Grammatik der russischen Sprache
Wie die meisten slawischen Sprachen ist auch das Russische stark flektierend. Es kennt drei grammatische Geschlechter und sechs Fälle (Kasus). Es existiert eine Kategorie der Belebtheit, d. h. innerhalb der grammatischen Geschlechter wird weiterhin nach belebten (d. h. Personen und Tieren) und unbelebten (d. h. sonstige) Substantiven unterschieden.
Im Russischen werden folgende Wortarten gebeugt (flektiert): Substantive (auch Eigennamen), Adjektive, Pronomen und Zahlwörter werden dekliniert, die Verben konjugiert. Adjektive und Adverbien können gesteigert werden.
Das Russische kennt (wie z. B. das Latein) keine Artikel. Die Bestimmtheit oder Unbestimmtheit einer Sache wird aus dem Zusammenhang erschlossen.
Kasus (падéж) in der russischen Sprache
Im Russischen werden normalerweise sechs grammatische Fälle angenommen. Neben den vier im Deutschen bekannten Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ sind das die Fälle Instrumental und Präpositiv (auch als Lokativ bezeichnet, was jedoch zu Verwirrungen führen kann). Außerdem haben sich im Russischen einige Spuren des Vokativs erhalten (z. B. бoжe мой „mein Gott!“). Schließlich differenzieren einige Substantive noch zwei verschiedene Formen des Genitivs (z. B. чашка чaю und чашка чaя für „eine Tasse (gefüllt mit) Tee“). Bei großzügiger Zählung könnte man also im Russischen bis zu acht Fälle ansetzen.
Jeder Fall beantwortet zwei Fragen aus jeweils zwei Reihen. Eine Reihe bezieht sich auf die belebten Substantive und die andere auf die unbelebten. Zu den belebten Substantiven zählen alle tier- und menschenbezogenen Nomen und zu den unbelebten alle anderen.
Die Fälle und die Fragen zu ihnen werden in der folgenden Tabelle dargestellt:
Падеж (Kasus) | Fragen zu den belebten Nomen | Fragen zu den unbelebten Nomen |
---|---|---|
1. Именительный (Nominativ) | кто? (wer?) | что? (was?) |
2. Родительный (Genitiv) | кого? (wessen?¹ ²) | чего? (wessen?) |
3. Дательный (Dativ) | кому? (wem?) | чему? (wem?) |
4. Винительный (Akkusativ) | кого? (wen?)¹ | что? (was?)¹ |
5. Творительный (Instrumental) | кем? (mit wem?³) | чем? (womit?³) |
6. Предложный (Präpositiv) | (о)⁴ ком? (über wen?/von wem?) | (о)⁴ чём? (worüber?/wovon?) |
Anmerkungen:
- Für den russischen Akkusativ gilt, dass die Frage nach den belebten Nomen mit dem Genitiv übereinstimmt, für die unbelebten Nomen hingegen gleicht sie der Frage des Nominativs. Deswegen wird eine Frage (кого?) doppelt übersetzt, weil es im Deutschen für den Akkusativ eine eigenständige Frage „wen?“ gibt. Diese hat direkte Auswirkung auf die Deklination der Substantive und Adjektive.
- Im Unterschied zur deutschen Sprache hat diese Frage ausschließlich objektive Bedeutung und keine possessive Bedeutung.
- Im Sinne einer Anwendung etwa wie: „Mit wem wird der Trainer den verletzten Spieler ersetzen?“ und „Womit putzt du deine Brille?“
- Den Präpositiv benutzt man nur in Verbindung mit bestimmten Präpositionen.
Substantive ([имена] существительные)
Genus der Substantive
Das grammatische Geschlecht (russ. род) eines Substantivs kann in den meisten Fällen an der Endung erkannt werden.
Substantive, die auf einem harten Konsonanten enden, sind männlich. Substantive auf о, ё oder е sind bis auf wenige Ausnahmen sächlich.
Auf а oder я endende Substantive sind in aller Regel weiblich, mit zwei Ausnahmen:
- Die zehn Substantive auf мя – darunter so gebräuchliche wie имя (Vor)name und время Zeit – sind sächlich.
- Die zweite Ausnahme betrifft jene Personenbezeichnungen, bei denen das natürliche Geschlecht das grammatische dominiert: Wenn sich das Substantiv auf eine Person männlichen Geschlechts bezieht, ist auch das Substantiv männlich, anderenfalls weiblich. In diesem Fall ist also nur aus dem Kontext ersichtlich, welches Geschlecht das Substantiv hat; Beispiele: левша Linkshänder(in), коллега Kollege/Kollegin, судья Richter(in), глава in der Bedeutung Leiter(in), пьяница Trinker(in), бедняга armer Schlucker. Für die Deklination spielt das natürliche Geschlecht allerdings keine Rolle, d. h. männliche Substantive auf а/я werden genauso gebeugt wie weibliche (nämlich nach der zweiten Deklination, s. u.).
Substantive, die auf ein ь (Weichheitszeichen) enden, können männlich oder weiblich sein; die weiblichen sind aber klar in der Überzahl. Die Deklination bei weiblichen und männlichen Substantiven auf ь ist unterschiedlich (Beispiel: голубь Taube männlich; любовь Liebe weiblich). In Bezug auf das Geschlecht gelten folgende Regeln: Substantive, bei denen dem ь ein Zischlaut (= ж, ч, ш, щ) vorausgeht, sind weiblich (Bsp. ложь Lüge, печь Ofen). Ebenfalls weiblich sind alle unbelebten Substantive auf бь, вь, пь, сь, сть, знь sowie alle einsilbigen unbelebten auf ть. Ausnahme: путь Weg, das unregelmäßig dekliniert wird (im Instrumental Singular nach der I. Deklination, in allen anderen Kasus nach der III.) ist männlich.
Anzumerken ist, dass bestimmte weitere und häufig auftretende substantivische Suffixe Signalwirkung in Bezug auf das Geschlecht bzw. die Deklination haben, so z. B. Substantive mit -тель (писатель – der Schriftsteller/männlich, 1. Deklination weich) oder mit -ость (радость – die Freude/weiblich, 3. Deklination).
Lehnwörter (siehe auch unten) werden im Russischen in erster Linie nach ihrer Endung einem grammatischen Geschlecht bzw. einem Deklinationsmuster zugeordnet. Fremdwörter auf „a“ wie etwa „проблема“ (Problem) werden zumeist als Feminina behandelt, auch wenn das Ursprungsgeschlecht ein anderes ist, in diesem Fall Neutrum. Ähnliches gilt für ursprüngliche Feminina wie „Universität“ (Университет, im Russischen männlich). Auch lateinische Lehnwörter auf „-um“ werden, anders als im Polnischen, aufgrund ihrer konsonantischen Endung stets als Maskulina behandelt.
