Royal Greenwich Observatory

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Royal Greenwich Observatory
Laserprojektion von der Sternwarte mit Kennzeichnung des Nullmeridians

Das Royal Greenwich Observatory (RGO; deutsch Königliches Observatorium von Greenwich), das als Arbeitsplatz für den Astronomer Royal, den königlichen Hofastronomen, erbaut wurde, lag ursprünglich auf einem Hügel im Greenwich Park in Greenwich, London, von wo aus man die Themse sehen kann. Das Observatorium, genaugenommen der Mittelpunkt des Teleskops im Observatorium, wurde als Bezug für die Festlegung des Nullmeridians (Meridian von Greenwich) und somit der Längengrade, wie auch die Greenwich Mean Time (mittlere Ortszeit am Greenwich-Meridian), genutzt. Er wird im Innenhof als horizontale Meridianlinie durch einen Messingstreifen markiert. Seit dem 16. Dezember 1999 beleuchtet die Linie ein starker grüner Laser, der nach Norden durch London und Essex in der Nacht leuchtet.

Illustration aus dem Jahr 1824

Das Observatorium wurde am 22. Juni 1675 von König Karl II. von England gegründet und der Bau wurde von John Flamsteed in Auftrag gegeben. Das Flamsteed House (1675–76), der ursprüngliche Teil des Observatoriums, wurde von Sir Christopher Wren entworfen und auf den Fundamenten einer Burg errichtet. Es ist nach dem Observatorium in Paris das zweitälteste seiner Art in Europa.

Im Jahre 1948 zog das Royal Greenwich Observatory nach Herstmonceux, nahe Hailsham in East Sussex, um klarere Nächte bei der Beobachtung zu haben. Das Isaac Newton Telescope wurde dort 1967 gebaut, wurde aber 1979 in das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium auf La Palma, Spanien gebracht. 1990 zog das Royal Greenwich Observatory erneut um, diesmal nach Cambridge. Nach einer Entscheidung des Particle Physics and Astronomy Research Council wurde es 1998 geschlossen. Das HM Nautical Almanac Office wurde nach der Schließung ins Rutherford Appleton Laboratory verlegt. Andere Forschungsarbeiten wurden ins UK Astronomy Technology Centre in Edinburgh gebracht.

Seit 1995 befinden sich das internationale Studienzentrum der Queen's University, Kingston, Kanada und das Observatory Science Centre in Herstmonceux Castle.

Zeitkugel

Greenwich Mean Time

Die Greenwich Mean Time (GMT) war ehemals die Zeit, die am Observatorium in Greenwich gemessen wurde, bevor sie von der Coordinated Universal Time (UTC) abgelöst wurde. Obwohl es in Greenwich kein aktives astronomisches Observatorium mehr gibt, bleibt es ein Zentrum moderner Astronomie.

Die Zeitkugel

Auf dem Dach der Sternwarte wurde vom Hofastronomen John Pond im Jahre 1833 die lederbezogene Zeitkugel installiert. Diese wird auch heute noch täglich hochgezogen und fällt um Punkt 13 Uhr (14 Uhr MEZ; im Sommer um 13 Uhr Sommerzeit, 14 Uhr MESZ) herunter.[1] Damit konnten früher die Schiffe auf der Themse ihre Schiffschronometer auf die exakte Greenwich Mean Time einstellen. Am 6. Dezember 1855 wurde bei einem Sturm die Zeitkugel heruntergerissen. Im Jahre 1919 wurde die lederne Zeitkugel durch die heutige rote Kugel aus Aluminium ersetzt.

Museum

Heute gibt es in der Sternwarte ein Museum für Astronomie- und Navigationswerkzeuge. Weiterhin wird auf die Entwicklung der Zeitmessung vom Mittelalter bis zur Moderne eingegangen. Die Ausstellung zeigt den Zusammenhang zwischen Zeitmessung und weltweiter Positionsbestimmung anhand der Sonne und der Sterne. Ein besonderes Ausstellungsstück ist das erste Replikat des Längenchronometers H1 von John Harrison (die Originale H1 bis H4 sind im benachbarten National Maritime Museum ausgestellt). Zudem ist eine Besichtigung der Privatwohnung des Astronomen John Flamsteed möglich. Im rechten Torpfeiler des Eingangsportals ist die Shepherd Gate Clock eingebaut.

Vom Museumshügel bietet sich eine Aussicht auf London, insbesondere auf die Docklands, die Hochhäuser von Canary Wharf und den Millennium Dome. Zudem ist eine Besteigung des Turms der Sternwarte möglich.

Geschichte

  • 1675 Royal Observatory wird an Stelle des früheren Palastes Greenwich Castle errichtet.
  • 13. Oktober 1884 Auf der International Meridian Conference in Washington D. C. wird der Meridian durch das Royal Observatory in Greenwich als Nullmeridian festgelegt
  • 1948 Royal Observatory zieht nach Herstmonceux, und wird das Royal Greenwich Observatory (RGO). Der Platz in Greenwich wird das Old Royal Observatory.
  • 1990 RGO zieht nach Cambridge. Die SLR Einrichtung bleibt jedoch in Herstmonceux.
  • 1998 RGO wird geschlossen. Der Platz in Greenwich wird das Royal Observatory, Greenwich, und ist Teil des National Maritime Museum.

Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (2830) Greenwich ist nach dem Observatorium benannt.[2]

GPS-Position der angegebenen Nulllinie

Lage zum heutigen Nullmeridian

Die heute gebräuchlichen globalen Koordinatensysteme sind durch viele Fundamentalstationen statt nur durch eine definiert (siehe ITRF). Der Referenzmeridian dieser Systeme, z. B. auch der des WGS 84, läuft etwa 102 Meter östlich vom 1884 durch die Internationale Meridiankonferenz festgelegten Nullmeridian am Observatorium vorbei. Hauptgrund für die Differenz ist die Lotabweichung in Greenwich.[3]

Literatur

  • E. Walter Maunder: The Royal Observatory, Greenwich: A Glance at its History and Work. The Religious Tract Society, London 1900.
  • R. O. Meibauer: Die Sternwarte zu Greenwich. Berlin 1868.
  • D. Howse: Greenwich Observatory: Buildings and Instruments. London 1975.
  • P. S. Laurie: The buildings and old instruments of the Royal Observatory, Greenwich. In: The Observatory. Vol. 80, 1960, S. 13–22.
  • G. B. Airy: Plan of the Buildings and Grounds of the Royal Observatory, Greenwich, 1863, August; with Explanation and History. In: Greenwich Observations in Astronomy, Magnetism and Meteorology made at the Royal Observatory. Series 2, vol. 24, S. F1-FPIV.
  • Derek Howse: Greenwich Time and the Longitude. Official Millennium ed. Philip Wilson, National Maritime Museum, London 1997, ISBN 0-85667-468-0.

Weblinks

Commons: Royal Greenwich Observatory – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Greenwich Time Ball and one time for all. 24. August 2015, abgerufen am 28. Juli 2016.
  2. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-29925-7, S. 186 (englisch, 992 S., link.springer.com [ONLINE; abgerufen am 16. September 2019] Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1980 GA. Discovered 1980 Apr. 14 by E. Bowell at Anderson Mesa.”
  3. Stephen Malys et al.: Why the Greenwich meridian moved. In: Journal of Geodesy. Band 89, 2015, S. 1263–1272, doi:10.1007/s00190-015-0844-y (englisch).

Koordinaten: 51° 28′ 40″ N, 0° 0′ 5″ W