Rudolf Naujoks

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Rudolf Karl Naujoks (* 24. Juli 1919 in Königsberg (heute: Kaliningrad); † 27. März 2004 in Würzburg) war ein deutscher Zahnmediziner und Hochschullehrer.

Leben und Werk

Seine Eltern waren der Gärtner Karl Naujoks und dessen Ehefrau Berta, geb. Klotzki. Am 2. März 1938 schloss Rudolf Naujoks mit der Reifeprüfung an der Oberrealschule auf der Burg in Königsberg seine Schulzeit ab, genügte dann seiner Arbeitsdienst- und Wehrpflicht. Bis auf eine Unterbrechung gehörte er dem Feldheer an und war „an Feldzügen im Westen, Osten und in Italien beteiligt.“ Im Wintersemester 1941/42 studierte er Zahnmedizin an der Albertus-Universität in Königsberg und setzte aufgrund der Kriegsereignisse erst ab Wintersemester 1945/46 sein Studium an der Hamburger Universität fort, nachdem Bargteheide (Holstein) sein neuer Wohnsitz geworden war. Hier lebte er mit seiner 1944 angetrauten Ehefrau (Christa, geb. Heinrich) und seinen zwei Kindern. Naujoks wurde 1948 in Hamburg approbiert, wirkte als Assistent unter Karl Schuchardt und promovierte dort im selben Jahr zum Dr. med. dent. mit einer Arbeit „Über Zähne und Tonsillen bei der Fokalinfektion (Eine Gegenüberstellung)“.[1]

Am 11. Juli 1955 habilitierte er mit einer Arbeit über „Histotopische Untersuchungen am Zahnorgan.“ 1958 wurde er Oberarzt und leitete ab 1959 die Abteilung für Zusammenfassende Zahnheilkunde. 1961 wurde er in Hamburg zum außerordentlichen Professor ernannt. Ab 1. März 1962 war er für drei Monate als Visiting Professor an der Harvard-Universität Boston (USA) in der Forschung tätig.[2][3] Am 17. April 1963 übernahm er den Lehrstuhl für Zahnheilkunde an der Universität Würzburg, den 1912 Hofzahnarzt Andreas Michel erstmals bezogen hatte. Naujoks wurde dort zum Direktor der Zahn-, Mund- und Kieferklinik ernannt. 1964 richtete er den ersten Lehrstuhl für Experimentelle Zahnheilkunde ein, der mit seinem Hamburger Kollegen Fritz Bramstedt als Leiter besetzt wurde.[4] Auf Initiative von Naujoks, Adolf Kröncke und Hans Rudolf Mühlemann wurde im gleichen Jahr in Straßburg die Continental European Division der International Association for Dental Research (IADR) gegründet, der Naujoks 1965 als Nachfolger von Mühlemann als Präsident vorstand.[5] 1971 wirkte er federführend an der Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs Biologie der Mundhöhle an der Universität Würzburg mit.

Seine Schwerpunkte in Forschung und Wissenschaftspolitik lagen im Bereich Kariesforschung, wo er -schon in Hamburg- mit Günther Ahrens, Fritz Bramstedt und Adolf Kröncke vor allem biochemische Speichelforschung betrieb. Außerdem arbeitete er an der Epidemiologie und Prophylaxe oraler Erkrankungen. 1965 nahm er eine Überprüfung der protektiven Wirkung von Fluorzahnpasten in Angriff.[6] Mit Unterstützung der Firma Wybert, Lörrach, führte er 1967 „Kariesepidemiologische Untersuchungen an 15 bis 18jährigen Oberschülern im Raume Würzburg“ durch.[7] Zwei Jahre später berichtete er über Tests, bei denen er in Zusammenarbeit mit den Blendax-Werken, Mainz, deren fluoridhaltige Zahnpasta untersucht hatte, die er in seinem Bericht als „Blendax Fluor Super“ identifiziert.[8] Für die damit „klinisch geprüfte“ Zahncreme wurde mit dem Namen des Testers geworben,[9] was kollegiale Unkenrufe provozierte.[10] Bis dahin hatte Blendax nur fluoridfreie Zahncreme produziert, seit den 1950er Jahren nach Rezepturen von Hertha Hafer.

Noch nach seiner Emeritierung im Jahr 1987 koordinierte Naujoks bis 1991 eine Studie über den Mundgesundheitszustand und das Mundgesundheitsverhalten in Deutschland.