Gewisse Lehnwörter, deren Endungen zum Teil nicht in das System der russischen Sprache passen, wurden als sächliche undeklinierbare Substantive in die Sprache übernommen (z. B. Show шоу, Radio радио, Taxi такcи oder Metro метро).
Einen bestimmten oder unbestimmten Artikel gibt es im Russischen nicht.
Regeln zur Schreibung der Deklinationsendungen der Substantive
Für die Schreibung (und infolgedessen auch die Aussprache) der Vokale in den Deklinationsendungen der Substantive (und auch der Adjektive) gelten bestimmte Regeln, je nachdem auf welchen Konsonanten der Stamm auslautet:
Stammauslaut | a | o | u | i | e |
---|---|---|---|---|---|
1. auf harten Konsonanten (außer г,к,х;ж,ш,ц) | а | о | у | ы | е |
2. auf weichen Konsonanten (außer ч,щ) | я | betont: ё unbetont: е | ю | и | е |
3. auf г,к,х | а | о | у | и | е |
4. auf ж, ш, ч, щ | а | betont: о unbetont: е | у | и | е |
5. auf ц | а | betont: о unbetont: е | у | ы | е |
Deklination der Substantive (Singular)
Im Russischen unterscheidet man drei Deklinationstypen. Die I. Deklination gilt für männliche Substantive mit Nullendung und alle deklinierbaren sächlichen Substantive. Die II. Deklination gilt für männliche und weibliche Substantive mit Endung -а, -я, Die III. Deklination verwendet man für weibliche Substantive, die auf ь enden. Außerdem gibt es eine Sonderdeklination für sächliche Substantive, die auf мя enden (z. B. пламя Flamme, темя Scheitel) und noch zwei Wörter. Darüber hinaus gibt es eine spezielle Deklination für Substantive mit Endungen -ий, -ие, -ия.
Substantivierte Adjektive beugt man wie Adjektive.
Außerdem gibt es einige Substantive, die man nicht beugen soll.
Die Endungen entscheiden sich entsprechend den Fällen. Hier zwei Beispiele: Das männliche Substantiv стол – der Tisch (I. Deklination) und das weibliche Wort площадь – der Platz (III. Deklination) werden im Singular wie folgt gebeugt:
Kasus (Падеж) | ||
---|---|---|
1. (Имени́тельный) | стол | площадь |
2. (Роди́тельный) | стола | площади |
3. (Да́тельный) | столу | площади |
4. (Вини́тельный) | стол | площадь |
5. (Твори́тельный) | столом | площадью |
6. (Предло́жный) | столе | площади |
Es gibt einige Unterschiede in der Deklination zwischen Wörtern, deren Stamm auf einen harten bzw. auf einen weichen Konsonanten auslauten. Siehe jeweilige Deklinationstabelle dazu.
I. Deklination
Nominativ | Maskulina ohne Endung mit einem harten Konsonanten am Ende und Neutrum mit -о | Maskulina ohne Endung mit einem weichen Konsonanten am Ende und Neutrum mit -е |
Genitiv | -а | -я |
Dativ | -у | -ю |
Akkusativ | ¹[Siehe Anmerkung unten] | |
Instrumental | -ом³ | -ем²³ |
Präpositiv | -е⁴ |
- 1: Im Akkusativ haben die belebten männlichen Substantive die Form des Genitivs, die wenigen belebten neutralen die des Nominativs, und die unbelebten die des Nominativs (siehe Kasus)
- 2: Nach weichem Konsonanten wird bei Betonung ein ё geschrieben; unbetont ein е.
- 3: Russische männliche Familiennamen auf -ов (-ев), -ёв, -ин (-ын) haben im Instrumental die Endung -ым: Горбачёвым, Путиным.
- 4: Viele männliche einsilbige Substantive, deren Betonung bei Beugung auf die Endung fällt, haben im Sinne einer Adverbialbestimmung im Präpositiv die Endung -у.
Beispiele:
Nominativ | дом, mask. (das Haus); село́, neutr. (das Dorf) | конь, mask. (ein männliches Pferd); поле, neutr. (das Feld) |
Genitiv | дома, села | коня, поля |
Dativ | дому, селу | коню, полю |
Akkusativ | дом, село | коня, поле |
Instrumental | домом, селом | конём, полем |
Präpositiv | (о) доме, селе | (о) коне, поле |
II. Deklination
Nominativ | -a | -я |
Genitiv | -ы¹ | -и |
Dativ | -е | |
Akkusativ | -у | -ю |
Instrumental | -ой³ | -ей²³ |
Präpositiv | -е |
- 1: Nach Zischlauten sowie г, к und х wird ein и geschrieben.
- 2: Nach einem weichen Konsonanten wird bei Betonung ein ё geschrieben; unbetont ein е.
- 3: Veraltete Formen -ою und -ею sind immer noch anzutreffen.
Beispiele:
Nominativ | пaпа, mask. (Papa) | заря, fem. (Morgen- bzw. Abendrot) |
Genitiv | папы | зари |
Dativ | папе | заре |
Akkusativ | папу | зарю |
Instrumental | папой | зарёй |
Präpositiv | (о) папе | (о) заре |
III. Deklination
Nominativ | -ь |
Genitiv | -и |
Dativ | -и |
Akkusativ | -ь |
Instrumental | -ью |
Präpositiv | -и |
Beispiel:
Nominativ | степь (die Steppe) |
Genitiv | степи |
Dativ | степи |
Akkusativ | степь |
Instrumental | степью |
Präpositiv | о степи |
Sonderdeklination (Разносклоняемые имена существительные)
Zur Sonderdeklination ordnet man zehn sächliche Substantive auf -мя: бремя (Last), время (Zeit), вымя (Euter), знамя (Fahne), имя (Name), пламя (Flamme), племя (Stamm), семя (Samen), стремя (Bügel), темя (Scheitel).
Sie werden folgendermaßen dekliniert:
Nominativ | -я |
Genitiv | -и |
Dativ | -и |
Akkusativ | -я |
Instrumental | -ем |
Präpositiv | -и |
a) Im Akkusativ ändert sich das Wort nicht.
b) In anderen grammatischen Fällen wird das Suffix -ен- vor der Endung hinzugefügt.
