SMS Undine (1902)

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Undine
Das Schwesterschiff Frauenlob
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Kleiner Kreuzer
Klasse Gazelle-Klasse
Bauwerft Howaldtswerke, Kiel
Baunummer 390
Baukosten 4.653.000 Mark
Stapellauf 11. Dezember 1902
Indienststellung 5. Januar 1904
Verbleib Am 7. November 1915 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
105,0 m (Lüa)
104,4 m (KWL)
Breite 12,4 m
Tiefgang max. 5,63 m
Verdrängung Konstruktion: 2.706 t
Maximal: 3.112 t
 
Besatzung 270 Mann
Maschinenanlage
Maschine 9 Marinekessel
2 3-Zyl.-Verbundmaschinen
Maschinen-
leistung
8.696 PS (6.396 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
21,5 kn (40 km/h)
Propeller 2 dreiflügelig ⌀ 3,5 m
Bewaffnung
  • 10 × 10,5 cm L/40 Sk (1.500 Schuss)
  • 2 × Torpedorohr ⌀ 45 cm (unter Wasser, 5 Schuss)
Panzerung
  • Deck: 20–50 mm
  • Sülle: 80 mm
  • Kommandoturm: 20–80 mm
  • Schilde: 50 mm

Die SMS Undine war ein Kleiner Kreuzer der Gazelle-Klasse der Kaiserlichen Marine. Der Kreuzer wurde nach dem Wassergeist Undine benannt, wie zuvor schon die von 1871 bis 1884 im Dienst stehende Brigg Undine.

1915 wurde die Undine in der Ostsee durch ein britisches U-Boot versenkt.

Geschichte

Die Undine war das zehnte und letzte Schiff der Gazelle-Klasse und gehörte zur dritten Gruppe dieser Klasse wie die Arcona und Frauenlob. Sie hatten geringfügig vergrößerte Abmessungen als ihre vorangehenden sieben Schwesterschiffe.

Die Undine war das erste moderne Kriegsschiff, das die Howaldtswerke in Kiel für die Kaiserliche Marine bauten. Erstmals wurde bei einem Schiff der Kaiserlichen Marine ein Kreiselkompass eingebaut, der von der Firma Anschütz-Kaempfe stammte, aber noch nicht völlig befriedigte.

Der Stapellauf der Undine

Der Deutsche Flottenverein übernahm die Patenschaft für den Kreuzerneubau J. Dessen Präsident, Otto zu Salm-Horstmar, hielt die Taufrede und seine Frau Rosa taufte am 11. Dezember 1902 den Neubau auf den Namen Undine nach der 1884 in der Jammerbucht gestrandeten Schulbrigg.

Artillerie-Schulschiff

Mit der Indienststellung ab 5. Januar 1904 übernahm die Undine die Funktion eines Artillerieschulschiffs vom alten Kreuzer Carola.

Am 17. November 1905 kam es in dieser Funktion zu einem schweren Schiffsunglück vor Bülk. Die Torpedoboote S 126 bis S 130 und die Undine nahmen an einem Nachtmanöver teil, bei dem ein Angriff auf einen Kreuzer geübt werden sollte. Infolge schlechter Sicht durch starken Schneefall verlor S 126 den Sichtkontakt zur Undine und tauchte dicht vor deren Bug auf. Das Torpedoboot wurde in zwei Hälften zerschnitten. In kürzester Zeit war der Kesselraum mit Wasser vollgelaufen, was zu einer Kesselexplosion führte. Das Boot sank unter Verlust von 33 Mann. 17 Matrosen konnten gerettet werden. Im Mai 1906 konnte das Torpedoboot gehoben und anschließend repariert werden, das ebenfalls beschädigte S 127 wurde von der Undine in den nächsten Hafen geschleppt.

Ab dem 1. Juli 1908 verlegte der Kreuzer zur Artillerieschule nach Sonderburg. Von dort wurde er zu den jährlich stattfindenden Manövern der Hochseeflotte detachiert. Am 5. Mai 1910 konnte die Undine auf dem Weg nach Sonderburg bei schwerer See den mit Maschinenschaden in Seenot geratenen Dampfer Nordstern mit 300 Passagieren an Bord in Schlepp nehmen und sicher nach Kiel einschleppen. Im September/Oktober 1910 musste sie in der Kaiserlichen Werft Danzig aufgrund starker Verschleißerscheinungen grundrepariert werden. Anschließend erfolgte die erneute Zuteilung zum Lehrgeschwader. Im Januar und Februar 1912 wurde sie wie andere Schiffe der Flotte im Eisnotdienst eingesetzt, da es auch in der westlichen Ostsee zu starken Vereisungen kam.

