Rudolf Maister

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rudolf Maister (auch: Rudolf Majster; Pseudonym: Vojanov; * 29. März 1874 in Stein in Oberkrain, Österreich-Ungarn; † 26. Juli 1934 in Unec, Königreich Jugoslawien, heute Gemeinde Cerknica, Slowenien) war Offizier der k.u.k. Armee bzw. des SHS-Staates und slowenischer Dichter.

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Rudolf Maister

Militärische Laufbahn

Rudolf Maister stammte aus einer deutschsprachigen Familie, sein Vater war Finanzbeamter in Pettau/Ptuj. Als junger Erwachsener wandte er sich dem slowenischen Nationalismus zu und schrieb seinen Namen fortan Majster.[1][2] Er machte eine Offizierslaufbahn in der österreich-ungarischen Armee. Während des Ersten Weltkriegs war er Kommandant des Landsturmregiments in Marburg an der Drau (Steiermark, heute Slowenien). Nachdem der Stadtrat von Marburg am 30. Oktober 1918, gegen Ende des Ersten Weltkrieges, die Zugehörigkeit der Stadt zu Deutschösterreich erklärt hatte, übernahm Major Rudolf Maister am 1. November 1918 die Befehlsgewalt über die Stadt Marburg. Hierzu wurde er vom slowenischen Nationalrat in Laibach zum General erhoben. Am 3. November stellte der Stadtrat von Marburg zur Verteidigung der Stadt und der Untersteiermark eine Schutzwehr aus deutschen Steirern auf, die von den Truppen Maisters bereits am 23. November zur Kapitulation gezwungen wurde.[3] Er marschierte mit Hilfe von 4.000 örtlichen slowenischen Freiwilligen zur späteren jugoslawisch-österreichischen (heute slowenisch-österreichischen) Grenze vor, besetzte Ende November unter anderem Marenberg, Spielfeld, Mureck und Bad Radkersburg und sicherte somit die Untersteiermark für das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS, das spätere Jugoslawien). Darüber hinaus besetzten slowenische Einheiten große Teile des teilweise slowenischsprachigen Unterkärntens, die sie jedoch auf Grund des Widerstandes der Bevölkerung (siehe Kärntner Abwehrkampf) wieder räumen mussten.

Am 27. Januar 1919 empfing General Maister im besetzten Marburg eine US-amerikanische Delegation unter Oberstleutnant Sherman Miles, mit der er über die zukünftige jugoslawische Nordgrenze verhandelte. Eine Demonstration von mehr als 10.000 deutschen Untersteirern auf dem Marburger Hauptplatz am selben Tag aus diesem Anlass ließ Maister vor dem Eintreffen der US-Militärdelegation gewaltsam auflösen (Marburger Blutsonntag), wobei 13 Demonstranten erschossen und 60 verwundet wurden. Während nach deutschen Angaben die Soldaten ohne Vorwarnung das Feuer eröffneten, sollen nach slowenischer Sicht die ersten Schüsse von Deutschen abgegeben worden sein. Nicht eindeutig geklärt ist die Bedeutung der Verhandlungen wie auch des Marburger Blutsonntags für die spätere Entscheidung der Entente, einen großen Teil der von Rudolf Maister besetzten Gebiete ohne Volksbefragung dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zuzuerkennen.

Datei:General Rudolf Maister grave.jpg
Das Grab von Rudolf Maister in Maribor.

Am 28. Mai 1919 marschierte Rudolf Maister erneut, diesmal gemeinsam mit serbischen Einheiten, in Kärnten ein und besetzte am 6. Juni Klagenfurt, das er jedoch nach Aufforderung des Obersten Rats der Alliierten in Paris am 18. September 1919 wieder räumen musste. Für das umkämpfte Südkärnten sah der Vertrag von Saint Germain vom 10. September 1919 nämlich, sehr zur Verbitterung General Maisters, eine Volksabstimmung vor. Südkärnten ("Zone A") blieb vorerst von SHS-Truppen besetzt. Die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 ging zu Gunsten Österreichs aus. Danach bedurfte es internationaler diplomatischer Proteste, um bis zum 22. November 1920 den Abzug sämtlicher SHS-Truppen aus Österreich in seinen neu festgelegten (und bis heute gültigen) Grenzen zu erreichen.

