Roter Aufbau Hamburg

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Der Rote Aufbau Hamburg (kurz: Aufbau oder RAH) ist eine kommunistische und als linksextrem geltende Gruppierung aus Hamburg, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.[1][2][3][4] Die Gruppe gilt als Nachfolgeorganisation der 2015 aufgelösten, ebenfalls linksextremen Gruppe Rote Szene Hamburg.[5] Der Rote Aufbau beruft sich selbst auf verschiedene Ideologien des Marxismus, Marxismus-Leninismus, sowie Konzepte des Gramscianismus.[6][7][8] Schwesterorganisationen sind der „Rote Aufbau Rhein/Ruhr“ im Ruhrgebiet und Rheinland, sowie der „Rote Aufbau Burg“ in Sachsen-Anhalt. Der Hamburger Verfassungsschutz erwähnte in seinem Bericht 2017 zudem einen Roten Aufbau in Stuttgart.[9]

Zielsetzung und Betätigungsfelder

Der Rote Aufbau Hamburg ist Teil der antiimperialistischen Szene Hamburgs und mit ungefähr 60 Mitgliedern die größte antiimperialistische Gruppe in Hamburg.[3] Laut Verfassungsschutz agiert der Rote Aufbau vor allem in den Bereichen Antiimperialismus, Antifaschismus sowie „gegen global tätige Konzerne sowie nationale und internationale Institutionen“.[10] Eigenen Angaben zufolge strebt der Rote Aufbau den Aufbau einer Kommunistischen Partei in Deutschland an.[6]

Der Rote Aufbau ist federführend an der Organisation der sogenannten „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ und dem ebenfalls jährlich stattfindenden „Klassenfest gegen Staat und Kapital“[11] in Hamburg beteiligt. Im Anschluss an diese Veranstaltungen kommt es regelmäßig zu Ausschreitungen durch mutmaßliche Versammlungsteilnehmer, zuletzt im Jahr 2020.[12][13][14][15] 2017 und 2018 beteiligten sich laut Medienberichten zwischen 2500 und 3000 Menschen an der Revolutionären 1. Mai Demonstration. Im Gegensatz zu den Demonstrationen in den Vorjahren verliefen diese weitgehend friedlich.[16][17][18]

Ziel des Roten Aufbaus ist es, in das politische Geschehen Hamburgs einzugreifen.[6] Dafür greift der Rote Aufbau häufig auf Elemente der Hip-Hop-Kultur wie Graffiti und Streetart zurück.[19] Beispielhaft hierfür ist z. B. die Kampagne zur gescheiterten Olympiabewerbung Hamburgs.[20]

Treffen der G20 in Hamburg

Auch an den Protesten rund um das Treffen der G20 am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg war der Rote Aufbau beteiligt. Während des Gipfels kam es zu Ausschreitungen und Plünderungen im Hamburger Schanzenviertel.[21][22][23] Bereits am 26. Januar 2016 kündigte der Rote Aufbau als erster Protagonist aus dem linksradikalen Spektrum auf seiner Facebookseite Proteste an.[24] Laut Verfassungsschutz war der Rote Aufbau Hamburg während der Gipfel-Proteste im Bündnis „G20 entern – Kapitalismus versenken“ und im sogenannten „Spektren übergreifenden Camp“ im Altonaer Volkspark aktiv.[25][3][26]

Hausdurchsuchungen

Im Zuge der Vorbereitungen auf den G20-Gipfel kam es bei mehreren Mitgliedern des Roten Aufbau und in von ihnen genutzten Vereinsräumlichkeiten zu Durchsuchungen durch die Hamburger Polizei.[27] Die Durchsuchung wurde von der TAZ und anderen Zeitungen scharf kritisiert.[28][29] Auch nach den Ausschreitungen während des G20-Gipfels kam es zu Durchsuchungen bei mutmaßlichen Mitgliedern des Roten Aufbaus, so wie anderen Protagonisten des Bündnisses „G20 Entern – Kapitalismus versenken“.[30][31][32] Seit 2019 läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdacht auf Bildung krimineller Vereinigungen.

