Rostbauchamazilie

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Rostbauchamazilie

Rostbauchamazilie

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Amazilia-Kolibris (Amazilia)
Art: Rostbauchamazilie
Wissenschaftlicher Name
Amazilia amazilia
(Lesson & Garnot, 1827)

Die Rostbauchamazilie (Amazilia amazilia, Syn.: Amazilis amazilia) oder manchmal auch Lessonamazilie genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das die südamerikanischen Länder Peru und Ecuador umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Die Rostbauchamazilie erreicht eine Körperlänge von etwa 9 bis 10 cm, wobei der rote Schnabel mit schwarzer Spitze ca. 18 bis 21 mm ausmacht. Der Kopf und der Rücken glänzen metallisch grün, wobei die Oberflügeldecken etwas matter und dunkler sind. Die Schwungfedern sind braun mit leichtem Kupferstich. Der Bürzel und die Oberschwanzdecken sind rostrot. Die Kehle glitzert bläulich grün. Die Brust, der Bauch und die Unterschwanzdecken sind rostrot, wobei die Unterschwanzdecken weiß gesäumt sind.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Die Vögel bewegen sich vorwiegend in Wüstengestrüpp, in Buschland, in Laubwäldern und in den Gärten der Tiefebenen.[2] Meist sind sie nur in Höhen unter 1000 Meter, regional aber auch bis zu 2400 Meter zu finden.[1] Wenngleich sie trockene Gebiete zu bevorzugen scheinen, kommen sie gelegentlich auch in feuchteren Gebieten vor.[2]

Verhalten

Über das Verhalten der Rostbauchamazilie ist wenig bekannt.

Lautäußerungen

Der Ruf klingt wie eine Serie von keuchendem Geschnatter und Trällern. Das Geschnatter von A. a. amazilia klingt wie ein abnehmendes seet seeuuu. Der Ruf von A. a. leucophoea klingt ähnlich, doch sind die seet see sew su so-Rufe etwas ausgedehnter. Der Ruf von A. a. dumerilii hört sich wie ein kurzes jert mit Geratter oder gelegentlich wie ein liebliches tsip an.[1]

Unterarten

Verbreitungsgebiet der Rostbauchamazilie

Bisher sind sechs Unterarten bekannt:[3]

  • Amazilia amazilia alticola Gould, 1860[4] kommt im Süden Ecuadors vor. Sie ähnelt A. a. leucophoea, ist aber deutlich größer. Dazu weisen Wangen und Nackenseiten weniger goldengrüne Färbungen auf. Die Unterseite ist deutlich weißer gefärbt.[5]
  • Amazilia amazilia azuay Krabbe & Ridgely, 2010[6] ist im Südwesten Ecuadors verbreitet. Sie ähnelt A. a. alticola, unterscheidet sich aber durch die deutlich weißere Unterseite mit nur wenig Rostbraun.[7]
  • Amazilia amazilia dumerilii (Lesson, 1832)[8] kommt im Westen Ecuadors sowie im Nordwesten Perus vor. Sie unterscheidet sich von der Nominatunterart durch einen weißen Fleck im unteren Halsbereich und Bauch. Der Schwanz ist überwiegend grün.[1]
  • Amazilia amazilia leucophoea Reichenbach, 1854[9] ist im Nordwesten Perus verbreitet. Sie ähnelt A. a. dumerilii, von der sie sich durch den rötlichbraunen Schwanz unterscheidet.[1]
  • Amazilia amazilia amazilia (Lesson & Garnot, 1827)[10] kommt im Westen Perus vor.
  • Amazilia amazilia caeruleigularis Carriker, 1933[11] findet man im Südwesten Perus. Im Gegensatz zur Nominatform ist die gesamte Kehle glitzernd blau.[11]

Laut André-Alexander Weller vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig könnte A. a. alticola aufgrund von Unterschieden in ihrem natürlichen Lebensraum und ihrer Vokalisierung eine eigene Art sein.[12] Das South American Check-list Committee zweifelt diese Analyse an und fordert weitere Forschungsarbeiten zu diesem komplexen Thema.[13]

Etymologie und Forschungsgeschichte

René Primevère Lesson und Prosper Garnot beschrieben die Rostbauchamazilie unter dem Namen Orthorhynchus Amazilia.[10] Das Typusexemplar stammte aus Callao. Erst später wurde sie der Gattung Amazilia zugeschlagen. Oft findet man in der Literatur Lesson als einzigen Autoren. Da die Lieferung 4 der Tafeln vor der Erstbeschreibung durch Lesson im Jahre 1828 erschienen sind, gelten aber beide als Erstautoren.[14] Das Wort Amazilia stammt aus einer Novelle von Jean-François Marmontel, der in Les Incas, Ou La Destruction De L'empire Du Pérou von einer Inka Heldin namens Amazili berichtete.[10] Das Wort »alticola« ist ein Wortgebilde aus den lateinischen Worten »altus« für »hoch« und »-cola, colere« für »Bewohner, bewohnen«.[15] Das Wort »azuay« steht für die ecuadorianische Provinz Azuay.[16] Mit »dumerilii« ehrt Lesson André Marie Constant Duméril für seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die seinen Namen verbunden sind.[17] Das Wort »leucophoea« leitet sich vom griechischen Wort »leukophaēs