Beispiel:
Nominativ | имя |
Genitiv | имени |
Dativ | имени |
Akkusativ | имя |
Instrumental | именем |
Präpositiv | (об) имени |
Der Sonderdeklination kann man zwei weitere unregelmäßig deklinierte Nomen zurechnen: путь, mask. (Weg) und дитя, neutr. (Kind). Die Deklination dieser Wörter:
Nominativ | путь | дитя |
Genitiv | пути | дитяти |
Dativ | пути | дитяти |
Akkusativ | путь | дитяти |
Instrumental | путём | дитятею |
Präpositiv | (о) пути | (о) дитяти |
Deklination der Nomen auf -ий, -ие, -ия
Männliche Nomen auf -ий, sächliche Substantive auf -ие und weibliche auf -ия beugt man wie folgt:
Nominativ | -ий | -ие | -ия |
Genitiv | -ия | -ии | |
Dativ | -ию | -ии | |
Akkusativ | -ий/-ия | -иe | -ию |
Instrumental | -ем | -ией | |
Präpositiv | -ии |
Beispiele:
Nominativ | магний, mask. (Magnesium) | терпе́ние, neutr. (Geduld) | мо́лния, fem. (Blitz) |
Genitiv | магния | терпе́ния | молнии |
Dativ | магнию | терпе́нию | молнии |
Akkusativ | магний | терпе́ниe | молнию |
Instrumental | магнием | терпе́нием | молнией |
Präpositiv | (о) магнии | (о) терпе́нии | (о) молнии |
Plural der Substantive
Bildung
- In der II. und III. Deklination bildet man den Plural auf einheitliche Weise durch die Endungen -ы oder -и. Die Endung -и setzt man nach Zischlauten sowie г, к und х. Die Endung -ы benutzt man in anderen Fällen.
- Alle sächlichen Nomen auf -о, -е haben jeweils die Endung -а, -я im Plural.
- Männliche Substantive aus der I. Deklination haben im Plural hauptsächlich die Endungen -и, -ы.
- Neben dieser Form gibt es für manche Nomen auch eine zweite Form mit -а. Das sind Substantive auf -ер, -ор, die meistens einen Beruf bezeichnen. Sie sind oft in der Fachsprache als Sammelbegriff für den Beruf anzutreffen. z. B. Инженéрa на на́шем предприя́тии высоко́ опла́чиваются. Der Gebrauch der üblichen Form auf -ы ist in diesem Fall auch möglich.
- Für das Wort дом (Haus) ist die Endung -а (дома) die einzig richtige.
- Bei männlichen Substantiven auf -ин wird das Suffix -ин mit der Endung -е ersetzt.
Deklination
Im Plural werden alle Nomen fast einheitlich dekliniert. Die Unterschiede betreffen nur den Genitiv.
Nominativ | -и, -я | -ы, -а | -е |
Dativ | -ям | -ам | |
Akkusativ | s. Anmerkung unten | ||
Instrumental | -ями | -ами | |
Präpositiv | -ях | -ах |
Im Akkusativ haben die belebten Substantive die Form des Genitivs und die unbelebten die des Nominativs.
Deklination des Plurals im Genitiv:
Kategorie | I. Dekl., Maskulina mit einem harten Konsonanten bzw. mit dem weichen "й" am Ende | II. Dekl. und Neutra auf -о, I. Dekl. Mask. auf -ин | III. Dekl., I. Dekl. Mask. mit einem weichen Konsonanten am Ende; Neutra auf -e |
Genitiv | -ов, -ев | Ø | -ей |
Ø steht für die Nullendung.
Beispiele:
Singular | вор (Dieb), гений (Genie), музей (Museum) | лампа (Lampe), село (Dorf, Kirchdorf) | роль (Theaterrolle), конь, море | крестьянин (Bauer) |
Nominativ | воры, гении, музе́и | лампы, сёла | роли, кони, моря́ | крестьяне |
Genitiv | воров, гениев, музеев | ламп, сёл | ролей, коней, морей | крестьян |
Dativ | ворам, гениям, музеям | лампам, сёлам | ролям, коням, морям | крестьянам |
Akkusativ | воров, гениев, музеи | лампы, сёла | роли, коней, моря | крестьян |
Instrumental | ворами, гениями, музеями | лампами, сёлами | ролями, конями, морями | крестьянами |
Präpositiv | о ворах, о гениях, о музеях | о лампах, сёлах | о ролях, конях, морях | о крестьянах |
Die nicht deklinierbaren Nomen
In der russischen Sprache werden folgende Gruppen der Substantive weder in Zahl noch in Kasus gebeugt:
- Substantive fremdsprachlicher Herkunft auf -у, -и, und betontes -е, -о, -а.
- Geografische Namen auf -у, -и, -е, -о
- Personennamen fremdsprachlicher Herkunft auf -у, -и, -е, -о und betontes -а.
- Feminina fremdsprachlicher Herkunft, die mit einem harten Konsonanten enden.
- Familiennamen auf -ово, -аго, -яго, -ых, -их und -ко.
Pronomen
Personalpronomen
In der folgenden Tabelle werden Personalpronomen und ihre Deklination dargestellt.
Singular | 1. Person | 2. Person | 3. Person |
---|---|---|---|
Nominativ | я (ich) | ты (du) | он (er) + оно (es) / она (sie) |
Genitiv | (у) меня | (у) тебя | его (у него) / её (у неё) |
Dativ | (ко) мне | (к) тебе | ему (к нему) / ей (к ней) |
Akkusativ | (на) меня | (на) тебя | его (на него) / её (на неё) |
Instrumental | (со) мной (-ою) | (с) тобой (-ою) | им (с ним) / ей (с ней) |
Präpositiv | (обо) мне | (о) тебе | (о нём) / (о ней) |
Plural | |||
Nominativ | мы (wir) | вы (ihr) | они (sie) |
Genitiv | (у) нас | (у) вас | их (у них) |
Dativ | (к) нам | (к) вам | им (к ним) |
Akkusativ | (на) нас | (на) вас | их (на них) |
Instrumental | (с) нами | (с) вами | ими (с ними) |
Präpositiv | (о) нас | (о) вас | (о них) |
Anmerkungen:
- Nach Präpositionen wird den Formen der 3. Pers.Sg. und Pl. ein н- vorgesetzt (es sei denn, sie werden als Possessivpronomen gebraucht [s. u.]): него, неё, них etc.
- Konsonantisch auslautenden Präpositionen wird vor мне und мной ein -о angehängt (z. B.: со мной). Vor мне nimmt die Präposition о die Form обо мне an.
