Rothund
Rothund | ||||||||||||
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Datei:Dhole (Asiatic wild dog) cropped.jpg
Rothund (Cuon alpinus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Cuon | ||||||||||||
Hodgson, 1838 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Cuon alpinus | ||||||||||||
(Pallas, 1811) |
Der Rothund (Cuon alpinus) oder Asiatische Wildhund ist ein in Asien weit verbreiteter Wildhund. Er gehört zusammen mit dem Wolf und dem Afrikanischen Wildhund zu den großen, rudelbildenden Hetzjägern unter den Hunden.
Der Rothund findet sich in der Literatur unter zahlreichen Namen, die für Unklarheit sorgen können. Die Bezeichnung Asiatischer Rotwolf kann zur Verwechslung mit dem nicht näher verwandten Rotwolf führen. Der Name Alpenwolf ist aufgrund des Verbreitungsgebiets unsinnig, findet aber in der Literatur Verwendung. Daneben werden gelegentlich die Namen Dhole (indischer Name des Rothunds, etwa in Rudyard Kiplings Dschungelbuch) und Adjak (javanischer Name) verwendet.
Merkmale
Asiatische Wildhunde erreichen eine Kopfrumpflänge von knapp 1 m, hinzu kommen 45 cm Schwanz. Das Stockmaß beträgt 45 cm und ihr Gewicht 20 kg. Der Name „Rothund“ kommt von der Fellfarbe, die zwischen Tönen von Rotbraun und Orange schwankt. Die Unterseite ist weißlich. Der Schwanz ist immer dunkler als der Körper und an der Spitze schwarz. Von den meisten übrigen Hunden unterscheidet er sich dadurch, dass er weniger Backenzähne im Unterkiefer hat. So besitzt der Rothund nur 40 anstatt 42 Zähne.
Verbreitung und Lebensraum
Der Rothund ist über verschiedenste Klimazonen vom Altai und der Mandschurei südlich bis nach Indien und Indonesien verbreitet. Auf Borneo und Sri Lanka, wo Rothunde nicht rezent vorkommen, kam die Gattung Cuon noch im Pleistozän vor. Damals war sie auch in Europa und möglicherweise sogar in Nordamerika verbreitet.
In der Regel gehen Wölfe und Rothunde einander aus dem Weg, so dass es zwischen beiden Arten scharf getrennte Verbreitungsgebiete gibt. Im Gegensatz zu Wölfen meiden Rothunde offenes Gelände wie Steppen und Wüsten. Bergsteppen werden allerdings besiedelt. Sie leben vor allem in Wäldern, und zwar sowohl in den Nadelwäldern entlang des Amur als auch in den tropischen Regenwäldern Südostasiens und in den Trocken- und Monsunwäldern Indiens. In der ehemaligen Sowjetunion bewohnt der Rothund vor allem gebirgige Regionen.
Lebensweise
Im Gruppenverhalten gibt es sehr viele Parallelen zu Wölfen und Afrikanischen Wildhunden. Die Rudelstärke der Rothunde liegt zwischen fünf und zwölf, selten bei über dreißig Einzeltieren. Das Rudel wird von einem Alpha-Paar angeführt, das als einziges für das Zeugen von Nachwuchs sorgt. Die Tragzeit liegt bei sechzig Tagen; im Wurf befinden sich im Schnitt sechs, manchmal bis zu neun Welpen. Das ganze Rudel ist bei der Jungenaufzucht behilflich.
Die Hetzjagd läuft ähnlich ab wie beim Afrikanischen Wildhund, allerdings erreicht der Rothund wegen seiner kürzeren Beine keine so rasanten Geschwindigkeiten. Zu den Beutetieren gehören Hirsche, Rehe, Steinböcke, Wildschafe und Wildschweine. Selbst so riesige Tiere wie Gaure werden im Rudel überwältigt. In Indien ist der Axishirsch sein Hauptbeutetier. Auch Nager, Aas und Insekten werden gefressen, und selbst Pflanzenkost in Form von Beeren sind sie nicht abgeneigt. An einer Jagd beteiligen sich meistens drei bis vier Mitglieder eines Rudels. Meistens führt das Alpha-Männchen die Jagd an, es packt das Beutetier an den Hinterbeinen, die anderen Rudelmitglieder holen auf und zerreißen die Beute. Manchmal beginnen sie mit dem Verzehren der Beute, während diese noch lebt, einen gezielten Tötungsbiss gibt es nicht.