λευκοφαής

« für »weiß schimmernd« ab.[18] Ein weiteres lateinisches Wortgebilde ist »caeruleigularis«, welches aus »caeruleus« für »dunkelblau« und »-gularis, gula« von »-kehlig, Kehle« zusammensetzt.[19]

Literatur

  • Thomas Scott Schulenberg, Douglas Forrester Stotz, Daniel Franklin Lane, John Patton O’Neill, Theodore Albert Parker III: Birds of Peru. Princeton University Press, Princeton, New Jersey 2007, ISBN 978-0-7136-8673-9.
  • Robert Sterling Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide. Status, Distribution, and Taxonomy. Band 1. Princeton University Press, Princeton 2001, ISBN 0-8014-8720-X (a).
  • Robert Sterling Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide. Field Guide. Band 2. Princeton University Press, Princeton 2001, ISBN 0-8014-8720-X (b).
  • Melbourne Armstrong Carriker, Jr.: Description of new birds from Peru, with notes on other little-known species. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 85, 1933, S. 1–38 (books.google.ca [abgerufen am 10. Februar 2014]).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: Aufzählung der Colibris oder Trochilideen in ihrer wahren natürlichen Verwandtschaft, nebst Schlüssel ihrer Systematik. In: Journal für Ornithologie. Band 2, Extraheft, 1854, S. 1–24 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 10. Februar 2014]).
  • René Primevère Lesson: Histoire Naturelle des Colibris, suivie d’un supplement a l’histoire naturelles des Oiseaux-Mouches; Ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes, et dédié à M. le Baron Cuvier. Arthus-Bertrand, Paris 1830 (Textarchiv – Internet Archive).
  • René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d’honaire, commandant de l'expédition. Band 1: Zoologie, Nr. 2. Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 10. Februar 2014]).
  • Niels Kaare Krabbe, Robert Sterling Ridgely: A new subspecies of Amazilia Hummingbird Amazilia amazilia from southern Ecuador. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 130, Nr. 1, 2010, S. 3–7.
  • John Gould: Description of twenty-two new species of Humming-birds. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 28, 1860, S. 304–312 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 10. Februar 2014]).
  • in Louis Isadore Duperrey: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d'honaire, commandant de l'expédition. Band 2: Atlas, Mammifères, Oiseaux (Tafel 31, Figur 3). Arthus-Bertrand, Paris 1830 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 10. Februar 2014]).
  • John Todd Zimmer, Wilfred Hudson Osgood: Catalogue of the Edward E. Ayer Ornithological Library. In: Field Museum of Natural History. Band 16, 239 (Teil 1), 1926, S. 1–364 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 16. Februar 2014]).
  • André-Alexander Weller: Biogeography, geographic variation and habitat preference in the Amazilia Hummingbird, Amazilia amazilia Lesson (Aves: Trochilidae), with notes on the status of Amazilia alticola Gould. In: Journal für Ornithologie. Band 141, Nr. 1, 2000, S. 93–101, doi:10.1007/BF01651776.

Weblinks

Commons: Rostbauchamazilie (Amazilia amazilia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Thomas Scott Schulenberg u. a., S. 250.
  2. a b Robert Sterling Ridgely u. a. (2001a), S. 356.
  3. IOC World Bird List Hummingbirds
  4. John Gould, S. 309.
  5. André-Alexander Weller, S. 96.
  6. Niels Kaare Krabbe u. a., S. 3.
  7. Robert Sterling Ridgely u. a. (2001b), S. 263.
  8. René Primevère Lesson (1832), S. 172 (Tafel 36).
  9. Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, S. 24.
  10. a b c René Primevère Lesson u. a. (1827), S. 683 (Tafel 3).
  11. a b Melbourne Armstrong Carriker, Jr., S. 6.
  12. André-Alexander Weller
  13. Proposal (#138) to South American Check-list Committee Recognize Amazilia alticola as a species distinct from A. amazilia (Memento des Originals vom 11. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum.lsu.edu (englisch).
  14. John Todd Zimmer u. a., S. 188. Hier wird eine Ausführliche Begründung zum Corakolibri gegeben. Der Fall der Rostbauchamazilie ist analog zu behandeln. Zimmers Analyse folgen auch Edward Clive Dickinson, Leslie K. Overstreet, Robert Jack Dowsett, Murray D. Bruce: Priority! The Dating of Scientific Names in Ornithology. A Directory to the Literature and its Reviewers. Aves Press, Eastbourne 2011, ISBN 978-0-9568611-1-5.
  15. James A. Jobling S. 43
  16. Niels Kaare Krabbe u. a., S. 6.
  17. René Primevère Lesson (1832), S. 173.
  18. James A. Jobling S. 224.
  19. James A. Jobling S. 82.