- Die Höflichkeitsform Вы beugt man wie вы.
Possessivpronomen
Im Russischen gibt es folgende Possessivpronomen:
1. Person | 2. Person | 3. Person | |
Singular | мой (mein) | твой (dein) | его (sein), её (ihr), его (sein) |
Plural | наш (unser) | ваш (euer) | их (ihr) |
Daneben gibt es noch das Pronomen свой, das, auf Subjekt bezogen, für alle drei Personen des Singulars und Plurals gebraucht wird. (s. u.).
Z. B.:
- Люблю свою жену = „ich liebe meine Frau“;
- Люблю его жену = „ich liebe seine Frau“;
- Он любит свою жену = Er liebt seine (eigene) Frau;
- Он любит его жену = Er liebt seine Frau (= die Frau eines anderen Manns).
Deklination der Possessivpronomen
Die Possessivpronomen werden ähnlich wie Adjektive dekliniert (s. u.). мой, твой, свой und наш, ваш werden jeweils nach demselben Muster dekliniert:
1. Pers. Singular | Singular | Plural | ||
---|---|---|---|---|
männl. | sächl. | weibl. | alle Geschlechter | |
Nominativ | мой (mein) | моё | моя | мои |
Genitiv | моего | моей | моих | |
Dativ | моему | моей | моим | |
Akkusativ | мой/моего | моё/моего | мою | мои/моих |
Instrumental | моим | моей | моими | |
Präpositiv | о моём | о моей | моих | |
1. Pers. Plural | ||||
Nominativ | наш (unser) | наше | наша | наши |
Genitiv | нашего | нашей | наших | |
Dativ | нашему | нашей | нашим | |
Akkusativ | наш/нашего | наше/нашего | нашу | наши/наших |
Instrumental | нашим | нашей | нашими | |
Präpositiv | о нашем | о нашей | наших |
Ist ein Possessivpronomen Teil des Subjektes, darf kein свой verwendet werden- свой steht also niemals im Nominativ:
Иван и его брат Владимир
Die Pronomen der 3. Person (его, её, его, их), die eigentlich lediglich Genitivformen der Personalpronomen sind, werden nicht dekliniert.
Gebrauch der Possessivpronomen
I. мой, твой, наш, ваш
II. его, её, их
III. свой
Adjektive ([имена] прилагательные)
Arten von Adjektiven
Im Russischen unterscheidet man zwei Hauptgruppen von Adjektiven:
I. Qualitative Adjektive: Darunter versteht man Adjektive, die eine direkte Eigenschaft ausdrücken, die in stärkerem oder schwächerem Maß auftreten kann und einen Vergleich zulässt (z. B.: старая книга – das alte Buch).
II. Bezügliche (relative) Adjektive: Sie drücken Eigenschaften aus, indem sie eine Beziehung zu dem Gegenstand oder Begriff herstellen, von dem sie abgeleitet sind (z. B.: пожарная команда – Feuerwehr). Im Deutschen werden derartige Beziehungen oft durch zusammengesetzte Substantive ausgedrückt (vgl. Beispiel oben). Besondere Gruppen innerhalb der bezüglichen Adjektive sind:
- a) die Gattungsadjektive, die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Lebewesen ausdrücken (z. B.: птичий голос – Vogelstimme).
- b) die Possessivadjektive, die in vielen Fällen ein persönliches Besitzverhältnis ausdrücken und meist von Personennamen oder Substantiven, die Personen bezeichnen, gebildet werden (z. B.: отцов дом – das Haus des Vaters).
Die mit Gattungsadjektiven und Possessivadjektiven ausgedrückten Beziehungen lassen sich in den meisten Fällen durch den Gebrauch des dem Adjektiv entsprechenden Substantivs im Genitiv wiedergeben (z. B.: голос птицы; дом отца).
Merkmale | Qualitative Adjektive | Bezügliche Adjektive |
Formen (s. u.) | Lang- und Kurzform | nur Langform; immer abgeleitet |
Steigerungsstufen | Positiv, Komparativ, Superlativ | nur Positiv |
Verbindbarkeit | mit Adverbien des Grades (z. B.: очень – sehr) | verbinden sich nicht mit diesen |
Ableitungsgrundlage | für Adverbien | - |
Langformen der Adjektive
Deklination der Langformen
Man unterscheidet zwischen Adjektiven mit einem harten und einem weichen Stammauslaut.
Im Akkusativ Plural sowie im Akkusativ männlicher und sächlicher Substantive ist die Endung vom unbelebten (Nominativ) und belebten (Genitiv) Beziehungswort abhängig.
Für die Schreibung der Vokale in den Endungen gelten dieselben Regeln wie bei der Deklination der Substantive.
I. Harter Stammauslaut:
Singular | männlich | sächlich | weiblich |
Nominativ | -ый/-ой | -ое | -ая |
Genitiv | -ого | -ой | |
Dativ | -ому | -ой | |
Akkusativ | -ый/-ой/-ого | -ое | -ую |
Instrumental | -ым | -ой | |
Präpositiv | -ом | -ой |
Plural | alle Geschlechter |
Nominativ | -ые |
Genitiv | -ых |
Dativ | -ым |
Akkusativ | -ые/-ых |
Instrumental | -ыми |
Präpositiv | -ых |
Männliche Adjektive enden im Singular auf ой, wenn diese Endung betont wird (z. B. большой – groß). Nach Zischlauten sowie г, к und х wird statt ы ein и geschrieben.
II. Weicher Stammauslaut:
Singular | männlich | sächlich | weiblich |
Nominativ | -ий | -ее | -яя |
Genitiv | -его | -ей | |
Dativ | -ему | -ей | |
Akkusativ | -ий/-его | -ее | -юю |
Instrumental | -им | -ей | |
Präpositiv | -ем | -ей |
Plural | alle Geschlechter |
Nominativ | -ие |
Genitiv | -их |
Dativ | -им |
Akkusativ | -ие/-их |
Instrumental | -ими |
Präpositiv | -их |
Kurzformen der Adjektive
Bildung der Kurzformen
Kurzformen können nur von Qualitätsadjektiven gebildet werden, jedoch nicht von allen.
In einigen Fällen haben die Kurzformen eine eigenständige Bedeutung entwickelt und werden prädikative Adjektive genannt. Von einer kleinen Anzahl Adjektive existieren nur noch die Kurzformen.
