Samuel Kleinschmidt

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Samuel Kleinschmidt (1885) auf einem Foto von Jens Arnold Diderich Jensen

Samuel Petrus Kleinschmidt (* 27. Februar 1814 in Lichtenau (Alluitsoq); † 8. Februar 1886 in Neu-Herrnhut (Noorliit)) war ein deutsch-grönländischer Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine und Sprachwissenschaftler.

Leben

Samuel Kleinschmidt wurde als Sohn des deutschen Missionars Konrad Kleinschmidt (1768–1832) und dessen dänischer zweiter Ehefrau Christina Petersen (1780–1853) in der Herrnhuter Missionsstation Lichtenau (Alluitsoq) geboren und sprach deswegen muttersprachlich Deutsch, Dänisch und Grönländisch. 1823 wurde er nach Deutschland geschickt, wo er im sächsischen Kleinwelka von den Herrnhutern die Schulbildung erhielt. Da er stotterte, wurde er anschließend ins niederländische Zeist geschickt, wo er eine Lehre als Apotheker begann. 1837 wurde er im herrnhutischen Christiansfeld in Nordschleswig als Lehrer angestellt. 1841 wurde er als Missionar zurück nach Grönland gesandt, wo er anfangs in seinem Geburtsort Lichtenau (Alluitsoq) diente. In dieser Zeit verfasste er die Grammatik der grönländischen Sprache mit theilweisem Einschluss des Labradordialects, die er 1846 beendete, aber erst 1851 veröffentlichte. Von 1846 bis 1848 war er Missionar in Akunnaat (Lichtenfels) und anschließend in Neu-Herrnhut (Noorliit). 1859 kam es zum Bruch mit der Brüdergemeine, da er sich gegen die herrnhutische Kirchenzucht aussprach, da diese nicht zu den Grönländern passte. Er wurde aus dem Dienst für die Herrnhuter Brüdergemeine ausgeschlossen und wandte sich stattdessen der dänischen Mission zu, wo er fortan als Lehrer an Grønlands Seminarium in Nuuk diente.

Samuel Kleinschmidt war schon in seiner Jugend durch seinen Vater geprägt worden, der sehr an der grönländischen Sprache interessiert war und eine eigene Bibelübersetzung geschaffen hatte. Es ist zudem davon auszugehen, dass er während seiner Zeit in Christiansfeld von seinem drei Jahre jüngeren Kollegen Heinrich August Jäschke geprägt wurde. Mit seinem Hauptwerk Grammatik der grönländischen Sprache schuf Samuel Kleinschmidt erstmals eine systematische und standardisierte Orthografie für die grönländische Sprache. Diese bildete die Grundlage für die Schulbücher zu Geschichte, Geografie, Zoologie und Kirchengeschichte, die er für den grönländischen Unterricht verfasste und für seine eigene Bibelübersetzung. Er war ein Vertrauter von Inspektor Hinrich Johannes Rink und unterstützte ihn in seiner Reformarbeit zur Förderung der grönländischen Kultur, war Ende der 1850er Jahre Mitbegründer der Forstanderskaber und ermöglichte mit seiner sprachlichen Arbeit Herausgabe der 1861 ersterschienenen Zeitung Atuagagdliutit. 1871 veröffentlichte er ein großes Wörterbuch. Neben seinem Schriftstellertum zeichnete er auch Landkarten.

Samuel Kleinschmidts Grab auf dem alten Friedhof von Nuuk (2022)

Samuel Kleinschmidt hatte die grönländische Kultur im Blut und identifizierte sich als Grönländer. Er lebte in einem grönländischen Haus und trug grönländische Kleidung. Diese kulturelle Prägung beeinflusste seine Arbeit Zeit seines Lebens stark. Er wurde daher von der grönländischen Bevölkerung enorm geschätzt. Als er 1886 in Neu-Herrnhut unverheiratet im Alter von knapp 72 Jahren starb, nahm die gesamte Bevölkerung Nuuks an seiner Beerdigung teil. Seine sterblichen Überreste wurden später vom herrnhutischen Friedhof auf den alten Friedhof von Nuuk neben der Annaassisitta Oqaluffia umgebettet.[1][2]

Gedenktafel an Kleinschmidts Pæl/Samualip K'utdlilerfia. Deutsche Übersetzung: „Samuel Petrus Kleinschmidt, 1814 • 1886, weltbekannter Gelehrter, Lehrer und Freund der Grönländer, pflegte eine Laterne an dieser Stelle aufzuhängen, um seinen Pfad zwischen Neu-Herrnhut und Nuuk zu kennzeichnen.“

Auf seinem Weg von Neu-Herrnhut zu seinem Arbeitsplatz in Nuuk musste Samuel Kleinschmidt eine Strecke von rund 1,5 km bei jedem Wetter zurücklegen. Um den Weg auch im Nebel zu finden, stellte er einen großen Pfahl auf, an dem er eine Lampe befestigte. Der Pfahl blieb auch nach seinem Tod stehen und wurde zu einem Denkmal. Später wurde er abgerissen und durch einen neuen Pfahl mit einer Gedenkplatte mit grönländischer und dänischer Inschrift ersetzt. Der Pfahl befindet sich am kleinen Weg Qullilerfik („Wo man sich mit einer Lampe versorgt“) an der Straße Imaneq, dem früheren Skibshavnsvej. Die Straße wird von der nach Samuel Kleinschmidt benannten Samuel Kleinschmidtip Aqqutaa gekreuzt.[3][4]

