SBB Fhe 4/6
Die SBB Fhe 4/6 sind für die Brünigbahn gebaute Meterspur-Gepäcktriebwagen für gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb.
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) elektrifizierte während des Zweiten Weltkriegs ihre meterspurige Brüniglinie mit der bei der Normalspur üblichen Wechselspannung von 15 kV mit einer Frequenz von 16 2⁄3 Hz. Für den Betrieb beschaffte sie eine Serie von 16 Gepäcktriebwagen (Betriebsnummern 901–916). Die Triebwagen wurden durch SLM mit einer elektrischen Ausrüstung von BBC (7 Stück), MFO (5 Stück) und SAAS (4 Stück) gebaut und 1941–1942 abgeliefert und später in Dhe 4/6 bzw. Deh 4/6 umgezeichnet.
Die Triebwagen sind als vierachsige Adhäsionstriebwagen konstruiert, die in der Mitte ein zusätzliches Laufdrehgestell mit einem Zahnradantrieb erhielt. Dadurch können auf den Zahnradabschnitten die beiden Antriebe gemeinsam arbeiten. Auch die 2010 für die Brünigbahn gebauten Triebzüge ABeh 160/161 basieren auf diesem Antriebsprinzip.
Ab 1954 wurden die Fhe 4/6 auf der Zahnstangenstrecke durch zwei HGe 4/4 I entlastet. Ab 1990 ging die Bespannung der durchgehenden Züge Luzern–Interlaken Ost vollständig auf die ab 1986 gelieferten HGe 4/4 II über.
Umbau für Talpendelzüge
Ende 1987 wurde der Deh 4/6 913 durch die Brünig-Werkstätte Meiringen versuchsweise auf reinen Adhäsionsbetrieb umgebaut, wobei das Zahnradtriebgestell entfernt wurde. Das Fahrzeug wurde für den Pendelzugbetrieb (mit Steuerwagen) auf den Talstrecken der Brünigbahn hergerichtet und erhielt die Bezeichnung De 4/4II 913.
Von der restlichen Serie der Deh 4/6 schied der 915 durch Unfall 1990 aus, die 905 und 907 wurden 1991 an die benachbarte Luzern-Stans-Engelberg-Bahn (LSE) verkauft. Die LSE baute zwischen 1991 und 1992 den 905 ebenfalls um, daraus entstand der LSE De 4/4 121; der 907 wurde als LSE Deh 4/6 122 weiterbetrieben, ehe er zwischen 1993 und 1994 ebenfalls zu einem De 4/4 umgebaut wurde.
Die SBB bauten nach dem 913 zwischen 1991 und 1993 fünf weitere Deh 4/6 – die 903, 906, 908, 910 und 912 – nach demselben Muster um. Dabei erhielten die umgebauten Fahrzeuge erstmals die neue Baureihenbezeichnung De 110 000–004, der 913 wurde als letzter 1993 in De 110 005 umgezeichnet. Die verbliebenen sieben Deh 4/6 wurden ebenfalls 1993 in Deh 120 006–012 umgezeichnet und führen damit die Laufnummern der De 110 fort, wodurch sich Verwechslungen im Betrieb vermeiden lassen.
Durch die Zusammenlegung der LSE und der Brüniglinie zur Zentralbahn (ZB) per Anfang 2005 sind sämtliche verbliebenen Fahrzeuge seither wieder bei demselben Unternehmen.
Nach dem Umbau übernahmen die De 110 die Regionalzüge Luzern–Giswil, Luzern–Stans und Interlaken Ost–Meiringen. In diesen Diensten wurden sie ab 2005 durch die neuen Spatz-Triebzüge abgelöst, verblieben aber als Reserve. Nach Eröffnung des neuen Tunnels nach Engelberg werden zwei HGe 4/4 II auf dieser Linie benötigt, weshalb die Interregios auf dem Abschnitt Interlaken Ost–Meiringen vorübergehend wieder mit De 110 bespannt werden müssen. Im Dienst waren Anfang 2012 noch die fünf De 110 001–003 und 021–022. Bis Mitte 2015 war der De 110 021 als letztes Fahrzeug in Luzern abgestellt.
Der Deh 4/6 914 (ex De 120 011) gehört als nicht betriebsfähiges Museumsfahrzeug der zb-Historic und trägt seit 2009 wieder den grünen SBB-Anstrich.[1]
Siehe auch
- Liste der Lokomotiven und Triebwagen der SBB
- Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen
Quellen
- Roman Liechty: Einphasenwechselstrom-Zahnrad-Lokomotiven. In: Neue Lokomotiven der SBB. Die Lokomotive, 1921, S. 90–92 (ANNO – AustriaN Newspapers Online)
- Hans Waldburger, Martin Senn: Die Brünigbahn. Minirex, 1988, ISBN 3-907014-01-4.
- Werner Hubacher: Pendelzüge für die Talstrecken der Brünigbahn. In: Schweizer Eisenbahn-Revue 4/1991, Seiten 102–104.
- Peter Berger, Werner Hubacher: Die Umbau-Pendelzüge der Brünigbahn und der Luzern – Stans – Engelberg-Bahn. In: Schweizer Eisenbahn-Revue 3/1993, Seiten 84–99.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Schweizer Eisenbahn-Revue 10/2009, Seite 489