Sabine Döring

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Sabine Döring

Sabine Döring ist eine deutsche Philosophin (mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie) an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Ethik und die Theorie der (praktischen) Rationalität mit einem Schwerpunkt auf der Theorie der Emotionen, Politische Philosophie, Ästhetik sowie die Philosophie Robert Musils.

Leben

Sabine Döring wurde 1997 an der Georg-August-Universität Göttingen mit der Arbeit Ästhetische Erfahrung als Erkenntnis des Ethischen. Die Kunsttheorie Robert Musils und die analytische Philosophie promoviert.

1998 verbrachte sie als Research Fellow an der University of California, Berkeley, USA, auf Einladung von Sir Professor Bernard Williams. Von 1999 bis 2004 war sie wissenschaftliche Assistentin an der Universität Duisburg-Essen, beurlaubt 2001 für einen Forschungsaufenthalt als Research Fellow der Royal Society of Edinburgh an der University of St Andrews, Schottland. 2005 habilitierte sie sich an der Universität Duisburg-Essen mit der Arbeit Gründe und Gefühle. Zur Lösung des Problems der Moral. 2004 verließ sie ihre Assistentenstelle vor der Zeit, um als Research Associate im Rahmen des EU-Projektes HUMAINE (Human-Machine Interaction Network on Emotions) ans King’s College London, UK, zu wechseln. Von 2005 bis 2008 war Döring Research Associate an der University of Manchester, beurlaubt 2007 für eine Vertretungsprofessur für Praktische Philosophie an der Universität Hamburg.

2008 wurde sie als Professorin auf den Lehrstuhl für Philosophie (mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie) an die Eberhard Karls Universität Tübingen berufen. Dort war sie von 2009 bis 2019 Vorstandsmitglied des Werner Reichart Centre for Integrative Neuroscience (CIN).

Werk

Sabine Döring 2019 auf der Fachtagung "Streiten lernen" der Bundeszentrale für politische Bildung

Sabine Döring vertritt eine kognitive Theorie der Emotionen, nach der Emotionen für rationales Denken unverzichtbare affektive Bewertungen sind. Geprägt hat sie für diese Analyse von Emotionen den Terminus „affektive Wahrnehmung“. Damit ist gemeint, dass Emotionen sinnlichen Wahrnehmungen insofern analog sind, dass sie

  • unmittelbar sind, nämlich komplexe Situationen unmittelbar mit Blick auf relevante Aspekte strukturieren;
  • einen nichtbegrifflichen Inhalt haben;
  • einen phänomenalen Gehalt haben;
  • Urteile für Emotionen weder hinreichend noch notwendig sind.

In ihren Arbeiten untersucht Sabine Döring die Implikationen von Emotionen als affektiven Wahrnehmungen

  • für (moralische) Motivation und Rechtfertigung sowie Handlungsfähigkeit (Agency) generell;
  • für den Emotionsausdruck in der Kunst;
  • für die Rolle von Emotionen im politischen Diskurs.

Sabine Döring arbeitet derzeit an einem Buch, in dem Emotionen (als affektive Wahrnehmungen) in eine Konzeption von Rationalität als Kohärenz integriert werden sollen, um so einen konstitutivistischen metaethischen Ansatz zu etablieren.

Publikationen (Auswahl)

Bücher

  • Ästhetische Erfahrung als Erkenntnis des Ethischen: Die Kunsttheorie Robert Musils und die analytische Philosophie. mentis, Paderborn 1999.
  • Philosophie der Gefühle. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009.
  • mit Thomas Sturm: Crying for Respect and Seduced by Populism? Nationalism as a challenge to the European Project. (voraussichtlich 2020)

Aufsätze in Fachzeitschriften und Sammelbänden

  • Explaining Action by Emotion. In: The Philosophical Quarterly. Band 53, 2003, S. 214–230.
  • Seeing What to Do: Affective Perception and Rational Motivation. In: Dialectica. Band 61, 2007, S. 363–394.
  • Why Be Emotional? In: Peter Goldie (Hrsg.): Oxford Handbook of Philosophy of Emotion. Oxford University Press, Oxford 2010, S. 283–302.
  • What Is an Emotion? Musil’s Adverbial Theory. In: The Monist. Band 97, 2014, 47–65.
  • Why Recalcitrant Emotions Are Not Irrational. In: Sabine Roeser und Cain Todd (Hrsg.): Emotion & Value. Oxford University Press, Oxford 2014, S. 124–136.
  • What’s Wrong with Recalcitrant Emotions? From Irrationality to Challenge of Agential Identity. In: Dialectica. Band 69, 2015, S. 381–402.
  • mit Anika Lutz: Beyond Perceptualism. Sonderband der Zeitschrift Dialectica 2015.
  • mit Bahadir Eker: Desires without Guises: Why We Need Not Value What We Want. In: Julien Deonna und Federico Lauria (Hrsg.): The Nature of Desire. Oxford University Press, Oxford 2017.
  • What Is Expressed When Emotions Are Expressed in Art? In: Grazer Philosophische Studien. Band 96, 2019, S. 361–380.
  • National Pride in a Global World. In: Yearbook Practical Philosophy in a Global Perspective. Band 4, 2020.
  • How Safe Should We Feel? On the Ethics of Fear in the Public Sphere. In: Sebastian Schmidt und Gerhard Ernst (Hrsg.): Ethics of Belief and Beyond. Understanding Mental Normativity. Routledge, Oxford 2020.

Weblinks