Am 19. Juni 1885 erhielt Samuel Kleinschmidt die Fortjenstmedaljen in Gold.[5] 1964 erschien er auf einer grönländischen Briefmarke, die von Czesław Słania entworfen worden war.[1]

Werke

  • 1851: Grammatik der grönländischen Sprache mit theilweisem Einschluss des Labradordialects
  • 1858: Nunalerutit, imáipoĸ: silap píssusianik inuinigdlo ilíkarsautínguit („Geografie [...]“)
  • 1859: Silame iliornerit pingârnerit ilait, imáitoĸ: silamiut ingerdlausiánik agdlagánguit, kalâtdlinut silagtorumassunut ilíkarsautigerĸuvdlugit silame inuiaĸatigît ĸanoĸ iliortarnerisa ilainik, ĸanordlo Gûtimit pineĸartarssusiánik, sujunigssamutdlo atautsimut ingerdlatitáussusiánik („Einige der wichtigsten Handlungen auf der Erde [...]“)
  • 1861: Nâggârtut navsuerutait, ugperissatik nalunaeramíkik ukioĸ 1530 („Bekenntnis der Protestanten, als sie ihren Glauben bekanntmachten, 1530“) (Übersetzung der Confessio Augustana)
  • 1861: ABD
  • 1864: Atuagarssuit, tássa agdlagkat iluartut tamarmiussut, tastamantitorĸamigdlo tastamantitâmigdlo agdlagkat, imáipoĸ: Gûtip angerusianik sujugdlermigdlo kingugdlermigdlo oĸausigdlit: nugtigkat sujugdlît narĸigdlugit nugterĸigsârsimassut, agdlagsimassoĸatainigdlo nalerĸútunik kapitalidlo ĸanoĸ imaĸarssusînik ilalersorsimassut: sujugdliussut: tastamantitorĸamik agdlagkat („Die Bibel, das ist die ganze heilige Schrift, das Alte Testament und das Neue Testament [...]“)
  • 1864: Tugsiautit (Buch der Psalmen)
  • 1870: Ajoĸersuiartortitat ilaisa oĸalugtuarissait avdlanik ilagdlit („Geschichten einiger Missionare mit einem Teil anderem“)
  • 1871: Den grønlandske ordbog („Das grönländische Wörterbuch“)
  • 1873: Kristumiunik, imáitoĸ: Kristusip ilagîgsaisa mána tikitdligo silamiut akornáne ĸanoĸ ingerdlatitauneránik agdlagánguit, pavkua avangnâmisut ilâta iliniusiai pingârtumik najorĸutaralugit agdlagkat („Über die Christen [...]“)
  • 1877: Oĸalugtuánguit ajoĸersuiartortitanik imalunît: kuisimángitsunik mássákut ajoĸersuiartortitatigut ánáussissumik ajoĸersornerĸalersunik sángniartoĸalersunik, ilainigdlo sule patdlingneĸángitsunik („Kleine Geschichten über Missionare [...]“)
  • 1881: Umassunik („Über Tiere“)
  • 1883: Kalâtdlit ĸatángutigîngnianik taissat ajoĸersortaisa sujugdlît maunga autdlarfiánik erĸainiutigssat, autdlarĸârfiánit ukiut 150-ngormata: uk. 1883-ne Jánuârip 19-ne atugagssat („Gedenken an die Reise der ersten Missionare der sogenannten grönländischen Brüdergemeine hierhin, als seit ihrer Ankunft 150 Jahre vergangen sind [...]“)
  • 1884: Mumisitsiniartunik („Über die Revolutionäre“)
  • 1893: Tastamantitâk, tássa nâlagkavta ánáussissivta Jîsusip Kristusip tastamantianik agdlagkat ivdlernartut: nugtigkat sujugdlît narĸigdlugit nugterĸigsârsimassut, agdlagsimassoĸatainigdlo nalerĸútunik kapitalitdlo ĸanoĸ imaĸarssusînik ilalersorsimassut („Das neue Testament, das ist die heilige Schrift über unseres Herren, unseres Erlösers Jesu Christi Testament [...]“)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Mads Lidegaard: Samuel Kleinschmidt. Dansk Biografisk Leksikon.
  2. Erik Holtved: Samuel Kleinschmidt. In: Arctic. Band 17, Nr. 2, 1964, S. 143–144 (Online [PDF]).
  3. Finn Gad: Kleinschmidts Pæl. In: Tidsskriftet Grønland. Nr. 1957/2, S. 410–414 (Online [PDF]).
  4. Vejnavne i Nuuk. Kommuneqarfik Sermersooq.
  5. Sophus Hennings, Gustav Ludvig Wad (Hrsg.): Kongelig Dansk Hof- og Statskalender, Statshaandbog for Kongeriget Danmark for Aaret 1886. Bianco Lunos Kgl. Hof-Bogtrykkeri, Kopenhagen 1886, S. 170 (Online [PDF]).