Um die Kurzform eines Adjektivs zu bilden, muss man die Endung (-ый/-ой,-ое,-ая bzw. -ий,-ее,-яя) abstreichen und durch folgende Endungen ersetzen:
Singular | männlich | weiblich | sächlich |
harter Stammauslaut | - | -а | -о |
weicher Stammauslaut | -ь | -я | -е |
Plural | alle Geschlechter |
harter Stammauslaut | -ы |
weicher Stammauslaut | -и |
Nach Zischlauten sowie г, к und х wird statt ы ein и geschrieben.
Bei der Bildung der männlichen Singularform gilt es jedoch einige Besonderheiten zu beachten:
I. Lautet der Stamm in der Langform auf zwei Konsonanten aus und ist der letzte ein к oder ein н, wird zur leichteren Aussprache in der männlichen Kurzform im Singular oft ein flüchtiges -о- oder -е- bzw. -ё- (in betonter Stellung) eingeschoben. Dabei tritt -о- vor к nach vorausgehendem harten Konsonanten (außer ш und ж) ein, -е-/-ё- in allen anderen Fällen. Es existieren jedoch Ausnahmen zu dieser Verteilung, z. B. голодный (hungrig) -- голоден.
II. Manchmal findet auch bei Stammauslaut auf -р oder -л ein Vokaleinschub statt.
III. Die Adjektive auf -нный enden in der männlichen Singularform entweder auf -нен oder -ен.
Steigerung
Bildung des Komparativs
Der zusammengesetzte Komparativ wird gebildet, indem man das unveränderliche более (mehr) bzw. менее (weniger) vor ein Adjektiv im Positiv setzt, z. B. более старый (älter), менее старый (weniger alt). Dabei stimmt das Adjektiv mit dem Beziehungswort überein. Die Adjektive auf -ский bilden nur zusammengesetzte Komparativformen.
Der einfache Komparativ wird vom Adjektivstamm durch Anfügung der Endungen -ее (umgangssprachlich auch -ей), -е, -ше gebildet. Die meisten Adjektive bilden den einfachen Komparativ -ее, -ей, z. B.: красивый/красив – красивее/красивей (schön – schöner). Bei Adjektiven, deren Stamm auf -г, -к, -х, -д, -т, -ст auslautet, wird meist -е an den Stamm angefügt, wobei zusätzlich ein Konsonantenwechsel (г/д – ж; к/т – ч; х – ш; ст – щ) eintritt. Außerdem gibt es eine kleine Zahl von Adjektiven, die unregelmäßige Komparativformen mithilfe der Endung -ше bilden, wie z. B.: xороший/хорош – лучший/лучше (gut – besser); маленький (малый) – меньше (klein – kleiner); старый/стар – старший/старше (alt – älter). Auch einige andere Adjektive bilden unregelmäßige einfache Komparativformen. Besonders bei zweisilbigen Adjektiven wechselt die Betonung oft von der ersten auf die zweite Silbe: сильный/силён – сильнéе (сильнéй) (stark – stärker).
Eine besondere Gruppe von Adjektiven bildet neben den normalen Komparativformen deklinierbare Langformen auf -ший (z. B.: старый/стар – старший/старше – alt – älter oder am ältesten), die wie Adjektive dekliniert werden und auch als Superlativ gebraucht werden können. Diese treten zumeist nur in feststehenden Wendungen oder Begriffen auf.
Durch die Vorsilbe по- kann man den Komparativ abschwächen (z. B.: поменьше – etwas kleiner).
Gebrauch des Komparativs
Die zusammengesetzten Komparativformen werden hauptsächlich attributiv gebraucht, können aber auch prädikativ verwendet werden. Von den einfachen Formen werden meist nur die deklinierbaren Langformen attributiv verwendet. Die einfachen unveränderlichen Formen werden in der Regel nur als Prädikat verwendet (Er ist älter. – Он старше.).
Den Vergleich durch „als“ kann man im Russischen auf zwei Arten ausdrücken:
- a) durch чем + Nominativ bei zusammengesetzten Formen sowie bei einfachen Formen, wenn das Vergleichswort nicht dekliniert werden kann (z. B.: Infinitiv).
- b) durch den Genitiv des Vergleichswortes bei einfachen Komparativformen.
Bildung des Superlativs
Der zusammengesetzte Superlativ wird gebildet
- a) indem man самый (aller-, ganz) oder gelegentlich auch наибoлее vor ein Adjektiv im Positiv setzt, z. B.: самый старый ([aller-]ältester). Dabei stimmen das Adjektiv und самый (das wie ein ganz normales Adjektiv dekliniert wird) mit dem Beziehungswort überein.
- b) indem man die einfache Komparativform mit dem nachgestellten Genitiv всех bzw. всего (als alle bzw. als alles) verbindet, wie z. B.: красивее всех/всего (am schönsten). Dabei wird всех nur beim Vergleich zählbarer Personen und Gegenstände gebraucht.
Der einfache Superlativ wird durch das Anfügen des Suffixes -ейший bzw. -айший an den Adjektivstamm gebildet, z. B.: старейший (ausgesprochen alt). -айший wird angefügt, wenn der Adjektivstamm auf -г/-к/-х auslautet, wobei ein Konsonantenwechsel eintritt (г – ж; к – ч; х – ш).
Die Verbindung von наи- am Wortanfang und einfachem Superlativ bei einigen Adjektiven ist vergleichbar mit dem deutschen aller-, wie z. B. наилучший – „allerbester“.
Gebrauch des Superlativs
Die mit самый zusammengesetzten Superlativformen benutzt man vorwiegend attributiv, manchmal auch prädikativ. Die mit всех bzw. всего zusammengesetzten Superlativformen hingegen werden ausschließlich prädikativ verwendet. Die Formen auf -ейший bzw. -айший werden als Superlativ vorzugsweise in der Schriftsprache und fast nur attributiv gebraucht.
Die einfachen Superlativformen werden vor allem als Elativ (den es im Deutschen nicht gibt, in der Bedeutung etwa vergleichbar mit vorangestelltem „hoch“ oder „ausgesprochen“) verwendet, selten auch die Formen mit самый.
Verben (глаголы)
Aspekt (вид)
Ein wesentliches Kennzeichen ist die Bedeutung des Aspekts einer Tätigkeit, der – vereinfacht gesagt – ausdrückt, ob der Schwerpunkt bei der Beschreibung der Tätigkeit auf dieser selbst („unvollendet“, russ. несовершенный вид) oder ihrer Fertigstellung liegt („vollendet“, russ. совершенный вид). Es handelt sich dabei nicht um eine Unterscheidung wie zwischen den englischen -ing-Formen (unvollendet) und den sonstigen Formen (vollendet), da der konjugierte vollendete Aspekt im Russischen oft eine Zukunftsform impliziert (он это сделает – dt. er wird es gemacht haben vgl. он это делает – dt. er macht es). Im Infinitiv könnte z. B. sprechen (unvollendet)/sagen (vollendet) als deutsche Analogie gelten.