Von 1921 bis 1923 war General Maister Vorsitzender der jugoslawischen Kommission zur Regelung des Grenzverlaufs mit Italien. Gegenüber Österreich war der neue SHS-Staat in einer vorteilhaften Position, bestand er doch zum beträchtlichen Teil aus dem mit der Entente verbündeten Serbien. Italien, das in zwölf Isonzoschlachten u. a. gegen die Slowenen und Kroaten gekämpft hatte, bestand hingegen auf großzügiger Kriegsbeute und annektierte daher nicht nur ganz Istrien, dessen nördlichster Teil heute zu Slowenien gehört, sondern auch den Karst und das slowenische Isonzotal mit einem breiten slowenisch besiedelten Gebietsstreifen. In den Verhandlungen mit Italien war daher für Maister so gut wie nichts zu gewinnen. 1923 wurde er gegen seinen Willen als Brigadegeneral in den Ruhestand versetzt und mit dem Orden des Weißen Adlers mit Schwert III. Stufe ausgezeichnet.

Ehrungen ab Ende des 20. Jahrhunderts

Maister wird in Slowenien bis heute zu den Vätern des Staates gezählt, da ihm nach vorherrschender Ansicht die heutige slowenische Nordgrenze und somit die Zugehörigkeit der Untersteiermark und des Kärntner Mießtales zu Slowenien zu verdanken sind. In Laibach steht auf einem großen Platz im historischen Stadtzentrum ein Reiterstandbild, der Platz Trg Generala Maistra ist nach ihm benannt. In Marburg/Maribor sind eine Straße und ein Platz nach ihm benannt und neben dem Gymnasium wurde ein Bronzestandbild aufgestellt.[3] In seiner Geburtsstadt Kamnik trägt ein Schulzentrum seinen Namen (Šolski Center Rudolfa Maistra).[4]

Werke

Gedichte

  • Poezije. 1904.
  • Kitica mojih. 1929.

Gesamtausgabe

  • Pesmi generala Maistra: Poezije, Kitica mojih. 2003, ISBN 961-6433-18-0.

Literatur

  • Nada Gspan, Anton Adalbert Klein: Maister Rudolf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 22 f. (Direktlinks auf S. 22, S. 23).
  • Bruno Hartman: Rudolf Maister. Partizanska Knjiga, Ljubljana 1989 (slowenisch).
  • Aleš Arih: Spomenik Maistru – velikanu naše zgodovine in prelomni čas 1990 (Denkmal für Maister – den Riesen unserer Geschichte und die Zeit des Umbruchs 1990), Slovenska vojska, št. 15 (Organ der slowenischen Armee, Nr. 15), 2000 (slowenisch).
  • Nora Urban: Wir alten Österreicher. Klagenfurt/ Celovec 2019, ISBN 978-3-99029-354-6, S. 189 ff, XXIII. Kapitel.
  • Balduin Saria: Die steirischen Vorfahren des slowenischen Dichters und Generals Rudolf Maister. In: Historischer Verein für Steiermark (Hrsg.): Blätter für Heimatkunde. 43. Jahrgang, Graz 1969, S. 127–131 (historischerverein-stmk.at).

Weblinks

Commons: Rudolf Maister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erwin Steinböck: Die Kämpfe um Radkersburg und im steirischen Grenzraum 1919. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-05165-6, S. 46f.
  2. Michael John, Oto Luthar: Un-Verständnis der Kulturen: Multikulturalismus in Mitteleuropa in historischer Perspektive. Hermagoras Verlag, Klagenfurt 1997, ISBN 3-85013-510-1, S. 23.
  3. a b Informationstafel neben dem Denkmal für Maister in Maribor (slowenisch, englisch, deutsch). Gesehen und fotografiert am 10. Mai 2017 von Benutzerin:44Pinguine.
  4. siehe Website der Schule - Šolski Center Rudolfa Maistra