Samuel Fritz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Samuel Fritz (* 9. April 1654 in Trautenau, Böhmen; † 20. März 1728 in Jéveros im Maynas-Staat, Bistum Chachapoyas, heute Peru) war ein böhmischer Jesuitenmissionar, der als Erster den Amazonas kartographierte.

Leben

Samuel Fritz war 1673 in den Jesuitenorden eingetreten, absolvierte theologische Studien und erwarb etwa 1680 an der Karls-Universität Prag den Magistergrad. Im Jahre 1684, eben 30 Jahre alt, tauchte er in der Maybamission am oberen Amazonas auf. Zusammen mit Samuel Fritz arbeiteten die Patres Heinrich Wenzeslaus Richter (1653–1696) aus Prossnitz und Wenzel Breyer (oder Brauer) aus Eich. In der Jesuitenchronik des Ordenshistoriografen Carlos Sommervogel (Bibliothèque de la Compagnie de Jesus, Brüssel/Paris 1896) ist ein am 18. Juni 1699 in Laguna auf Deutsch verfasster Brief eines Missionars an einen Mitbruder wiedergegeben, der das älteste Schriftstück darstellt, das die Arbeit von Fritz in Südamerika dokumentiert. Samuel Fritz gilt als die hervorragendste Gestalt unter den deutschsprachigen Jesuitenmissionaren des Amazonasgebietes.

In seinem Missionsgebiet wurden 38 (nach anderen Quellen 40) Indianersiedlungen, darunter sechs Städte, geschaffen, in denen die Indianer angesiedelt, zur Arbeit angelernt und zu einem christlichen Leben erzogen wurden. Der Maynasstaat umfasste in seiner Blütezeit 161 Ortschaften mit 100.000 Einwohnern. Davon erhielt sich bis auf den heutigen Tag die Stadt Yurimaguas am Unterlauf des Huallaguaflusses in Peru. Ferner entstand die Stadt Taffé an der Mündung des Jurua. Pater Fritz bekehrte in der „grünen Hölle“ am Amazonas nicht weniger als 29 Indianerstämme zum Christentum, darunter die Omagua, die auf heute brasilianischem Gebiet leben.

Neben der religiösen Bekehrungsarbeit haben die Missionare aber auch den Indianern den Ackerbau beigebracht, ihnen gezeigt, wie man Reis, Maniok, Zuckerrohr, Kakao, Tabak und Süßkartoffeln pflanzt. Daneben wurden die Missionszöglinge in verschiedenen Handwerkszweigen ausgebildet, Gesang und Musik gepflegt.

Die ausgedehnten Missionsfahrten auf dem Amazonas und dessen Nebenflüssen benutzte Pater Fritz dazu, um eine Karte des Ober- und Mittellaufes des Stromgebietes zu zeichnen.[1] Bei einem 1688 durch eine schwere Malariaerkrankung erzwungenem Aufenthalt im Jesuitenkolleg in Belém do Pará konnte er dank der Vorarbeiten seines aus Konstanz stammenden Ordensbruders Pater Aloys Konrad Pfeil die kartographischen Arbeiten über den 5.300 km langen Strom ergänzen. Auf dieser Karte ist zum ersten Male der Marañón als Hauptstrom verzeichnet. Die Karte wurde erstmals 1707 mit gegenüber dem handgezeichneten Original erheblichen Abweichungen in Quito als Mappa Geografico del Rio Marañon hecha por el Padre Samuel Fritz de la Compañia de Jesus, Missionario em este mismo Rio Amazonas – El año 1691 gedruckt.

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. Georg Petersen, Hartmut Fröschle: Die Deutschen in Peru. In: Hartmut Fröschle (Hg.): Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Erdmann, Tübingen 1979, ISBN 3-7711-0293-6, S. 696–741, hier S. 698.