Der vollendete Aspekt wird gebildet:
- durch Anfügen eines Präfixes an das Verb im unvollendeten Aspekt (z. B. делать (unvollendet) – сделать (vollendet), dt. machen)
- durch Stammerweiterung (z. B. понять (vollendet) – понимать (unvollendet), dt. verstehen)
- durch Verwendung eines völlig anderen Verbs (z. B. брать (unvollendet) – взять (vollendet), dt. nehmen)
Infinitiv- und Präsensstamm
Im Russischen (wie auch in anderen Slawischen Sprachen) können die unterschiedlichen Formen eines Verbs vereinfacht beschrieben werden, wenn man sie sich von zwei theoretischen Grundformen abgeleitet denkt: dem Infinitivstamm und dem Präsensstamm. Den Infinitivstamm erhält man in der Regel, indem man vom Infinitiv die Endung -ть bzw. -ти wegstreicht. In manchen Fällen lässt sich jedoch die Endung des sprachtheoretischen Infinitivstamms nicht eindeutig am Infinitiv allein ablesen. So kann beispielsweise ein Infinitiv auf -с-ть oder -с-ти zu einem Infinitivstamm auf -д-, -т- oder -б- gehören, z. B. грести/греб- (rudern). Auch Infinitive mit der Endung -чь müssen gesondert betrachtet werden (s. u.). Den Präsensstamm erhält man, wenn man von der 3. Pers. Pl. des Präsens (unvo.) bzw. des vollendeten Futurs (vo.) die Personalendung -ут/-ют bzw. -ат/-ят wegstreicht (s. u.). Bei zahlreichen Verben stimmen Infinitiv- und Präsensstamm überein, z. B. bei делать (machen). Es sei im Übrigen angemerkt, dass es neben dieser traditionellen Zwei-Stamm-Beschreibung von russischen Verben auch andere Konzepte gibt, die mit nur einem theoretisch konstruierten Verbstamm alle Verbformen durch mehr oder weniger komplexe Bildungsregeln darstellen, z. B. пьй- zu пить (trinken) [Jakobson 1948 u. a.].
I. Vom Infinitivstamm werden gebildet
- der Infinitiv
- das Präteritum
- der Konjunktiv
- die Partizipien des Präteritums
- das Adverbialpartizip/Gerundium auf -в(ши), -ши.
II. Vom Präsensstamm werden gebildet
- das Präsens unvollendeter Verben und das Futur vollendeter Verben
- der Imperativ
- die Partizipien des Präsens
- das Adverbialpartizip/Gerundium auf -а, -я.
Infinitiv
Der Infinitiv russischer Verben wird mithilfe der Endung -ть bzw. -ти gebildet, die an den Infinitivstamm angefügt wird. Dabei gilt:
I. für vokalisch auslautende Infinitivstämme
Bildung des Infinitivs durch die Endung -ть.
II. für konsonantisch auslautende Infinitivstämme
Die Bildung des Infinitivs geschieht für gewöhnlich durch die Endung -ти, manchmal auch durch -ть.
Endet der konsonantisch auslautende Infinitivstamm auf -д/-т/-б, wird dieser Konsonant vor dem -т- für gewöhnlich zu -с-.
Endet der konsonantisch auslautende Infinitivstamm auf -г/-к, verschmilzt dieser Konsonant mit der Infinitivendung zu -чь.
Konjugation im Präsens und im Futur
Man unterscheidet im Präsens und im vollendeten Futur zwei Konjugationen, die 1. oder e-Konjugation und die 2. oder i-Konjugation (benannt nach den Kennvokalen der Personalendungen).
1. oder e-Konjugation
Singular | Plural | |
---|---|---|
1. Pers. | -у bzw. -ю | -ем |
2. Pers. | -ешь | -ете |
3. Pers. | -ет | -ут bzw. -ют |
Anmerkungen:
- -у und -ут stehen bei Verben mit einem Präsensstamm auf einen Konsonanten, -ю und -ют bei Verben mit einem Präsensstamm auf einen Vokal.
- Ist die Endung betont, steht ё für е: -ёшь, -ёт, -ём, -ёте.
- Bei der Konjugation der Verben mit dem Suffix -oва-/-ева- wird dieses Suffix bei der Konjugation in allen Personen durch -у- ersetzt.
2. oder i-Konjugation
Singular | Plural | |
---|---|---|
1. Pers. | -ю bzw. -у | -им |
2. Pers. | -ишь | -ите |
3. Pers. | -ит | -ят bzw. -ат |
Anmerkungen:
- -у und -ат stehen nur nach Zischlauten (ч, щ, ш, ж) im Auslaut des Präsensstammes, sonst nie.
Faustregeln für die Aufteilung der Verben nach e- und i-Konjugation
I. Nach der i-Konjugation werden gebeugt:
- a) Alle Verben auf -ить außer брить, стелить, зиждиться, зыбиться, почить, бить, вить, лить, пить, шить, гнить, жить, ушибить, ошибиться
- b) 11 Ausnahmeverben auf -ать und -еть: гнать, держать, слышать, дышать, смотреть, видеть, ненавидеть, терпеть, обидеть, вертеть, зависеть
II. Nach der e-Konjugation werden gebeugt:
- a) Alle anderen Verben (inklusive брить, стелить, зиждиться, зыбиться, почить, бить, вить, лить, пить, шить, гнить, жить, ушибить, ошибиться)
Konsonantwechsel
Bei der Bildung des Präsens bzw. des vollendeten Futurs findet sich bei konsonantisch auslautendem Präsensstamm häufig ein Konsonantenwechsel. Dieser erfolgt nach folgenden Regeln:
- г/д/з werden zu ж
- к wird zu ч
- т wird zu ч oder щ
- с/х werden zu ш
- ск/ст werden zu щ
- б/п/в/ф/м werden jeweils zu бл/пл/вл/фл/мл
Der Konsonantenwechsel tritt folgendermaßen auf:
- Bei den Verben der i-Konjugation erfolgt er nur in der 1. Pers. Sg.
- Bei den Verben auf -ать der e-Konjugation erfolgt er in sämtlichen Personen sowohl des Singulars als auch des Plurals.