Dieses Verfahren war Anlass, am 1. September 2020 eine Großrazzia in Hamburg, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen gegen Mitglieder der Vereinigung durchzuführen. Im Rahmen der Ermittlungen konnten Beweismittel sichergestellt werden. Eine Senatsanfrage durch einen CDU-Abgeordneten ergab, dass sich unter den Beweismitteln Waffen befanden. Die Beamten gaben dem Senat gegenüber an, Schreckschuss-, Schlag- und Stichwaffen sowie Pyrotechnik, Zwillen und Benzinkanister sichergestellt zu haben.[33]

Der Einsatz sei im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen 22 Mitglieder einer linksextremen Gruppe erfolgt, gegen die bereits seit dem vorangegangenen Jahr wegen des Verdachts auf Bildung einer terroristischen Vereinigung ermittelt wurde, teilte die Polizei mit.[34][35][36]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. VS Bericht HH/Seite 129. Abgerufen am 12. September 2020.
  2. Großrazzia bei Linksextremen „Roter Aufbau Hamburg“: Polizei durchsucht 28 Objekte. Abgerufen am 15. September 2020.
  3. a b c Roter Aufbau Hamburg – Aktionen und Akteure. In: www.hamburg.de. Behörde für Inneres und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, abgerufen am 15. September 2020.
  4. „Mit uns gibt es Molotowcocktails statt Sektempfang!“ Abgerufen am 15. September 2020.
  5. VS Bericht 2010. Abgerufen am 15. September 2020.
  6. a b c Selbstverständnis. In: roter-aufbau.de. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  7. Lena Kaiser: Hamburger Staatsfeinde : „Wir wollen keine Polit-Sekte sein“. In: Die Tageszeitung: taz. 11. Juni 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  8. Roter Aufbau Hamburg. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  9. Verfassungsschutz Hamburg: Verfassungsschutzbericht 2017. Andy Grote, 18. Juli 2018, abgerufen am 23. Juli 2018.
  10. Verfassungsschutzbericht 2016 – Innenbehörde Hamburg – FHH. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  11. Linke wollen mit Open-Air-Konzert Stimmung machen. In: Hamburger Abendblatt. (abendblatt.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  12. „Roter Aufbau“: Demo für Linksextreme – eine Festnahme. In: Ndr.de. Abgerufen am 15. September 2020.
  13. Kathrin Weßling: 1. Mai-Demonstrationen in Hamburg: Karneval der Karikaturen. In: Spiegel Online. 30. April 2016 (spiegel.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  14. FOCUS Online: 1800 Demonstranten ziehen durch Hamburg – Polizei stoppt Zug wegen Vermummten. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  15. Annika Prigge: 1. Mai in Hamburg: Die Krawalle der vergangenen fünf Jahre. In: MOPO.de. (mopo.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  16. Mai-Demos in Hamburg weitgehend friedlich. In: Ndr.de. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  17. Daniel Herder, Claudia Eicke-Diekmann: Demonstration erst friedlich, dann Krawalle in der Schanze. (abendblatt.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  18. Linke Szene demonstriert friedlich in Hamburg. In: Ndr.de. Abgerufen am 3. Mai 2018.
  19. Streetart | Roter Aufbau Hamburg. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  20. Antiolympiakampagne | Roter Aufbau Hamburg. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  21. Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz zum G20-Gipfel in Hamburg. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  22. Karsten Polke-Majewski: G20-Ausschreitungen: Die Schlacht auf der Schanze. In: Die Zeit. 8. Juli 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  23. Der G-20-Gipfel endet mit der dritten Krawall-Nacht. In: sueddeutsche.de. 9. Juli 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  24. Roter Aufbau Hamburg (RAH). Abgerufen am 21. Februar 2018.
  25. G20 ENTERN! Abgerufen am 21. Februar 2018.
  26. Fight G20 – Gegenmacht aufbauen! | #NoG20 2017. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  27. Durchsuchungen bei Mitgliedern des Roten Aufbau Hamburg. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  28. Felix Langhammer, Axel Gebauer;: Hausdurchsuchung wegen G20-Interview in Hamburg (neues deutschland). (neues-deutschland.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  29. Daniel Herder: Razzia gegen Linksextreme des „Roten Aufbaus“. (abendblatt.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  30. Katharina Schipkowski: Razzia wegen G20-Krawallen: Die erwartete Durchsuchung. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Dezember 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  31. G20-Krawalle: Durchsuchungen in fünf Städten. In: Ndr.de. Abgerufen am 21. Februar 2018.
  32. Bundesweite G20-Durchsuchungen: Linke Szene soll von Razzia gewusst haben. In: Spiegel Online. 5. Dezember 2017 (spiegel.de [abgerufen am 21. Februar 2018]).
  33. Razzia: Waffen, Pyrotechnik: Was die Extremisten vom „Roten Aufbau“ horten. 17. September 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020 (deutsch).
  34. Razzia gegen mutmaßliche Linksextremisten. In: n-tv. Abgerufen am 15. September 2020.
  35. Razzia beim „Roten Aufbau“. In: Taz.de. Abgerufen am 15. September 2020.
  36. Schanze: Demo gegen Razzia bei Linksextremen. Abgerufen am 15. September 2020.