Rudy Rucker

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Rudy Rucker, 2006

Rudy Rucker (eigentlich Rudolf von Bitter Rucker; * 22. März 1946 in Louisville, Kentucky) ist ein US-amerikanischer Mathematiker, Informatiker, Science-Fiction-Autor und Philosoph. Seine fiktionalen Werke werden zum Cyberpunk-Genre gerechnet und er gilt als Mitbegründer dieser literarischen Bewegung. Die ersten beiden Romane seiner Ware-Romantetralogie, Software (1980) und Wetware, machten ihn berühmt und wurden mit Philip K. Dick Awards ausgezeichnet. Außerdem ist Rucker Verfasser zahlreicher populärer Sachbücher zu erkenntnistheoretischen Themen und Mitherausgeber des Science-Fiction-Magazins Flurb.

Leben

Rudy Rucker besuchte eine Privatschule in Louisville, später die St. Xavier High School, bevor er den BA in Mathematik am Swarthmore College und einen Master und den Ph.D. in Mathematik an der Rutgers University erwarb. Er studierte von 1963 bis 1967 Mathematik am Swarthmore College und von 1967 bis 1972 an der Rutgers University und lehrte als Dozent für Philosophie der Mathematik. Er schrieb Sachbücher über seinen Fachbereich und machte sich in den kommenden Jahren einen Namen als Science-Fiction-Autor der jüngeren Generation.

1972 erhielt er seine erste Anstellung am State University College in Geneseo, New York. Er veröffentlichte sein erstes Sachbuch Geometry, Relativity and the Fourth Dimension sowie seinen ersten Roman Space Donuts. Von 1978 bis 1980 war Rucker Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und lebte mit seiner Familie in Heidelberg. Dort lehrte er an der Ruprecht-Karls-Universität Mathematik und schrieb während dieser Zeit unter anderem den Roman Software.

Rucker kehrte 1980 wieder in die USA zurück. Nach zwei Jahren an dem kleinen Randolph-Macon Woman’s College in Lynchburg, Virginia, begann er hauptberuflich als Autor zu arbeiten und schrieb in den kommenden vier Jahren sechs Bücher. Seine bisher bekanntesten Romane Software und Wetware gewannen 1983 und 1989 den Philip K. Dick Award. 2011 gewann er den Emperor Norton Award für seine Autobiografie Nested Scrolls: The Autobiography of Rudolf von Bitter Rucker.

Ab 1986 begann Rucker wieder zu lehren und hatte bis 2004 eine Professur für Mathematik und Informatik an der San José State University inne. Seine Schwerpunkte lagen auf Programmierung, Computergrafik und Spiele-Programmierung. Im Sommer 2004 beendete er seine Tätigkeit und ist seitdem wieder hauptberuflicher Autor. Im Jahr 1999 brachte ihn die literarische Beschäftigung mit dem Maler Pieter Bruegel selbst zur Malerei. Seitdem sind über 130 eigene Gemälde entstanden (Stand Juni 2016).[1]

Rucker ist seit 1967 mit einer Studienkollegin verheiratet und hat drei Kinder. Er ist über seine Mutter ein Ur-Ur-Ur-Enkel des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel.[2]

Werke

Sachbücher

  • Geometry and Reality (1973)
  • Geometry, Relativity and the Fourth Dimension (1977)
  • Mystic Fuzz (1977)
  • Infinity and the Mind (1982) – (dt. Die Ufer der Unendlichkeit, 1989) – ISBN 3-8105-1606-6
  • The Fourth Dimension (1984) – (dt. Die Wunderwelt der vierten Dimension, 1991) – ISBN 3-426-03978-8
  • Mind Tools: The Five Levels of Mathematical Reality (1987) – (dt. Der Ozean der Wahrheit, 1988) – ISBN 3-8105-1605-8
  • Artificial Life Lab (1993)
  • Seek! (1999)
  • As Above, so Below: A Novel of Peter Bruegel (2002)
  • Software Engineering and Computer Games (2003)
  • Lifebox, the Seashell, and the Soul (2005)
  • Nested Scrolls: The Autobiography of Rudolf von Bitter Rucker (2011) Autobiographie

Science-Fiction

Romane
  • Ware
  1. Software (1982) – (dt. Software, München 1988) – ISBN 3-453-02759-0
  2. Wetware (1988) – (dt. Wetware, München 1991) – ISBN 3-453-04995-0
  3. Freeware (1997)
  4. Realware (2000)
  • White Light: Or, What Is Cantor’s Continuum Problem (1980) – (dt. Weißes Licht, Basel 1981; Nachdruck mit einem Nachwort von Michael Nagula, München 1985) – ISBN 3-453-31200-7
  • Spacetime Donuts (1981) – (dt. Gödel, Zappa, Rock’n’Roll, 1989) – ISBN 3-596-28713-8
  • The Sex Sphere (1983) – (dt. Lafcadio und die Sexkugel, Frankfurt 1989) – ISBN 3-596-28704-9
  • Master of Space and Time (1984) – (dt. Herr über Raum und Zeit, 1989) – ISBN 3-596-10350-9
  • The Secret of Life (1985) – (dt. Lichtfänger, Frankfurt 1986 und 1988) – ISBN 3-596-27596-2
  • The Hollow Earth: The Narrative of Mason Algiers Reynolds of Virginia (1990) – (dt. Hohlwelt, 1997) – ISBN 3-453-12663-7
  • All the Visions: A Novel of the Sixties (1991)
  • The Hacker and the Ants (1994)
  • Saucer Wisdom (1998)
  • Spaceland (2002)
  • Hacker and the Ants, Version 2.0 (2003)
  • Frek and the Elixir (2004)
  • Mathematicians in Love (2006)
  • Postsingular (2007)
  • Hylozoic (2009)
  • Jim and the Flims (2011)
Kurzgeschichtensammlungen
  • The 57th Franz Kafka (1982) – (dt. Mixmischmasch, Frankfurt 1988) – ISBN 3-596-28705-7
  • Transreal! (1991)
  • Gnarl! (2000)
  • The Mad Professor: The Uncollected Short Stories of Rudy Rucker (2006)

Als Herausgeber

Literatur

  • Marcel Bieger: Weißes Licht, in: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1986 (Bd. 1), Wilhelm Heyne Verlag, München 1986, ISBN 3-453-31233-3, S. 608–611.
  • Michael Nagula: Software, in: Das Science Fiction Jahr 1989 (Bd. 4), herausgegeben von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, ISBN 3-453-03139-3, S. 569–573.
  • Richard Kadrey: Ein Gespräch mit Rudy Rucker. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1991 (Bd. 6), Wilhelm Heyne Verlag, München 1991, ISBN 3-453-04471-1, S. 496–503.

Kritik

  • Florian F. Marzin über Herr über Raum und Zeit: "Rudy Rucker, in der Science Fiction kein Unbekannter, hat hier wieder einmal sein satirisches Talent unter Beweis gestellt und einen ausgeflippten Roman abgeliefert, der mit dem Genre und den Auswüchsen amerikanischen Lebensstils der Gegenwart respektlos umgeht. Locker geschrieben, entführen Ruckers chaotische Helden den Leser in eine fiktionale Welt, in der alles möglich und das Wahrscheinlichste unmöglich ist."[3]

Quellen

  1. Katalog der Gemälde auf rudyrucker.com (PDF; 3,7 MB)
  2. Stammtafel der Familie von Bitter auf rudyrucker.com (PDF; 5,4 MB)
  3. Vgl. Das Science Fiction Jahr 1992, hrsg. von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag München, ISBN 3-453-05379-6, S. 823.

Weblinks