- Bei den Verben auf -чь in der 2. und 3. Pers. Sg. und in der 1. und 2. Pers. Pl.
Unregelmäßige Verben
1. Vom Hilfsverb быть (sein) verwendet man im Präsens nur die Formen der 3. Pers., wobei allerdings суть ungebräuchlich ist und есть nur für Konstruktionen mit der Bedeutung haben (s. u.) verwendet wird. Sie wurden früher häufiger verwendet, etwa im 19. Jahrhundert, werden aber im modernen Russisch nicht mehr verwendet. Die nach dem Muster der e-Konjugation gebildeten Formen haben Futurbedeutung und werden v. a. zur Bildung des unvollendeten Futurs benutzt (s. u.).
Präsens | Singular | Plural |
---|---|---|
1. Pers. | есмь | есмы |
2. Pers. | еси | есте |
3. Pers. | есть | суть |
Futur | Singular | Plural |
---|---|---|
1. Pers. | я буду | мы будем |
2. Pers. | ты будешь | вы будете |
3. Pers. | он будет | они будут |
2. Das wichtigste unregelmäßige Verb ist хотеть (wollen, mögen).
хотеть (wollen, mögen) | Singular | Plural |
---|---|---|
1. Pers. | я хочу | мы хотим |
2. Pers. | ты хочешь | вы хотите |
3. Pers. | он хочет | они хотят |
Präsens (настоящее время)
Der unvollendete Aspekt ist die einzige Form, die für die Gegenwartsformen (Präsens) benutzt werden kann. Ein unvollendetes Verb, das im Präsens konjugiert wird, drückt also aktuelle Geschehnisse aus. Что ты делаешь? – Was machst du (gerade)?
Futur (будущее время)
Wird ein vollendetes Verb im Präsens konjugiert, dann drückt es eine vollendete Handlung in der Zukunft, d. h. vollendetes Futur, aus (ähnlich dem deutschen Futur II):
Что ты сделаешь? – Was wirst du machen/tun? (vollendet, im Sinne „gemacht haben“)
Neben dieser Form des einfachen Futurs gibt es noch die zusammengesetzte Form, die mit Hilfe des konjugierten Verbs быть = sein/werden und dem Infinitiv des unvollendeten Verbes gebildet wird – analog der deutschen Bildungsweise.
Что ты будешь делать? – Was wirst du machen? (unvollendet)
Präteritum (прошедшее время)
Es gibt nur eine Vergangenheitsform, die als Präteritum bezeichnet wird. Auch für diese können beide Aspekte eingesetzt werden, wobei wieder je nach verwendeter Verbform zwischen einer vollendeten und einer unvollendeten Handlung unterschieden wird.
Das Präteritum unterscheidet zwischen der 1., 2. und 3. Person nur durch das verwendete Personalpronomen, dafür wird aber zwischen Singular und Plural und im Singular auch zwischen den Geschlechtern unterschieden. Das Präteritum wird in der Regel gebildet, indem man einfach die Infinitivendung durch -л (männlich), -ла (weiblich), -ло (sächlich), -ли (Plural) ersetzt.
- unvollendet:
я делал/-ла/-ло = ich machte (männlich/weiblich/sächlich)
ты делал/-ла/-ло = du machtest (männlich/weiblich/sächlich)
oн делал = er machte (männlich)
она делала = sie machte (weiblich)
оно делало = es machte (sächlich)
мы делали = wir machten
вы делали = ihr machtet
они делали = sie machten
- vollendet:
я сделал/-ла/-ло = ich habe gemacht (männlich/weiblich/sächlich)
… usw. (analog zu unvollendet)
Perfekt
In verhältnismäßig vielen russischen Dialekten (z. B. den Pskower und Novgoroder Mundarten, der weißrussischen Varietät des Russischen, der Mundart der Lipovaner – im Gegensatz zur Schriftsprache) gibt es zusätzlich eine Reihe von Perfekt-Tempora, die mit prädikativen Transgressivformen (Aktiv) oder unpersönlichen Partizipien (Passiv) gebildet werden, z. B. отец уже пришедши (der Vater ist schon gekommen), здесь у вилков хожено (hier sind Wölfe herumgelaufen).
Transitivität
Wie in vielen europäischen Sprachen, werden auch im Russischen transitive und intransitive Verben unterschieden. Diese Eigenschaft ist maßgeblich für Bildung einiger Partizipien.
Partizipien (причастия)
Partizipien haben sowohl Eigenschaften von Verben als auch von Adjektiven. Es gibt vier Partizipienformen im Russischen:
- Partizip Präsens Aktiv: wird gebildet von der unvollendeten Verbform durch Einschub des Suffixes -ющ-/-ущ- bzw. -ящ-/-ащ-.
- Partizip Präsens Passiv: durch Einschub von -ем-/-им-/-ом-
- Partizip Präteritum Aktiv: durch Einschub von -вш-/-ш-
- Partizip Präteritum Passiv: durch Einschub von -нн-, bzw. -енн-/-ённ- oder -т-. Für das PPP gibt es auch eine Kurzform.
Zudem verfügt die russische Sprache über sogenannte Adverbialpartizipien (деепричастия), einer Wortart, welche Merkmale von Verben und Adverbien aufweist. Sie werden für Adverbialbestimmungen im Satz gebraucht.
Die Verben sein und haben
Das Verb быть im Sinne von „sein“ wird im Russischen nur in der Vergangenheit und der Zukunft konjugiert. Im Präsens wird es heute (außer in manchen Fällen in der 3. Person Sg.: есть) einfach ausgelassen. Es gibt also im russischen Präsens – wie auch im arabischen und hebräischen Präsens und in vielen weiteren Sprachen – meistens keine Kopula: Я маленький – Ich (bin) klein.
Das Verb иметь wird nur im Sinne des deutschen „besitzen“ gebraucht, „haben“ wird normalerweise durch eine spezielle Konstruktion übersetzt. Vgl. etwa:
Russisch | Wörtlich | Deutsch | Bemerkungen |
---|---|---|---|
У меня есть книга. | bei mir ist Buch | Ich habe ein Buch. | Ich kann es besitzen oder nicht, aber ich habe es dabei. |
У меня нет книги. | bei mir ist-nicht des Buches | Ich habe kein Buch. | Vielleicht besitze ich ein Buch nicht oder habe ich es nicht dabei (weil ich es geliehen habe). |
Имею книгу. | ich-besitze Buch. | Ich besitze ein Buch. | Vielleicht habe ich es nicht dabei, obwohl ich der Besitzer bin. |
Zahlwörter ([имена] числительные)
Sämtliche Zahlwörter werden dekliniert, und zwar in Kongruenz mit dem auf sie folgenden Adjektiv und/oder Substantiv.
