San José (Schiff, 1699)

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San José
Action off Cartagena, 28 May 1708. Undatiertes Ölgemälde von Samuel Scott (1702–1772), National Maritime Museum. Dargestellt ist die Explosion der San José.
Schiffsdaten
Flagge Seekriegsflagge Spanien (1701–1785) Spanien
Schiffstyp Linienschiff
Klasse San-José-Klasse
Bauwerft Mapil, Usurbil
Bestellung 23. Dezember 1694
Stapellauf 1699
Verbleib Am 8. Juni 1708 explodiert
Schiffsmaße und Besatzung
Takelung und Rigg
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

64 Kanonen

Die San José war eine spanische Galeone von 1.066 Tonnen. Sie war Teil der Silberflotte, die kontinuierlich aus den südamerikanischen Kolonien Silber und andere Schätze nach Spanien brachte.[1]

Geschichte

Die Galeone wurde 1696 in der Werft von Mapil in Usurbil gebaut. Sie hatte drei Decks und war mit 44 Eisenkanonen bestückt. Als Ballast dienten Schottersteine. Später wurde die Bewaffnung deutlich verstärkt auf über 60 Kanonen.[1]

Am 10. März 1706 verließ die San José den spanischen Hafen von Cádiz in Richtung Neue Welt. Mit an Bord war der Marqués de Castelldosrius, der neue Vizekönig von Peru, und der Erzbischof von Santa Fe. Am 27. April erreichte die San José ohne Zwischenfälle die Bahía de Cartagena de Indias im heutigen Kolumbien. Dort blieb das Schiff, bis es am 5. Januar 1708 als Teil einer Flotte nach Portobelo in Panama auslief, wo sie am 10. Februar eintraf. Hier wurde sie mit 344 Tonnen Gold- und Silbermünzen sowie 116 Kisten mit Smaragden aus Peru beladen und verließ am 28. Mai Portobelo wieder in Richtung Cartagena.[1] Die Silberflotte bestand aus 14 Handelsseglern und drei Galeonen. Neben der San José mit dem Kapitän der Flotte, waren dies das Schwester- und Admiralsschiff San Joaquín und die Santa Cruz, die nur über 44 Kanonen verfügte.

16 Seemeilen (rund 30 Kilometer) vor dem Hafen von Cartagena kam es am 8. Juni 1708 zum Seegefecht mit vier britischen Kriegsschiffen unter dem Kommando von Charles Wagers. Seit 1701 befand sich Spanien im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges im Kriegszustand mit Großbritannien. Britische Kriegsschiffe versuchten dabei immer wieder die spanischen Silberflotten zu kapern. Während der fast zehn Stunden dauernden Schlacht von Barú (englisch Wager’s Action) wurde die San José in Brand geschossen und sank nach einer Explosion ihrer Pulverkammer. 578 Seeleute, Soldaten und Passagiere fanden dabei den Tod, nur elf Überlebende wurden später gerettet.

Das Wrack

San José (Schiff, 1699) (Kolumbien)
Fundort der San Jose
Cartagena
Lage des Fundortes des Wracks bei Cartagena, Kolumbien

Der heutige Wert dieser Ladung wird auf bis zu mehrere Milliarden Euro geschätzt. Dieser enorme Wert befeuerte die Suche nach dem Wrack. Eine private Suchfirma schloss mit dem kolumbianischen Staat 1979 einen Vertrag, der ihr im Erfolgsfall einen Anteil am Fund zusicherte. 1981 verkündete die Firma, man habe das Gebiet, in dem die Galeone liege lokalisiert. Dies wurde von Kolumbien aber nicht bestätigt. Die Gruppe wurde später vom amerikanischen Investorenkonsortium Sea Search Armada übernommen, das den Staat Kolumbien wegen angeblichen Vertragsbruchs auf Schadensersatz in Höhe von mehreren Milliarden Dollar verklagte. Nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen entschied ein US-Gericht jedoch im Jahr 2011, die Galeone gehöre Kolumbien.

Anfang Dezember 2015 gab Kolumbiens Staatspräsident Juan Manuel Santos bekannt, ein Team internationaler Experten des Nationalen Archäologischen Instituts und der Marine habe das Wrack am 27. November 2015 mit Hilfe von Schallortung nahe der Halbinsel Barú (unweit der Islas del Rosario) vor Cartagena gefunden und zweifelsfrei identifiziert.[2] In Cartagena soll nun ein Museum gebaut werden, um nach der Bergung den Schatz auszustellen.[3][4] Archäologen protestieren dagegen, dass ein Teil der Funde jedoch verkauft werden soll.[5]

Der Wert des Wracks wird 2017 auf 3–17 Milliarden US-Dollar (2,67–15,15 Mrd. Euro) geschätzt. Wem das Schiff gehört, ist umstritten: Gemäß einer UNESCO-Konvention über den Schutz von Gütern auf dem Meeresgrund dem Herkunftsland, also Spanien. Doch Kolumbien hat diese Konvention nicht unterzeichnet.[6] Auch die einheimische bolivianische Volksgruppe der Qhara Qhara erhebt Anspruch auf den Schatz. Deren Vorfahren seien im 16. Jahrhundert zur Zwangsarbeit in den spanischen Minen gezwungen worden. Neben Gold, Silber und Edelsteinen gehören dazu chinesisches Porzellan und auch die alten Kanonen sind von Wert.[7]

2022 entdeckte man in der Nähe der San José zwei weitere Wracks. Das Boot und der Schoner sollen aus derselben Zeit stammen.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Presidencia de la República Colombia: Historia del Galeón San José (1696–1708) (spanisch), abgerufen am 9. Dezember 2015.
  2. Galeone "San José" vor Kolumbien gefunden – Aufgespürt nach 307 Jahren. In: Tagesschau.de. 12. Juni 2015, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 8. Dezember 2015.
  3. BBC.com: Colombia says treasure-laden San Jose galleon found, 5. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
  4. Spiegel.de: Schiffswrack San José: Der Milliardenschatz vor Kolumbien ist gefunden, 5. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
  5. San José galleon: subject of science, not commerce Espeio de Navegantes, 5. Dezember 2015. – Spanisch.
  6. Milliardenschatz in der Karibik soll gehoben werden orf.at, 13. Juni 2017, abgerufen 14. Juni 2017.
  7. a b ABC News: Two additional shipwrecks found off Colombian coast close to San José galleon, 7. Juni 2022, abgerufen am 18. Juni 2022.

Koordinaten: 9° 35′ 0″ N, 76° 15′ 25″ W