Am 12. Juli 1912 erfolgte die Außerdienststellung der Undine in Danzig. Die Funktion eines Artillerieschulschiffs übernahm der Kleine Kreuzer Augsburg, auf den mit dem Wechsel auch die Besatzung der Undine überstieg. Die Undine erhielt eine Grundreparatur in der Kaiserlichen Werft Danzig und wurde dann in die II. Bereitschaft der Reserve eingeordnet.

Einsätze im Ersten Weltkrieg

  • 4. August 1914: Indienststellung bei der Küstenschutzdivision der Ostsee (Konteradmiral Robert Mischke); Übernahme des Sicherungsdienstes in der westlichen Ostsee und auf der Linie Møn- Dornbusch
  • 3.–9. September 1914: Teilnahme am Vorstoß zum Finnischen Meerbusen, dabei am 8. September 1914 Zusammenbruch der Maschine, anschließend Reparatur in Danzig.
  • ab 18. Oktober 1914: Sicherungsdienst auf der Fährlinie Saßnitz - Trelleborg
  • 13.–18. April 1915: Beschießung russischen Stellungen an der kurländischen Küste bei Budendiekshof und Memel
  • Wiederaufnahme der Patrouillenfahrten ab 19. April 1915 in der westlichen Ostsee

Untergang

Am 7. November 1915 begleitete die Undine das Fährschiff Preußen auf dem Weg von Trelleborg nach Saßnitz. Hierbei wurde der Kreuzer vom britischen U-Boot E19 unter Lt. Cdr. Francis Cromie um 13.08 Uhr auf der Position 54° 59′ N, 13° 51′ OKoordinaten: 54° 59′ 0″ N, 13° 51′ 0″ O mit zwei Torpedos ca. 18 sm NNO vor Kap Arkona getroffen und sank sehr schnell. Die Besatzung wurde bis auf 24 Mann vom Sicherung fahrenden Torpedoboot V 154 und dem zu sichernden Fährschiff gerettet.

Vier beim Untergang verstorbene Besatzungsmitglieder der Undine sind auf dem Kieler Nordfriedhof, Feld N, Nr. 112 in einem Gemeinschaftsgrab beerdigt.[1]

Das Wrack wurde 1999 durch Zufall bei einem Manöver der schwedischen Marine entdeckt. Es liegt in 48 Meter Tiefe nördlich Rügen in der Kadetrinne.

Kommandanten

5. Januar bis 7. März 1904 Korvettenkapitän Carl Schaumann
23. bis 30. März 1904 Oberleutnant zur See Georg Hoffmann
10. Januar bis 30. September 1905 Korvetten-/Fregattenkapitän Georg Scheidt
30. September 1905 bis 3. Oktober 1907 Korvetten-/Fregattenkapitän Berthold Stechow
Oktober 1907 bis 31. März 1909 Korvetten-/Fregattenkapitän Wilhelm Freiherr von Meerscheidt-Hüllessem
1. April 1909 bis September 1910 Korvetten-/Fregattenkapitän Ulrich Lübbert
15. September 1910 bis 5. Mai 1912 Korvetten-/Fregattenkapitän Victor Reclam
10. Mai bis 12. Juli 1912 Fregattenkapitän Andreas Fischer
4. August bis September 1914 Fregattenkapitän Max Loesch
September 1914 bis 7. November 1915 Korvetten-/Fregattenkapitän Karl Windmüller

Literatur

  • Lutz Bengelsdorf: Der Seekrieg in der Ostsee 1914–1918. Hauschild, Herford 2008, ISBN 978-3-89757-404-5.
  • Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1. Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bonn: Bernard & Graefe 1998 ISBN 3-7637-4800-8.
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 6, Herford: Koehlers Verlagsgesellschaft mbH 1983 ISBN 3-7822-0497-2.
  • Robert Gardiner: Conway’s All the world’s fighting ships 1860-1905. London: Conway Maritime Press 1979 ISBN 0-85177-133-5.

Weblinks

Fußnoten