Saeed Roustayi

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Saeed Roustayi während eines Interviews 2022
Saeed Roustayi (2022)

Saeed Roustayi (persisch سعید روستایی; * 14. August 1989 in Teheran), alternative Schreibweise Saeed Roustaee, ist ein iranischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Internationale Bekanntheit brachte ihm vor allem sein Thriller Just 6.5 (2019) ein.

Leben und Werk

Ausbildung und erste Regiearbeiten

Saeed Roustayi studierte Film- und Fernsehregie an der Soore University in seiner Geburtsstadt Teheran, die er mit einem Bachelor-Abschluss verließ.[1] Ab Beginn der 2010er-Jahre entstanden mit Monday (2011), Ceremony (2012) erste Kurzfilmarbeiten, bei denen er neben Regie und Drehbuch auch die Produzentenrolle innehatte. Sein einziger Dokumentarfilm The Light-Colored Manteaux (2012) erhielt Lob seitens der Fachkritik und brachte ihm erste Auszeichnungen ein. Ein Jahr später folgte der Kurzfilm A Very Quiet Street (2013).[2]

Spielfilmdebüt mit »Life and a Day«

Erfolg als Filmemacher ebneten Roustayi seine folgenden Spielfilme, die überwiegend die soziale Ungerechtigkeit innerhalb der iranischen Gesellschaft thematisieren.[1] Sein Spielfilmdebüt als Regisseur und Drehbuchautor war Life and a Day (2016) mit Payman Maadi, Navid Mohammadzadeh und Parinaz Izadyar in den Hauptrollen. Das Sozialdrama stellt eine mittellose iranische Familie in den Mittelpunkt, deren jüngste Tochter kurz vor der Heirat steht. Das Werk wurde auf dem Internationalen Fajr-Filmfestival mit neun Preisen ausgezeichnet, darunter Roustayi für Regie und Drehbuch sowie der Publikumspreis.

Ein Jahr später verfilmte Roustayis Landsmann Mohsen Gharaie mit Blockage (2017) ein Drehbuch von ihm. Die Geschichte um einen Gemeindeangestellten, der Geld veruntreut, um den Kauf eines Lastwagens bewerkstelligen zu können, wurde auf den internationalen Filmfestivals von Busan und Sofia preisgekrönt.

Erfolge mit »Just 6.5« und »Leila’s Brothers«

Der bisherige Höhepunkt in Roustayis Karriere stellte sich mit seinem zweiten realisierten Spielfilm Just 6.5 (2019) ein, für den er erneut Payman Maadi und Navid Mohammadzadeh als Hauptdarsteller verpflichten konnte. Der Polizeifilm handelt von einem frustrierten Ermittler, der mit brutalen und unlauteren Methoden Jagd auf einen Drogenhändler in Teheran macht. Der Originaltitel wörtlich übersetzt „6,5 pro Meter“, bezieht sich auf die 6,5 Mio. Crack-Abhängigen im Iran sowie den Preis für Leichentücher in der Landeswährung Rial, die sich arme Familien nicht leisten können. Laut Roustayi seien immer mehr Drogenabhängige auf den Straßen sichtbar, weshalb er ursprünglich einen Dokumentarfilm über sie habe drehen wollen.[3] Er recherchierte ein Jahr lang im Polizei- und Drogenmilieu, um authentische Figuren zu erschaffen.[4]

