Roswitha Schieb
Roswitha Schieb (* 6. August 1962 in Recklinghausen) ist eine deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Schriftstellerin, Essayistin und Publizistin.
Leben
Roswitha Schieb entstammte einer schlesischen Familie, die Mutter kam aus einem Dorf in der Nähe von Grottkau, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges vertrieben wurde.
Schieb studierte Literatur- und Kunstwissenschaft in Köln und Berlin. 1997 wurde sie an der TU Berlin bei Norbert Miller mit einer Arbeit zu Das teilbare Individuum. Körperbilder bei Ernst Jünger, Hans Henny Jahnn und Peter Weiss promoviert, in der sie drei Prosawerke der Schriftsteller vor dem Hintergrund der Körperideologie des Nationalsozialismus analysierte.[1]
Sie lebt mit ihrer Familie im Hohen Neuendorfer Ortsteil Borgsdorf bei Berlin.[1][2]
Schaffen
Eine Reise nach Schlesien im Jahr 1998 war der Ausgangspunkt einer intensiveren und anhaltenden Beschäftigung mit Schlesien,[3] worauf zahlreiche literarische, autobiografische und kulturhistorische Reiseführer zu Polen, Schlesien, Breslau, Galizien und zum Böhmischen Bäderdreieck entstanden, darüber hinaus zu Rügen und Berlin.
Aus der Begleitung der neunmonatigen Proben zur Faust-Inszenierung von Peter Stein in Hannover (Expo 2000), Berlin und Wien entstand 2005 ein umfangreiches Programmbuch und im selben Jahr eine Biographie Peter Stein. Ein Portrait.[1]
Neben ihrem Hauptschwerpunkt auf dem Thema Schlesien[4] liegt ein anderer Schwerpunkt bei ihren kulturhistorischen Untersuchungen zu Berlin, so etwa eine Berliner Literaturgeschichte. Epochen – Werke – Autoren – Schauplätze (2019), Der Berliner Witz (2020) und Die Berliner Secession (2022).
Zudem ist sie als Herausgeberin tätig. So gab sie 2016 mit Rosemarie Zens den Sammelband Zugezogen. Flucht und Vertreibung – Erinnerungen der zweiten Generation heraus, in dem sie sich neben anderen Autoren familiengeschichtlich mit dem Trauma der Vertreibung und seiner Überwindung sowie den intergenerationellen Folgen des Lebensgefühls von Heimatlosigkeit und Fremdsein für die „zweite Generation“ auseinandersetzte.[5]
Außerdem betreibt sie mit dem Blog Jeder zweite Berliner einen Literaturblog des Deutschen Kulturforums östliches Europa.[6]
Ehrungen (Auswahl)
- 1996 Aufenthaltsstipendium in Schloss Wiepersdorf
- 2021 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen
Mitgliedschaften
- seit 2018 Mitglied der Jury für den studentischen Essaywettbewerb bei der Deutschen Gesellschaft
- 2021 PEN
Werke (Auswahl)
- Das teilbare Individuum. Körperbilder bei Ernst Jünger, Hans Henny Jahnn und Peter Weiss. 1. Auflage. M und P, Verlag für Wissenschaft und Forschung, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-45172-0 (437 S., Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1994).
- Jeder zweite Berliner. Schlesische Spuren an der Spree (= Potsdamer Bibliothek östliches Europa – Kulturreisen). 1. Auflage. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2012, ISBN 978-3-936168-61-7 (384 S.).
- Roots. In: Roswitha Schieb, Rosemarie Zens (Hrsg.): Zugezogen. Flucht und Vertreibung – Erinnerungen der zweiten Generation. 1. Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78570-1, S. 61–66 (195 S., Sammelband mit einem autobiographischen Beitrag zu den Nachwirkungen der Vertreibung ihrer Mutter).
- Berliner Literaturgeschichte. Epochen – Werke – Autoren – Schauplätze. 1. Auflage. Elsengold, Berlin 2019, ISBN 978-3-96201-030-0 (255 S.).[7]
- Schlesien. Geschichte, Landschaft, Kultur. 1. Auflage. Elsengold Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-96201-025-6 (223 S., mit Fotos von Marek Maruszak).
- Śląsk. Historia, krajobrazy, kultura. 1. Auflage. Dom Współpracy Polsko-Niemieckiej / Elsengold Verlag, Gliwice / Berlin 2021, ISBN 978-83-67105-02-6 (polnisch, 223 S., Übersetzung von Beata Kozak).
