Ruja Ignatova

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ruja Ignatova (2015)

Ruja Ignatova (* 30. Mai 1980 in Russe, Bulgarien) ist eine deutsche verurteilte Betrügerin[1], deren bulgarische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde.[2] Bekannt wurde sie vor allem durch den Aufbau der Firma OneCoin, ein als Kryptowährung getarntes illegales Schneeballsystem, das 2017 enttarnt wurde.

Anfang 2019 wurde sie in den USA wegen Telekommunikationsbetrugs, Wertpapierbetrugs und Geldwäsche in Abwesenheit verurteilt. Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Sie wird sowohl vom FBI als eine der zehn meistgesuchten Flüchtigen[3] mit internationalem Haftbefehl gesucht[4] als auch von Europol zu den meistgesuchten Flüchtigen Europas gezählt[5] (Stand Juli 2022).

Leben

Ruja Ignatova wurde 1980 als Kind von Plamen Ignatov und Veska Ignatova geboren.[6] Ihr Bruder ist Konstantin Ignatov. Als sie zehn Jahre alt war, migrierte die Familie von Bulgarien nach Deutschland und ließ sich in Schramberg im Schwarzwald nieder.[4][6] Ruja war eine sehr gute Schülerin und übersprang in der Grundschule und im Gymnasium jeweils eine Klasse.[6] 1999 machte sie am Gymnasium in Schramberg ein sehr gutes Abitur.[7] Anschließend erhielt sie ein Studienstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und studierte Jura an der Universität Konstanz.[6] 2005 wurde sie dort in Rechtswissenschaften promoviert.[8][9] Laut eigenem Lebenslauf erhielt sie zudem einen Abschluss in Rechtswissenschaften der Universität Oxford mit dem Titel „Magister Juris in European and Comparative Law“ im Jahr 2004[10] sowie einen Master-Abschluss der Wirtschaftswissenschaften der Fern-Uni Hagen.[7] Laut eigenen Angaben war sie Beraterin bei McKinsey & Company und Leiterin eines bulgarischen Vermögensfonds.[7] Mit zunehmendem Erfolg von OneCoin pflegte sie einen luxuriösen Lebensstil, investierte in bulgarische Luxusimmobilien, zum Beispiel im Schwarzmeerort Sosopol[4], und veranstaltete Partys auf ihrer Luxusyacht „Davina“, bei denen Künstler wie Bebe Rexha und Tom Jones auftraten.[4][7] Bei großen Werbeauftritten erschien sie in teuren Kleidern.[4][7] Selbst nannte sie sich „Cryptoqueen“.[4]

Ihre Tochter wurde 2016 geboren.[4] Ihr früherer Ehemann ist Rechtsanwalt.[4] 2022 wurde bekannt, dass ihr ihre bulgarische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde.[2][11]

Kriminelle Aktivitäten

Gusswerk Waltenhofen (2010–2012)

2010 kauften Ruja Ignatova und ihr Vater Plamen Ignatov ein Gusswerk im allgäuischen Waltenhofen (bei Kempten), welches zuvor Insolvenz angemeldet hatte.[7] Nachdem sie die Firma 2012 wieder verkauft hatten, meldete der neue Besitzer Insolvenz an, wodurch 160 Arbeitsplätze verloren gingen.[7] Es wurde bekannt, dass Ruja Ignatova und ihr Vater schon vor Verkauf Produktionsanlagen entwendet hatten (der Abtransport einer Alugussanlage nach Bulgarien konnte im letzten Moment verhindert werden).[12] Im Oktober 2016 verurteilte das Amtsgericht Augsburg Ruja Ignatova wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs und Verletzung der Buchhaltungspflicht zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten.[4][7]

BigCoin (2013)

Im Jahr 2013 war sie an einem Multi-Level-Marketing-Betrug namens BigCoin beteiligt.[13]

OneCoin (2013–2017)

Ruja Ignatova gründete die Kryptowährung OneCoin und die zugehörige Firma OneCoin Ltd mit Sitz in Dubai, deren Geschäftsmodell auf einem Schneeballsystem aufbaute.[4] Die Firma sammelte weltweit Investoren, so z. B. aus China, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den USA, Hong Kong, Indien und Uganda.[4]

