1833), russischer Generalmajor
- Alexander von Rosen (Schauspieler) (1930–2004), deutscher Schauspieler
- Alexei von Rosen (1811–1879), russischer Generalmajor
- Andreas Baron von Rosen (1800–1884), russischer Offizier und Teilnehmer am Dekabristenaufstand
- Conrad Graf von Rosen (1628–1715), Maréchal de France
- Claus von Rosen (* 1943), deutscher Offizier und Prof. für Militärdidaktik
- Erich Dietrich von Rosen (General) (1650–1701), kaiserlicher General
- Erich Dietrich von Rosen (Ritterschaftshauptmann) (1689–1735), estländischer Ritterschaftshauptmann
- Friedrich von Rosen (1767–1851), russischer Generalleutnant
- Friedrich von Rosen (1834–1902), russischer Mineraloge
- Georg von Rosen (1800–1860), russischer Dichter
- Georg Andreas von Rosen (1781–1841), russischer General
- Georg Gustav Reichsfreiherr von Rosen (1645–1737), russischer General
- Grigori von Rosen (1782–1841), russischer General der Infanterie
- Gustav Friedrich Graf von Rosen (1688–1769), schwedischer General und Reichsrat
- Johann „Hans“ Otto Baron von Rosen (1870–1945), livländischer Landespolitiker, Mitglied der Russischen Reichsduma und des Reichsrates sowie livländischer Landrat
- Hans Freiherr von Rosen (1900–1999), Bundessprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe (1959–1969 und 1977–1981)
- Karl Gustav Freiherr von Rosen (1706–1772), königlich-preußischer Generalmajor
- Luise Margarethe (Francoise) Gräfin von Rosen (1670–1746), Abtissin der Visitation de Nancy
- Reinhold von Rosen (1605–1667), französischer Marschall
- Reinhold Carl Marquis de Bollweiler Graf von Rosen (1666–1744), französischer General
- Roman Romanowitsch Baron von Rosen (1847–1921), russischer Diplomat und Mitglied des Reichsrates
- Rüdiger Freiherr von Rosen (* 1943), Betriebswirt und Hochschullehrer
- Viktor Romanowitsch Baron von Rosen (1849–1908), russischer Orientalist
- Woldemar von Rosen (General, 1742) (1742–1790), russischer Generalleutnant
- Woldemar von Rosen (General, 1810) (1810–1868), russischer Generalleutnant (1741–1790), russischer Generalleutnant
- Richard von Rosen (1922–2015), deutscher Generalmajor
Einzelnachweise
- ↑ vergl.: Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Teil 2, 1: Estland. Lieferung 1 S. 171 oder: Elisabeth von Rosen: Bogislaus Rosen aus Pommern 1572 bis 1658, Stammvater des estländischen Geschlechts der "weißen" Rosen. (mit Nachkommentafel im Anhang), Berlin, 1938 oder: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2001, S. 26–27.
- ↑ vergl.: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2001, S. 27.
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn), S. 25–26.
- ↑ Friedrich Georg von Bunge, Liv-, Esth-, und Curländisches Urkundenbuch 3, Reval 1857, S. 80, Nr. 481a
- ↑ Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). Rostock 1864, S. 222.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, S. 22–25, 2001, ISSN 0435-2408 und (Nachträge) Band XVII, Band 144 der Gesamtreihe, S. 491, 2008, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn)
- Genealogisches Handbuch des Adels. Band 13 der Gesamtausgabe, Freiherrliche Häuser A, Band II, Ausgabe 1956, S. 420–437; Band 39 der Gesamtausgabe, Freiherrliche Häuser B, Band IV, Ausgabe 1967, S. 396–403; Band 59 der Gesamtausgabe, Freiherrliche Häuser A, Band IX, Ausgabe 1975, S. 418–435; Band 69 der Gesamtausgabe, Freiherrliche Häuser, Band XV, Ausgabe 1989, S. 426–449
- Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften. Teil 2, 1: Estland, Görlitz, 1930, S. 208–236
- Astaf von Transehe-Roseneck (Bearb.): Genealogisches Handbuch der livländischen Ritterschaft. Teil 1, 2: Livland, Lfg. 9–15, Bd.: 2, Görlitz, ca. 1935, S. 1049–1155
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, Gotha, Justus Perthes, 1849 Rosen (Ergänzungen 1853–1941); 1900 Rosen a.d.H. Hoch-Rosen (Ergänzungen 1902–1940)
- August Wilhelm Hupel: Nordische Miscellaneen, Bände 15–17, S. 158ff Digitalisat
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1867, Band 7,S. 574–575
- Claus Frhr. von Rosen: Die Familie v. Rosen im Militär- und Staatsdienst. In: Baltische Ahnen- und Stammtafeln, Jg. 47, 2005, S. 21–37
- Claus Frhr. von Rosen: Zweig Huljell aus dem Hause Hochrosen. In: Archiv für Sippenforschung 57, 1992, S. 1–41
- Hans Frhr. von Rosen: Aus acht Jahrhunderten. Sippenchronik eines livländischen Geschlechts. In: Lüneburger ostdeutsche Dokumentationen, Bd. 10. Lüneburg, 1986
- Hans Frhr. von Rosen: Rosen-Chronik. Rosbach v. d. H. 1980
- Hans Frhr. von Rosen: Das Erblehen Roop. Schlüssel zum Herkunftsproblem der Herren von Rosen. In: Archiv für Sippenforschung, Bd. 44, 1978, S. 449–468
- Hans Frhr. von Rosen: Der Livlandfahrer Helmoldus de Luneborg. Ein Beitrag zum Herkunftsproblem des Geschlechts von Rosen. In: Archiv für Sippenforschung, Bd. 34, 1968, S. 488–495
- Rosenscher Familienverband (Hrsgb.): Archiv-Katalog des Verbandes der Freiherrn und Grafen von Rosen. Flensburg 1977
- Woldemar, Fabian u. Ingeborg von Rosen: Familiengeschichte der Freiherren und Grafen von Rosen. 2 Bände, Flensburg 1972
- Peter Wörster: Rosen, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 49 f. (Digitalisat).
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Leipzig 1837, Band 4, S. 129