Rudolf Schlichtinger

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Rudolf Schlichtinger (* 8. April 1915 in Regensburg; † 7. Mai 1994 in Bischofsgrün) war ein deutscher Politiker (SPD). Er gehörte dem Bayerischen Landtag an und war von 1959 bis 1978 Oberbürgermeister von Regensburg.

Leben

Rudolf Schlichtinger besuchte vier Jahre die Volksschule und sechs Jahre die Oberrealschule. Es folgten drei Jahre Lehrerbildungsanstalt mit Reifeprüfung.

1936 leistete er seinen Arbeitsdienst und anschließend zwei Jahre Wehrdienst bei der Marine ab. Er war vom ersten Kriegstag des Zweiten Weltkrieges ununterbrochen im Fronteinsatz. Dort war er seit 1941 Chef einer Marine-Flak-Batterie. Er geriet in Kriegsgefangenschaft im französischen Brest und verbrachte diese größtenteils in den Vereinigten Staaten. Nach dem Krieg war er ab 1947 als Volksschullehrer in Regensburg tätig.

Politik

Rudolf Schlichtinger war von 1954 bis 1970 Mitglied des Bayerischen Landtages. Dort war er für drei Wahlperioden von 1955 bis 1966 im Ausschuss für kulturpolitische Angelegenheiten'. Zudem war er Mitglied im Ausschuss Bayern Pfalz (1955 bis 1957) und im Ausschuss für Geschäftsordnung und Wahlprüfung (1966 bis 1970). In seiner Funktion als Landtagsabgeordneter der SPD war er Mitglied der Bundesversammlung, die am 1. Juli 1959 den Bundespräsidenten wählte. Gewählt wurde Heinrich Lübke.

1959 wurde Schlichtinger als Nachfolger des ehemaligen NSDAP- und dann CSU-Mitglieds Hans Herrmann zum Oberbürgermeister der Stadt Regensburg gewählt. Er behielt dieses Amt für 19 Jahre bis 1978. Schon in den Beginn der Amtszeit von Rudolf Schlichtinger fiel 1962 der Entschluss zur Gründung der Universität Regensburg. Damit wurde Regensburg zu einer Universitätsstadt, was in den Folgejahren nach 1970 einen starken Zuwachs der Bevölkerung aus nördlichen Bundesländern zur Folge hatte. Damit waren in der ländlich konservativ geprägten Stadt mit ihren engen Gassen in der besonders bei Jugendlichen beliebten Altstadt mit dem sehr alten, vernachlässigten Baubestand, bauliche Maßnahmen der Kommunalpolitik stark gefordert, zumal bereits ein staatliches Denkmalschutzgesetz in Vorbereitung war, das die Planungen aufwändiger machte, dann aber erst 1973 in Kraft trat.

Die Stadtverwaltung plante den schnellen Neubau von Studentenheimen, Wohnungen und Kaufhäusern mit Parkplätzen in der Altstadt. Aufwändig waren die Planungen von Industrieansiedlungen am westlichen Ende der Altstadt (Siemens) und am östlichen Ende der Altstadt im Hafengebiet. Diese Ansiedlungen mussten vom Umland aus gut erreichbar sein und sollten ausgehend von den beiden bereits im Ansatz bestehenden oder geplanten Ost-West- und Nord-Süd-Autobahnen vom Umland aus über zwei autobahnähnliche innerstädtische Erschließungsstraßen erreicht werden können. Die Ost-West-Erschließungsstraße sollte am südlichen Ufer der Donau verlaufen und hätte den umfangreichen historischen Baubestand am Donauufer zerstört einschließlich des Ostentores. Die Nord-Süd-Straße als Fortsetzung der Galgenbergstraße mit einer mehrspurigen Brücke über die Donau am Donaumarkt, hätte im Vorort Stadtamhof nicht nur den mittelalterlichen Andreasstadel zerstört, sondern hätte den ganzen Vorort Stadtamhof schwer beeinträchtigt.

In der Absicht, die geschilderten städtebaulichen Baumaßnahmen zu verhindern, entstanden die Bürgerinitiativen, Forum Regensburg e. V. und Freunde der Altstadt Regensburg e. V., die die zunächst von den Parteien mehrheitlich unterstützte bauliche Stadtentwicklung auch in weiteren Punkten nicht unterstützten. Auch in der Stadtratsfraktion der SPD und singulär auch in der CSU regte sich nach 1973 offener Widerstand gegen die von OB Schlichtinger geplanten Brückenbaumaßnahmen von den drei Mitgliedern Herbert E. Brekle, Christa Meier und W. Annuß, der sogar aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen wurde.[Anm. 1]

Als wahrscheinliche Folge dieser SPD-internen Auseinandersetzungen verlor bei der OB-Wahl 1978 der als Nachfolger von OB Schlichtinger kandidierende Albert Schmidt die Wahl gegen den CSU-Politiker Friedrich Viehbacher[1]

Es gab unter dem OB Schlichtinger aber auch unstrittige Projekte wie die Gebietsreform, Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen Patenstadtverträge mit Clermont-Ferrand (Frankreich) und Brixen (Südtirol), sowie die Errichtung des Eisstadions an der Nibelungenbrücke, Weitere Projekte blieben in Regensburg auch unter den Nachfolgern von OB Schlichtinger noch jahrelang strittig, wie die Parkplatzproblematik in der Altstadt, und besonders die Großbaumaßnahmen, eines geplanten Veranstaltungs- oder Kongresszentrums, an dessen Stelle erst im Jahr 2019 das heutige Haus der Bayerischen Geschichte: Museum trat.

1978, nachdem Schlichtinger von Friedrich Viehbacher (CSU) in seinem Amt abgelöst worden war, wurde er Ehrenbürger der Stadt Regensburg. Heute ist auch eine Straße im Vorort Burgweinting nach ihm benannt. Nach seinem Rückzug aus der Politik lebte er in Bischofsgrün (Fichtelgebirge).

Auszeichnungen

  • 1964: Bayerischer Verdienstorden
  • 1966: Kommunale Verdienstmedaille in Silber
  • 1970: Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Silber
  • 1974: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1975: Sigillum des Regensburger Kollegiums in Gold
  • 1977: Ehrenmitgliedschaft der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie
  • 1978: Ehrenbürgerschaft der Stadt Regensburg
  • 1978: Ehrenmitgliedschaft des Universitätsvereines (Regensburg)
  • 1979: Titel Altoberbürgermeister
  • 1980: Ehrenmitgliedschaft der Universität Regensburg
  • 1986: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik
  • 1987: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
  • 1990: Georg-von-Vollmar-Medaille

Einzelnachweise

  1. Peter Eiser, Günther Schießl: Sündenfall an der Donau. edition buntehunde GdbR Regensburg, 2004, ISBN 3-934941-08-7, S. 4–46.

Anmerkungen

  1. Die Rolle von Stadtrat W. Annuß wird beschrieben im Artikel Der alte Glanz von Stefan Aigner, in Stefan Aigner Nachrichten

Weblinks