Ihr Verschwinden wurde bemerkt, als sie zu einem Investorentreffen im Oktober 2017 in Lissabon nicht erschien.[4] Zuletzt gesehen wurde sie, als sie am 25. Oktober 2017 von Sofia nach Athen flog.[4] Seitdem gilt sie als unauffindbar. Bis zu seiner Verhaftung am 6. März 2019 in Los Angeles übernahm ihr Bruder Konstantin Ignatov die Geschäftsführung von OneCoin.[4][7] Gegen Ruja Ignatova und OneCoin wird weltweit von mindestens 20 Strafverfolgungsbehörden ermittelt,[6] mehr als 4 Milliarden Dollar sollen Anleger verloren haben.[14]

US-Behörden verurteilten Ignatova 2019 in Abwesenheit wegen Postbetrugs, Wertpapierbetrugs und Geldwäsche.[4] In Deutschland darf OneCoin nicht mehr vertrieben werden.[15]

Ende 2020 wurde eine Verfilmung der Geschichte um OneCoin unter dem Namen Fake! mit Kate Winslet in der Hauptrolle angekündigt.[16][17]

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
FBI Suchplakat

Im Juni 2022 wurde sie auf die Liste der 10 meistgesuchten Verbrecher des FBI gesetzt.[18]

Weblinks

Commons: Ruja Ignatova – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Milliardenbetrug. 25. September 2020, abgerufen am 25. Juni 2021.
  2. a b Max Daly: OneCoin's Missing 'Crypto Queen' Is Now One of Europe's Most-Wanted Fugitives. In: VICE, 12. Mai 2022. 
  3. FBI: Most wanted: RUJA IGNATOVA. Abgerufen am 1. Juli 2022.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o BBC: Cryptoqueen: How this woman scammed the world, then vanished. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  5. ENFAST / Europol: IGNATOVA, Ruja. In: Europe's most-wanted fugitives. Abgerufen am 11. Mai 2022.
  6. a b c d e Martin Himmelheber: Die „Cryptoqueen“ aus Schramberg. In: NRWZ.de. 22. Mai 2020, abgerufen am 8. Mai 2021 (deutsch).
  7. a b c d e f g h i Holger Sabinsky-Wolf: Der Krimi um die Krypto-Queen führt ins Allgäu und in den Schwarzwald. Südkurier, 23. Dezember 2019, abgerufen am 8. Mai 2021.
  8. Universität Konstanz: Abgeschlossene Promotionen | Promotionen | Forschung | Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung – Prof. Dr. Astrid Stadler | Fachbereich Rechtswissenschaft. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  9. Ruja Ignatova: Art. 5 Nr. 1 EuGVO – Chancen und Perspektiven der Reform des Gerichtsstands am Erfüllungsort: Dissertationsschrift (Europäische Hochschulschriften Recht, Band 4227). 1. Auflage. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien 2005, ISBN 978-3-631-54288-0.
  10. Ruja Ignatova: Biographische Angaben. Peter Lang Verlag, 2005, abgerufen am 30. Juni 2022.
  11. Продължава издирването на 41-годишна германска гражданка, родена у нас. In: MOI Press Office, 18. April 2022 (bulgarisch).
  12. Kreisbote: "So etwas Dubioses nie erlebt". 20. Januar 2012, abgerufen am 9. Mai 2021.
  13. BigCoin & BNA: The original OneCoin Ponzi points.
  14. Philip Plickert: Kriminalfall: Milliarden-Betrug mit falscher Kryptowährung. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  15. BaFin: Onecoin Ltd (Dubai), OneLife Network Ltd (Belize) und One Network Services Ltd (Sofia/Bulgarien): Untersagung von Geschäften mit „OneCoins“ in Deutschland. Abgerufen am 8. Mai 2021.
  16. Oscar-winner Kate Winslet to star in ‘Fake!’ — a movie about crypto Ponzi scheme OneCoin. Abgerufen am 7. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  17. Martin Dold: Schramberger Krypto-Queen – Kate Winslet spielt in Hollywood-Film „Fake!“ die Hauptrolle. In: Schwarzwälder Bote. 24. Oktober 2020, abgerufen am 11. Mai 2022.
  18. FBI setzt »Krypto-Queen« Ruja Ignatova auf Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher. In: Der Spiegel. 1. Juli 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. Juli 2022]).