Rudolf Malter

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Rudolf Malter (* 30. Juli 1937 in Spiesen; † 2. Dezember 1994 in Mainz) war ein deutscher Philosoph und Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Nach seiner Dissertation über "Reflexion und Glaube bei Georg Hermes: Historisch-systematische Studie zu einem zentralen Problem der modernen Religionsphilosophie" (1966) kam Malter als Assistent 1969 an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, an der sein Doktorvater Joachim Kopper den Lehrstuhl von Fritz-Joachim von Rintelen übernahm. Im selben Jahr begann seine Mitarbeit in der von Gottfried Martin und Ingeborg Heidemann in Bonn neu gegründeten Kant-Gesellschaft, die in Mainz ihr festes Arbeits- und Organisationszentrum gefunden hatte.

In seiner Habilitationsschrift von 1975 über „Das reformatorische Denken und die Philosophie: Luthers Entwurf einer transzendental-praktischen Metaphysik“ setzt Malter die Transzendentalphilosophie Kants und die religiös begründete Metaphysik in Beziehung. 1991 veröffentlichte Malter ein grundlegendes Werk über Arthur Schopenhauer: „Arthur Schopenhauer. Transzendentalphilosophie und Metaphysik des Willens“. Er betont hier besonders die „soteriologische Funktion des Systems“.

Für die Philosophie-Didaktik stellte er in Anschluss an Kant die zetetische Methode systematisch dar.[1]

Von 1984 bis 1992 war Malter als Nachfolger Artur Hübschers und Wolfgang Schirmachers Präsident der Schopenhauer-Gesellschaft und Herausgeber des Schopenhauer-Jahrbuchs.

Ab 1993 war Malter Vorsitzender der Kant-Gesellschaft e. V. in Bonn. Er war auch Kanzler der Gesellschaft der Freunde Kants, ehem. Königsberg (ab 1947 in Göttingen, ab 1974 in Mainz).

Philosophie

Malter publizierte 1982 den Aufsatz Erlösung durch Erkenntnis. Über die Bedingung der Möglichkeit der Schopenhauerschen Lehre von der Willensverneinung.[2] In diesem Aufsatz überwand Malter die übliche Interpretation der Erkenntnis als Erlösungsweg, insofern er diese Erkenntnis nicht allein subjektiv auf den menschlichen Intellekt eines Individuums bezieht. Malter bezieht die Erkenntnis auf den Welt-Willen selbst, der sich in der menschlichen Selbst-Erkenntnis erlöst.

( …) nur unter der Voraussetzung, dass der Wille uranfänglich auf Erkenntnis bezogen ist, kann a posteriori der Prozess eintreten, den wir als augenblickshaftes Vergessen der Willensversklavtheit des Erkennens (…) und als dauernde Aufhebung der Willensherrschaft (…) explizit vor Augen haben. (S. 55)[3]

Anmerkungen

  1. Rudolf Malter: Philosophieunterricht nach zetetischer Methode, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie 3 (1981), 63–78.
  2. Erlösung durch Erkenntnis. Über die Bedingung der Möglichkeit der Schopenhauerschen Lehre von der Willensverneinung, in: Zeit der Ernte. Festschrift für Arthur Hübscher. Hrsg. von W. Schirmacher. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982, 41–59.
  3. Rudolf Malter – SCHOPENHAUER-GESELLSCHAFT. Abgerufen am 31. August 2021.

Literatur

  • Joachim Kopper u. Rudolf Malter (Hrsg.): Immanuel Kant zu ehren. Suhrkamp Ff./M. 1974 ISBN 3-518-07661-2
  • Erlösung durch Erkenntnis. Über die Bedingung der Möglichkeit der Schopenhauerschen Lehre von der Willensverneinung, in: Zeit der Ernte. Festschrift für Arthur Hübscher. Hrsg. von W. Schirmacher. Stuttgart-Bad Cannstatt 1982, 41–59.
  • Kleines Schopenhauer-Brevier. Gedanken aus dem Handschriftlichen Nachlaß. Auswahl und Nachwort. Frankfurt a. M.: Insel Verlag 1987
  • Der eine Gedanke. Hinführung zur Philosophie Arthur Schopenhauers. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1988
  • Arthur Schopenhauer: Transzendentalphilosophie und Metaphysik des Willens. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog 1991.
  • (Hrsg.): Denken wir uns aber als verpflichtet.... Königsberger Kant-Ansprachen 1804–1945. Harald Fischer Verlag, Erlangen 1992. ISBN 3-89131-027-7

Weblinks