Rothunde haben außer dem Menschen wenig Feinde. Im Rudel können sie sogar Bären und Leoparden überwältigen und töten. Wenn genug Hunde zusammenkommen, gelingt es ihnen, selbst einen ausgewachsenen Tiger von seinem Riss zu vertreiben.
Rothund und Mensch
Es gibt wohl keinen Bericht eines nachgewiesenen Angriffs von Rothunden auf Menschen. Rudyard Kiplings Buch The Second Jungle Book enthält eine Erzählung, in der Rothunde ein Wolfsrudel angreifen[1]. Hier gelten sie als besonders blutrünstig, aber auch sonst sind Rothunde häufig als Bestien verschrien. Sie sind wohl nicht blutrünstiger als andere Raubtiere und töten nur zur Nahrungsaufnahme. Die Wildhunde wurden auch als Viehräuber verfolgt, teilweise wurden Abschussprämien bezahlt.
Bestand
Die IUCN führt den Rothund im Status „stark gefährdet“. Der Bestand wilder Rothunde wird auf weniger als 2500 Tiere geschätzt. Hauptursachen für den anhaltenden Bestandsrückgang sind die Zerstörung des Lebensraums und die Übertragung von Krankheiten durch verwilderte Haushunde.
Aus Sibirien, Turkestan und der Mongolei ist die Art mittlerweile fast verschwunden. So liegen aus Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und der Mongolei keine bestätigten, neueren Berichte über Rothunde vor. Die Situation im chinesischen Teil des Tianshan-Gebirges ist unklar. Einige halten sich noch in China, in den Bergen von West-Sichuan, Süd-Gansu und Ost-Qinghai. In Tibet, vor allem im Grenzgebiet zu Ladakh und in Südost-Tibet, trifft man diese Wildhunde noch an, und in Indochina und Myanmar gibt es ebenfalls noch kleinere Bestände, allerdings meist in voneinander isolierten Vorkommen. Über die Situation auf der Malaiischen Halbinsel sowie auf Java und Sumatra ist wenig bekannt, doch sind sie hier wohl auf wenige Schutzgebiete beschränkt.
In Indien vermochten sie sich, zumindest in einigen Nationalparks wie beispielsweise in Periyar, Nagarhole und Kanha, einigermaßen zu erhalten. Vor allem im Zentralen Hochland von Dekkan, den West- und Ost-Ghats, sowie in Nordost-Indien (Arunachal Pradesh, Assam, Meghalaya und West Bengal) kommen sie noch heute vor.
Evolution und Systematik
Phylogenetische Stellung der Gattung Cuon nach Koepfli et al. 2015[2]
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Der Rothund wird als einziger Vertreter der damit monotypischen Gattung Cuon zugeordnet.[3] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1811 durch den Naturforscher Peter Simon Pallas.
Im Rahmen der Vorstellung der Genomsequenz des Haushundes wurde von Lindblad-Toh et al. 2005 eine phylogenetische Analyse der Hunde (Canidae) veröffentlicht. In dieser Darstellung wurde auf der Basis molekularbiologischer Daten die Monophylie der Wolfs- und Schakalartigen (Gattung Canis) angezweifelt. Demnach stellen der Streifenschakal (Canis adustus) und der Schabrackenschakal (Canis mesomelas) Schwesterarten dar, die als basalste Arten allen anderen Vertretern der Gattung sowie zusätzlich dem Rothund (Cuon alpinus) und dem Afrikanischen Wildhund (Lycaon pictus) gegenübergestellt werden.[4] Diese beiden Arten müssten entsprechend in die Gattung Canis aufgenommen werden, damit sie als monophyletische Gattung Bestand hat.
Anhand von Körpergröße und Fell unterscheidet man 11 Unterarten des Rothundes.[5] Viele Beschreibungen basieren aber lediglich auf wenigen Individuen, und so ist nicht sicher, ob alle Unterarten Gültigkeit haben. Die einzige, die sich deutlich von den anderen Unterarten unterscheidet, ist der Turkestanische Alpenwolf (Cuon alpinus hesperius). Weitere potenzielle Unterarten sind:
- Cuon alpinus alpinus, Alpenwolf; Ost-Russland, von der Baikalsee-Region bis einschließlich Amur- und Ussurigebiet; dickes, gelbbraun-rötliches Fell mit gräulichem Nacken und ockerfarbener Schnauze.
