Roter Börsenkrach

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Der Rote Börsenkrach (RBK) ist die älteste immer noch existierende Basisgruppe an der Universität Wien. Die Studienvertretung der Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien wird durch Vertreter des RBK gestellt.

Geschichte

Der Rote Börsenkrach wurde 1974 durch unter anderen Peter Rosner gegründet.[1] 1975 trat die Basisgruppe erstmals zu Wahlen an. 1977 führte Kritik des RBK an Thesen Egon Tuchtfeldts dazu, dass dieser letztlich nicht an die Uni Wien berufen wurden, unterstützt wurde die Berufung Alexander Van der Bellens zum ordentlichen Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre im selben Jahr. 1985 arrangierte der RBK die Einladung Richard M. Goodwins zu einer Gastprofessur. Mitglieder der Gruppe waren an der Gründung des Beirats für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen beteiligt.[2] In den folgenden Jahrzehnten kritisierte der Rote Börsenkrach die zunehmende Verschulung der Lehre, die Dominanz der neoklassischen Gleichgewichtstheorie in der Lehre und betrieb Debatten mit Vertretern wirtschaftsliberaler Positionen im Lehrkörper wie Erich W. Streissler[3]

Seit seiner Gründung gibt der Rote Börsenkrach eine gleichnamige Studierendenzeitschrift heraus.[4]

Rezeption

Alexander Van der Bellen kommentierte das Wirken des Roten Börsenkrach mit folgenden Worten: "Seine Akteure – von Mitgliedern zu sprechen wäre wohl verfehlt – waren typischerweise politisch irgendwie "links", gesellschaftspolitisch radikalliberal und vor allem intelligent. Die besten Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Wien waren mit einiger Regelmäßigkeit RBK-verdächtig. Daher war es eine Herausforderung, und oft ein Vergnügen, mit RBK-Funktionären zu streiten."[5] Wilhelm Hemetsberger,[6] bis 2007 einer der Vorstandsdirektoren der Bank Austria Creditanstalt, damals bekannt als "der rote Willi", unter den Studentenvertretern des Roten Börsenkrachs. Er beschrieb das Phänomen, dass eine "linke Basisgruppe" an einer namhaften volkswirtschaftlichen Fakultät rasch Anerkennung und Erfolge verbuchen konnte so: „Obendrein musste man fachlich versiert sein, um fundiert Wissenschaftskritik betreiben zu können: Wir waren - bitte um Entschuldigung! - eigentlich Streber.[7]

Bekannte ehemalige Mitglieder

Literatur

  • Raimund Löw (Hrsg.): Die Fantasie und die Macht. 1968 und danach. Czernin, Wien, 2006, ISBN 3-7076-0211-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 25 Jahre RBK – eine Chronologie. In: Der Rote Börsenkrach. Wien Dezember 1999, S. 1 (tuwien.ac.at [PDF]).
  2. Kurt Bayer: Oeconomia non(?) olet: Duftspuren aus dem Inneren der Wirtschaftspolitik. tredtion: 2019
  3. Ewald Nowotny: Erich Streissler zu Ehren. In: Erich Streissler 50 Years of Austrian Economics. Commission for Interdisciplinary Ecological Studies (KIOES), KIOES Opinions 7 (2018): 1–46.doi:10.1553/KIOESOP_007, S. 19
  4. Einige Ausgaben der Zeitschrift "Roter Börsenkrach" aus den Jahren 2000–2011 zum Download
  5. Alexander van der Bellen: Politik in Universitäten. Some anecdotal evicence. In: Ehalt, Rathkolb (Hg.): Wissens- und Universitätsstadt Wien. Eine Entwicklungsgeschichte seit 1945. V&R unipress: 2015, S. 310
  6. Der rote Willi als Troubleshooter Kurier vom 5. Jänner 2013. Abgerufen am 11. Februar 2014
  7. Wilhelm Hemetsberger: Bekenntnisse eines Babyboomers. In: Raimund Löw (Hrsg.): Die Fantasie und die Macht. 1968 und danach. Rezension und Ausschnitt aus dem Kapitel über den "Roten Börsenkrach"
  8. Während des Studiums gehörte Tumpel-Gugerell der links orientierten Bewegung "Roter Börsenkrach" an, wo sie auch ihren Ehemann Herbert Tumpel, heute Präsident der Wiener Arbeiterkammer, kennenlernte. (Karin Finkenzeller: Gertrude Tumpel-Gugerell: 'Wiener Netterl' mit Durchsetzungskraft. Financial Times Deutschland, 25. Mai 2003). http://www.ftd.de/politik/europa/1053857165495.html (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)