Anzumerken ist, dass insgesamt neun Präsidenten der DGZMK das „Dritte Reich“ als Erwachsene erlebt hatten. Diese neun Personen führten die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und deren Vorgängerorganisation von 1906 bis zum Beginn der 1980er Jahre an. Nur einer dieser neun Präsidenten – Rudolf Naujoks – hatte sich nicht der NSDAP angeschlossen.[11]

Funktionen und Auszeichnungen

  • 1959–1960 Vizepräsident der Europäischen Arbeitsgemeinschaft für Fluorforschung und Kariesprophylaxe (ORCA)
  • 1965 Präsident der Continental European Division der IADR (als Nachfolger von H.Mühlemann)[12][13]
  • 1965/1966 Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg
  • 1966–1969 Mitglied des engeren Senats der Universität
  • 1966 Co-Präsident der ORCA
  • 1967 Beisitzer im Vorstand der DGZMK (wie Hans Joachim Schmidt)
  • 1967–1968 Präsident der ORCA
  • 1967–1969 Erster Vorsitzender der Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
  • 1972–1977 Präsident der DGZMK
  • 1977 Aufnahme als Mitglied in der Sektion Ophthalmologie, Oto-Rhino-Laryngologie, Stomatologie in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
  • 1978 Ehrennadel der DGZMK
  • 1986 Ehrenmitglied der DGZMK

Publikationen (Auswahl)

  • 1953 (mit R. Vonderlinn): Biochemische Speicheluntersuchungen. ZR 62:Nr. 16 (Aug. 1953) 438
  • 1955 (mit F. Bramstedt und A. Kröncke): Biochemische Untersuchungen zur Fluorwirkung im Speichel kariesanfälliger und -resistenter Personen. DZZ 10: Nr.5 (1955) 311
  • 1956 (mit F. Bramstedt und A. Kröncke): Über die Aktivierung des Kohlenhydratabbaus im Speichel durch niedrige Fluor-Konzentrationen. Naturwiss. 43:109–110
  • 1968 Kariesprophylaxe durch Fluoride. DZZ 23:135–141
  • 1980 (mit Jutta Patz): Morbidität und Versorgung der Zähne in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. DZZ 35:259–264
  • 1985 (mit G. Hüllebrand): Mundgesundheit in der Bundesrepublik. ZM 75:417-419

Quellen

  • Peter Riethe: Zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. R. Naujoks. Oralprophylaxe 6 (1984) 96
  • Prof. Dr. Naujoks neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Zahnärztl. Mitteil. 62: Nr. 21 (1972) 1057
  • B. Klaiber: Prof. Rudolf Naujoks ist verstorben. Zahnärztl. Mitteil. 94: Nr. 9 (2004) 1207
  • 90 Jahre Zahnklinik, Schlüsselübergabe und Fortbildung pur. Zahnärztl. Mitteil. 92: Nr. 16 (2002) 42

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. Naujoks: Über Zähne und Tonsillen bei der Fokalinfektion (Eine Gegenüberstellung). Inaug.-Dissertation, Universität Hamburg, 5. Oktober 1948
  2. Silke K. Riemer: Karl Schuchardt – Leben und Werk. Dissertation, Hamburg 2001, S. 122–123
  3. Official Register of Harvard University. Bd. LIX:Nr.2 (1962) 255
  4. Fluoride gegen Zahnfäule. Zahnärztl. Mitteil. 55 (1965) 1019
  5. Römische Skizzen. Ein Bericht über die Tagung der CED-IADR am 5. und 6. Oktober 1968 in Rom. DZZ 24 (1969) 75
  6. Prophylaxe. ZM 55 (1965) 1169
  7. J. Patz, H. Schedl, R. Naujoks: Kariesepidemiologische Untersuchungen an 15 bis 18jährigen Oberschülern im Raume Würzburg. DZZ 22: Nr. 7 (1967) 890
  8. J. Patz, R. Naujoks: Klinische Überprüfung einer fluoridhaltigen Zahnpaste bei Erwachsenen. (Ergebnisse nach zweijährigem unüberwachtem Gebrauch). DZZ 24 (1969) 614
  9. M. O. Bruker, R. Ziegelbecker: Vorsicht Fluor. emu-Verlag, Lahnstein, 2005; S. 83
  10. Welm: Kurz beleuchtet. Besser als bohren? DDZ 22 (1968) 322–323
  11. Statement Prof. Dr. Roland Frankenberger, Präsident der DGZMK, anlässlich der PK „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialismus“, DGZMK, 28. November 2019. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  12. Würzburg. ZWR 66 (1965) 750
  13. D. Y. Burrill et al.: The first fifty-year history of the International Association for Dental Research. IADR, University of Chicago Printing Dep. 1973; S. 220