Mit dem düsteren Thriller, der erstmals in die iranischen Drogenszene, in die Gefängnisse und ins Polizeimilieu eintauchte,[5] zog Roustayi den Zorn der iranischen Zensur auf sich. Schon vor Beginn der Dreharbeiten sei er unter Druck gesetzt worden, während später das Rauschgiftdezernat versucht habe, eine Veröffentlichung zu verhindern. Dennoch wurde Just 6.5 in den iranischen Kinos veröffentlicht und dem Film war großer Erfolg beim Publikum beschieden.[4] Auch wurde das Werk in die Nebensektion Orizzonti des 76. Filmfestivals von Venedig eingeladen und brachte Roustayi neben mehreren Auszeichnungen im Iran auch eine lobende Erwähnung auf dem Zurich Film Festival ein. Ausländische Filmkritiker lobten Just 6.5 für seine Actionsequenzen und seinen Realismus und zogen Vergleiche zu William Friedkins Brennpunkt Brooklyn (1971) sowie zur Arbeitsweise von Roustayis bekanntem Landsmann Asghar Farhadi.[6][7] Vor allem in Frankreich hatte der bis dahin wenig bekannte Filmemacher Erfolg. Just 6.5 gewann den Hauptpreis des Detektivfilmfestivals Reims Polar[8], errang eine César-Nominierung und zählte über 150.000 Kinobesucher.[9] Auch konnte sich der Film in französischen Ranglisten für die besten Filme des Kinojahres 2021 platzieren.[10]

Nach dem großen Erfolg von Just 6.5 wurde Roustayi für seinen dritten Spielfilm Leila’s Brothers (2022) erstmals in den Wettbewerb um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes eingeladen.[11]

Filmografie

  • 2011: Monday (persisch شنبه; Kurzfilm)
  • 2012: Ceremony (Kurzfilm)
  • 2012: The Light-Colored Manteaux (Dokumentarfilm)
  • 2013: A Very Quiet Street (persisch خیابان خیلی خلوت; Kurzfilm)
  • 2016: Life and a Day (persisch ابد و یک روز; Abad va yek rooz)
  • 2017: Blockage (persisch سد معبر; Sade Ma'bar) – nur Drehbuch
  • 2019: Just 6.5 (persisch متری شیش و نیم; Metri Shesh Va Nim)
  • 2022: Leila’s Brothers (persisch برادران لیلا; Baradarane Leila)

Auszeichnungen (Auswahl)

Weblinks

Commons: Saeed Roustaei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Saeed Roustaee. In: iffr.com (abgerufen am 20. April 2022).
  2. Saeed Roustayi, un cinéaste prometteur; repères. In: La Croix, 28. Juli 2021, S. 12.
  3. AFP: "La loi de Téhéran": thriller haletant dans une capitale ravagée par la drogue. 23. Juli 2021, 1:22 PM GMT (abgerufen über die lizenzpflichtige Pressedatenbank Nexis Uni).
  4. a b Caroline Vie Toussaint: « La Loi de Téhéran » : Le réalisateur Saeed Roustaee met le nez de l'Iran dans la dope. In: 20minutes.fr, 27. Juli 2021 (abgerufen am 21. April 2022).
  5. Just 6.5 (Metri Shesh Va Nim). In: luxfilmfest.lu (abgerufen am 21. April 2022).
  6. Peter Debruge: Tokyo Film Review: ‘Just 6.5’. In: variety.com, 7. November 2019 (abgerufen am 21. April 2022).
  7. Etienne Sorin: « La Loi de Téhéran » . In: Le Figaro, 28. Juli 2021, Nr. 23929, S. 13.
  8. Yannick Vely: Festival du film policier: "La Loi de Téhéran" remporte le Grand prix, "Boîte noire", prix du public. In: parismatch.com, 30. Mai 2020 (abgerufen am 21. April 2022).
  9. Bahar Makooi: Le succès du cinéma iranien en France : des films bon marché plébiscités par le public. in france24.com, 16. Dezember 2021 (abgerufen am 21. April 2022).
  10. Adrien Gombeaud: Nos dix films préférés de 2021. In: Les Echos Weekend, 27. Dezember 2021 (abgerufen über die lizenzpflichtige Pressedatenbank Nexis Uni).
  11. The films of the Official Selection 2022. In: festival-cannes.com, 14. April 2022 (abgerufen am 14. April 2022).
  12. John Hopewell: Fipresci Prizes „Leila’s Brothers“, „The Blue Caftan“, „Love According to Dalva“. In: Variety. 28. Mai 2022, abgerufen am 27. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).