- Der Berliner Witz. Eine Kulturgeschichte. 1. Auflage. Elsengold Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-96201-051-5 (239 S., untersucht u. a. den schlesischen Einfluss auf den Berliner Humor).[8]
- Der Hof. Erzählung. 1. Auflage. Edition A. B. Fischer, Berlin 2020, ISBN 978-3-948114-04-6 (63 S., westdeutsche Nachkriegsgeschichte: aus Schlesien vertriebene Bäurin auf dem Hof einer westfälischen Bauerntochter).
- Literarischer Reiseführer Breslau. Sieben Stadtspaziergänge. 3., überarb. und aktualisierte Auflage. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2021, ISBN 978-3-936168-85-3 (412 S., Erstausgabe: 2004, unter Mitarbeit von Magdalena Gebala).
- Die Berliner Secession. Aufruhr in der Kunst um 1900. 1. Auflage. Elsengold Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-96201-088-1 (256 S.).[9]
Literatur
- Roswitha Schieb. In: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport (Hrsg.): Schlesien / Śląnsk. Festschrift Kulturpreis Schlesien 2020 und 2021. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen 2020/2021. Verleihung durch den Niedersächsischen Minister für Inneres und Sport sowie den Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien am 02. Oktober 2021 in der Breslauer Oper. 1. Auflage. Hannover 15. September 2021, S. 40–47 (deutsch, polnisch, niedersachsen.de [PDF; 38,5 MB]).
Weblinks
- Literatur von und über Roswitha Schieb im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Roswitha Schieb. In: Literaturport – Autorenlexikon. Literarisches Colloquium Berlin (LCB) und Brandenburgisches Literaturbüro (BLB) (zuletzt durch Roswitha Schieb aktualisiert: 18. März 2022).
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Roswitha Schieb bei perlentaucher.de
- Roswitha Schieb: Jeder zweite Berliner. Literaturblog des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Die Autorin Roswitha Schieb auf Spurensuche nach schlesischen Einflüssen in Berlin. In: blogspot.com. Roswitha Schieb & Deutsches Kulturforum östliches Europa .
- Roswitha Schieb. Bücher und Biografie. In: piper de. Piper Verlag .
- Roswitha Schieb. In: elsengold.de. Elsengold Verlag .
- Roswitha Schieb. In: LovelyBooks. 2019 .
- Uwe Rada: Buchautorin über den Berliner Witz: „Volle Kanne geradeaus“. Anfangs kam Roswitha Schieb gar nicht klar mit der Berliner Schroffheit. Nun hat sie eine Kulturgeschichte des Berliner Humors verfasst. In: taz. 26. Januar 2021 (Interview anlässlich der Publikation Der Berliner Witz).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Roswitha Schieb. In: Literaturport – Autorenlexikon. Literarisches Colloquium Berlin (LCB) und Brandenburgisches Literaturbüro (BLB), abgerufen am 6. August 2022 (zuletzt durch Roswitha Schieb aktualisiert: 18. März 2022).
- ↑ Roswitha Schieb. Bücher und Biografie. In: piper de. Piper, abgerufen am 6. August 2022.
- ↑ Roswitha Schieb: Danksagung. In: Festschrift Kulturpreis Schlesien 2020 und 2021. 15. September 2021, S. 45–47, hier S. 45 (niedersachsen.de [PDF; 38,5 MB]).
- ↑ Zeittafel zu Leben und Werk von Roswitha Schieb. In: Festschrift Kulturpreis Schlesien 2020 und 2021. 15. September 2021, S. 41 (niedersachsen.de [PDF; 38,5 MB]).
- ↑ Markus Bauer: Laudatio auf Roswitha Schieb. In: Festschrift Kulturpreis Schlesien 2020 und 2021. 15. September 2021, S. 42–45, hier S. 44 (niedersachsen.de [PDF; 38,5 MB]).
- ↑ Roswitha Schieb: Jeder zweite Berliner. Literaturblog des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Die Autorin Roswitha Schieb auf Spurensuche nach schlesischen Einflüssen in Berlin. In: blogspot.com. Roswitha Schieb & Deutsches Kulturforum östliches Europa, abgerufen am 6. August 2022.
- ↑ aus-erlesen: Szenegeräusche. Rezension zu „Berliner Literaturgeschichte: Epochen – Werke – Autoren – Schauplätze“ von Roswitha Schieb. In: LovelyBooks. 2019, abgerufen am 6. August 2022.
- ↑ Roswitha Schieb. In: LovelyBooks. 2019, abgerufen am 6. August 2022.
- ↑ Roswitha Schieb: Kunst im Aufbruch. In: Was mit Geschichte. Elsengold Verlag, 2. März 2022, abgerufen am 6. August 2022 (begleitender Aufsatz).
Personendaten | |
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NAME | Schieb, Roswitha |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 6. August 1962 |
GEBURTSORT | Recklinghausen |