Steht ein Grundzahlwort im Nominativ oder Akkusativ (außer es handelt sich um Belebtes im Akkusativ), ist jedoch ausnahmsweise Folgendes zu beachten:
- a) auf die Zahlen два, три, четыре (zwei, drei, vier) folgt dann ein Adjektiv im Genitiv Plural (falls männlich oder sächlich, manchmal auch weiblich) bzw. im Nominativ Plural (falls weiblich) und ein Substantiv im Genitiv Singular.
- b) auf die Zahlen пять, шесть … двадцать (fünf, sechs … zwanzig) folgt dann ein Adjektiv oder Substantiv im Genitiv Plural.
Für zusammengesetzte Grundzahlen gilt:
- endet die Zahl auf два, три, oder четыре (also z. B. двадцать два — zweiundzwanzig), so gilt grundsätzlich oben a), diesmal auch wenn es sich um Belebtes im Akkusativ handelt
- für die restlichen zusammengesetzten Zahlen (außer denjenigen, die auf один enden) gilt oben b)
Bei unbestimmten Zahlenangaben im Nominativ (einige, viele, wenige usw.) gilt oben b).
Wird ein Zählwort dem dazugehörigen Substantiv nachgestellt, so entspricht das im Deutschen der Angabe „in etwa“, „ungefähr“. Zum Beispiel:
- пять человек – fünf Leute
- человек пять – in etwa fünf Leute
Satzbau
Negation
Negative Propositionen
Im Deutschen, Lateinischen, oder Standard-Englischen gilt die mathematische Regel „minus mal minus gleicht plus“. Z. B. ist der Satz „Nie sehe ich niemanden.“ nicht sehr elegant, trotzdem bedeutet er klar, dass ich immer jemanden sehe.
Der russische negative Satzbau soll mathematisch anders verstanden werden: Ist eine russische Proposition negativ, sollen negative Adverbien, Adjektive oder Pronomen gebraucht werden. Das Verbum sogar soll durch die Partikel не negativ gemacht werden. So bedeutet „Никто никогда никому ничего не прощает“ (wörtlich „keiner niemals niemandem nichts nicht verzeiht“) einfach „Keiner verzeiht keinem umsonst“. (Auf Deutsch „minus mal minus mal minus = minus“ mit keiner, keinen und umsonst als negative Wörter).
„Ja“, „nein“ und „doch“ auf Russisch
Es ist häufig in Laienliteratur anzutreffen, „ja“ sei „da“, „nein“ sei „niet“. Man sieht schon, dass es falsch sein könnte, wenn das Buch nichts über „doch“ sagt. Es gibt nur да und нет im Russischen für die drei deutschen ja, nein und doch. Auch die Englischsprechenden kennen kein „doch“. Aber wenn ein Deutschsprechender sich mit einem Russischsprechenden auf Englisch unterhält, ist es manchmal problematisch, weil im Russischen „doch“ als „да“ übersetzt wird, wenn Englisch es als „no“ übersetzt, und als „нет“, wo man im Englischen „yes“ erwartet. Die zwei folgenden Tabellen vergleichen die Lösungen der drei Sprachen Deutsch, Russisch und Englisch.
Deutsch | Russisch | Englisch | ||
---|---|---|---|---|
A sagt | Es regnet | Идёт дождь | It’s raining | |
B antwortet | Ja = es regnet |
Да = идёт дождь |
Yes = it’s raining | |
Nein = es regnet nicht |
Нет = дождь не идёт |
No = it’s not raining |
Deutsch | Russisch | Englisch | ||
---|---|---|---|---|
A sagt | Es regnet nicht | Дождь не идёт | It’s not raining | |
B antwortet | Nein = es regnet nicht |
Да = дождь не идёт |
No = it’s not raining | |
Doch = es regnet |
Нет = дождь идёт |
Yes = it’s raining |
Siehe auch
Weblinks
- Umfangreiche Russische Grammatik auf Deutsch
- Interactive On-line Reference Grammar of Russian (englisch)
- zweiseitige Übersicht über die Deklinationen (Adjektive, Substantive, Personalpronomen, Possessivpronomen) – PDF (85 kB)
- Kostenloses Grammatik-Merkblatt zum Herunterladen (PDF) und in Druckform
- Russische Verben mit Konjugationstabellen und Hörbeispielen zum Lernen und Üben
- Tabelle mit Endungen der Deklination der Substantive und Adjektive nach Kasus, Numerus und Genus – PDF (0,73 MB)
Literatur
- Ernst-Georg Kirschbaum: Grammatik der russischen Sprache. Cornelsen, Volk und Wissen, Berlin 2008, ISBN 978-3-06-502230-9.
- Siegfried Kohls (u. a.): Langenscheidts Standardgrammatik Russisch. Langenscheidt, Berlin 2001, ISBN 3-468-34938-6.
- Volkmar Lehmann: Linguistik des Russischen: Grundlagen der formal-funktionalen Beschreibung. Kubon & Sagner, München 2013, ISBN 3-86688-355-2.
- Herbert Mulisch: Handbuch der russischen Gegenwartssprache. 2. Auflage. Langenscheidt/Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1996, ISBN 3-324-00325-3.
- I. M. Pul’kina, J. B. Sachava-Nekrasova: Russisch. Praktische Grammatik mit Übungen. 5. verbesserte Auflage. Verlag Otto Sagner, München 2000, ISBN 3-87690-610-5.
- H. C. Валгина: Современный русский язык. Moskau 2002. (Elektronische Version)
- M. T. Баранов, Т. А. Костяева, А. В. Прудникова: Русский язык: Справ. материалы: Учебное пособие для учащихся. Moskau 1987.
- Elisabeh Tauscher, Ernst-Georg Kirschbaum: Grammatik der russischen Sprache. Verlag Volk und Wissen, Berlin 1958.
- Jakobson, Roman, Russian Conjugation, Word, Band 4, Nr. 5, 1948, nachgedruckt in Selected Writings, Bd. II, S. 119–129, Den Haag/Paris 1971.
- B. Bendixen, H. Rothe, W. Voigt: Russisch aktuell, Der Leitfaden, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2003, 2008 ISBN 978-3-447-04815-6 (DVD), ISBN 978-3-447-04816-3 (Buch und DVD)