Sachar Prilepin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sachar Prilepin (2012)

Sachar Prilepin (russisch Захар Прилепин, Pseudonym von Jewgeni Nikolajewitsch Prilepin (russisch Евгений Николаевич Прилепин); * 7. Juli 1975 in Rjasan, Sowjetunion) ist ein russischer Schriftsteller, Redakteur und Politiker. Prilepin ist Mitglied des Zentralrates und Stellvertretender Vorsitzender der sozialistischen politischen Partei „Gerechtes Russland - Patrioten - Für die Wahrheit“.[1] In der Vergangenheit war er informelles Mitglied der verbotenen Gruppierung Nationalbolschewistische Partei Russlands.

Leben

Prilepins Vater ist Hochschulprofessor, seine Mutter Krankenschwester. Er studierte Philologie und Linguistik an der Lobatschewski-Universität Nischni Nowgorod. Er übte verschiedene Tätigkeiten aus, bevor er Mitglied der Polizeieinheit OMON wurde und mit dieser in den Jahren 1996 und 1999 in Tschetschenien an Antiterroreinsätzen teilnahm. In dieser Zeit stieß er zu den Nationalbolschewiken, die seit 2005 durch Gerichtsbeschluss als verfassungsfeindliche Organisation verboten sind.

2004 nahm Prilepin an zwei Schreibseminaren teil. Seit dieser Zeit ist er schriftstellerisch tätig. Einige seiner Veröffentlichungen wurden bisher preisgekrönt. In seinem Wohnort Nischni Nowgorod gehörte er 2010 zu den Organisatoren eines Protestmarsches gegen die Regierenden. Er gehörte zu den 34 Erstunterzeichnern des Manifests gegen Wladimir Putin mit dem Titel Putin muss gehen aus dem März 2010.

Im Februar 2017 übernahm er die Funktion eines stellvertretenden Bataillonskommandeurs in der international nicht anerkannten „Volksrepublik Donezk“.[2][3] Zuvor war er bereits einige Jahre als Berater des Volksrepublikführers Sachartschenko tätig.[4]

Zwischenzeitlich arbeitete Prilepin für die Zeitung Nowaja Gaseta. Mittlerweile lebt Prilepin mit Frau, zwei Söhnen und zwei Töchtern in Donezk (Region Donbass).[5]

Mitte Februar 2017 stellte er in Moskau sein Buch Wswod. Ofizery i opoltschenzy russkoi literatury (Взвод. Офицеры и ополченцы русской литературы / Zug. Offiziere und Opoltschenije der russischen Literatur; frz. unter dem Titel Officiers et poètes russes) vor. Es soll von Literaten handeln, die auch mit der Waffe umgingen – von Derschawin und Dawydow bis zu Tschaadajew und Puschkin. Gleich danach zog der Autor an die Frontlinie bei Donezk, um gegen das "Ukrainische Regime" zu kämpfen, wie er offen erklärte.[6] Daraufhin hat ihm sein deutscher Verlag den Vertrag gekündigt.[7]

EU-Sanktionen

Prilepin hat sich für die Propaganda anerboten[8] und bezeichnet sich selber offen als Imperialisten.[9] Im März 2018 erschien er auf dem Pariser Salon des livres und stritt dort aus dem Publikum heraus mit Ukrainern, im Oktober des gleichen Jahres trat er auch auf der Frankfurter Buchmesse auf.

Am 28. Februar 2022 setzte die Europäische Union ihn im Zusammenhang mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 auf die schwarze Liste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren.[10]

Auszeichnungen und Preise

  • 2006: Nominiert für den Russischen Booker-Preis für sein Buch Patologii.
  • 2008: Nationaler Bestseller-Preis für sein Buch Grech (Sünde).
  • 2009: Bunin-Preis für Terra Tartarara. Eto kassajetsja litschno menja (Terra Tartarara. Es betrifft mich persönlich).

Veröffentlichungen

  • 2005: Patologii. Roman. Andrejewski Flag, Moskau; als E-book: In russischer Sprache.
  • 2006: Sankya. Roman. Ad Marginem, Moskau
    • 2012: deutsch von Erich Klein: Sankya. Roman, Matthes & Seitz, Berlin, ISBN 978-3-88221-579-3.[11]
  • 2007: Grech i drugie raskasy. Roman. Vargius, Moskau.
  • 2008: Botinki polnyje gorjazej wodkoj. Erzählung. (Schuhe mit heißem Wodka). AST, Moskau.
  • 2008: Wojna, Erzählung. (Ein Krieg), AST, Moskau.
  • 2008: Ja prischol is Rossii. Essay. (Ich komme aus Russland). Limbus Press, Moskau.
  • 2009: Terra Tartarara. Eto kassajetsja litschno menja (Sbornik essje). Essay. (Terra Tartarara. Es betrifft mich persönlich). AST, Moskau, ISBN 978-5-17-058382-9.
  • 2009: Immjeniny serdza. Rasgowory s russkoj literaturoj. (Geburtstag des Herzens: Gespräch über die russische Literatur). AST, Moskau, ISBN 978-5-17-058381-2.
  • 2010: Revolution/sostavitel, AST Astrel, Moskau, ISBN 978-5-17-061308-3.
  • 2010: Leonid Leonow: Igra jego byla ogromna. (Leonid Leonow: Sein Spiel war großartig). Molodaja Gwardija, Moskau.
  • 2012: Knigozjot. (Der Buchliebhaber). Astrel, Moskau.
  • 2012: Tschernaja obez'jana. Roman. (Der schwarze Affe). AST, Moskau, ISBN 978-5-17-073246-3.
  • 2012: Essai im Fotoband von Igor Muchin: Mein Moskau. Fotografien 1985-2010. Benteli, Bern, ISBN 978-3-7165-1722-2.
  • 2014: Obitjel (Heimstatt), Roman. AST, Moskau.

Schauspielfassungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Прилепин Евгений Николаевич. Abgerufen am 7. Juni 2021.
  2. Захар Прилепин стал замкомандира одного из подразделений ДНР. RIA Novosti, 13. Februar 2017, abgerufen am 13. Februar 2017 (russisch).
  3. Kiew erobern, aus Liebe zur Ukraine in FAZ vom 15. Februar 2017, S. 12
  4. Захар Прилепин собрал в ДНР свой батальон. Komsomolskaja Prawda, abgerufen am 13. Februar 2017 (russisch).
  5. Literaturnaja gaseta, 14.2. – 20.2.2018, Nr. 7(6631), S. 8–9.
  6. Von der Sehnsucht nach politischen Eltern orf.at, 20. März 2017, abgerufen 20. März 2017.
  7. Literaturnaja gaseta, 14.2. – 20.2.2018, Nr. 7(6631), S. 8–9.
  8. Die Lehren des russischen Sachar Prilepin, Echo Moskau, 21. Dezember 2017. „Er wurde auch für die Propagandafront rekrutiert. Das heißt, er hat sich selbst eingetragen.“
  9. Der Schriftsteller mit der Kalaschnikow, SRF Kulturplatz, 19. April 2017
  10. DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2022/336 DES RATES vom 28. Februar 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen (PDF; 707 KB), abgerufen am 28. Februar 2022.
  11. Mit der Mayonnaise-Bombe aufs russische Staatsoberhaupt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Dezember 2012, S. 31.
  12. Der Russe ist einer, der das Chaos liebt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Dezember 2013, S. 38.