- Cuon alpinus javanicus, Java-Rothund; Java und Panataia; kurzes hellrotes Fell.
- Cuon alpinus sumatrensis; Sumatra; kurzes, hellrotes Fell mit dunklem Backenbart.
- Cuon alpinus infuscus; Süd-Myanmar, Malaysia, Thailand, und Vietnam; dunkelbraunes Fell und Eigenheiten im Schädelbau.
- Cuon alpinus adustus, Burma-Rothund; Nord-Myanmar und Indochina; rotbraunes Fell.
- Cuon alpinus dukhunensis, Dekkan-Rothund; südlich des Ganges in Indien; rotes Fell und schwarzer Backenbart, kurze Haare zwischen den Ballen.
- Cuon alpinus primaevus; Himalayagebiet von Nepal, Sikkim, und Bhutan; längeres, rötlicheres Fell als C. a. dukhunensis, lange Haare zwischen den Ballen.
- Cuon alpinus hesperius, Turkestanischer Alpenwolf; Süd-Sibirien, Ost-Turkestan und Nordwest-China (Altai und Tianshan); langes, hellgelbes Fell mit weißer Unterseite und blassem Backenbart.
- Cuon alpinus laniger; Kaschmir und Süd-Tibet; gänzlich gelbgraues Fell.
- Cuon alpinus fumosus; West-Sichuan, China, und Mongolei; üppiges, gelbrotes Fell mit dunklem Rücken und grauem Nacken.
- Cuon alpinus lepturus, Kiangsi-Alpenwolf; südlich des Jangtsekiang in China; einförmig rotes Fell mit dichter Unterwolle.
Nach Wilson & Reeder (2005) und dem Handbook of the Mammals of the World (2009) werden mit der Nominatform Cuon alpinus alpinus sowie Cuon alpinus hesperius und Cuon alpinus sumatrensis nur drei gültige Unterarten unterschieden.[3][6]
Belege
- ↑ Rudyard Kipling: The Second Jungle Book: Red Dog
- ↑ Klaus-Peter Koepfli, John Pollinger, Raquel Godinho, Jacqueline Robinson, Amanda Lea, Sarah Hendricks, Rena M. Schweizer, Olaf Thalmann, Pedro Silva, Zhenxin Fan, Andrey A. Yurchenko, Pavel Dobrynin, Alexey Makunin, James A. Cahill, Beth Shapiro, Francisco Álvares, José C. Brito, Eli Geffen, Jennifer A. Leonard, Kristofer M. Helgen, Warren E. Johnson, Stephen J. O’Brien, Blaire Van Valkenburgh, Robert K. Wayne: Genome-wide Evidence Reveals that African and Eurasian Golden Jackals Are Distinct Species. In: Current Biology. 2015, doi:10.1016/j.cub.2015.06.060.
- ↑ a b Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Cuon alpinus in Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd ed).
- ↑ Kerstin Lindblad-Toh et al.: Genome sequence, comparative analysis and haplotype structure of the domestic dog. Nature 438, Dezember 2005; Seite 803–819. (Abstract).
- ↑ Iyengar A., Babu V.N., Hedges S., Venkataraman A.B., Maclean N., Morin P.A.: Phylogeography, genetic structure, and diversity in the dhole (Cuon alpinus). Molecular Ecology (2005) 14, 2281–2297
- ↑ Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier: Handbook of the Mammals of the World – Volume 1 Carnivores. Lynx Editions, 2009, ISBN 978-84-96553-49-1. Seite 423.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9 (englisch).
Weblinks
- Dhole Cuon alpinus bei IUCN SSC Canid Specialist Group
- The Asiatic Wild Dog or Dhole (Cuon alpinus) (1999/2004) (Memento vom 12. November 2014 im Internet Archive) (englisch), ursprünglich in: www.holgerhomann.us
- Cuon alpinus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Durbin et al, 2004. Abgerufen am 9. Mai 2006.