Sandgleis

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Sandgleis auf der North Yorkshire Moors Railway (links der Lokomotive)
Sandgrube am Ende eines Stumpfgleises in West Croydon

Ein Sandgleis ist ein mit grobkörnigem, lehmfreien Sand bedecktes Gleis, das dem Abbremsen von Eisenbahnfahrzeuge durch die erhöhte Reibung zwischen Rad und Schiene dient. Der Name des Sandgleises geht auf den deutschen Bauingenieur Claus Koepcke zurück. Sandgleise werden heute nur noch selten verwendet.

Funktionsweise und Einsatz

Das Sandgleis kann Fahrzeuge ohne Entgleisung rein durch die Bremswirkung des Sandes aufhalten. Anders als bei einem Prellbock wird dabei die Geschwindigkeit über eine kurze Strecke stetig vermindert, wodurch eine Beschädigung des Fahrzeugs vermieden werden soll.[1]

Eingesetzt werden bzw. wurden Sandgleise zum Beispiel in Gefällebahnhöfen, um entlaufene Wagen aufzuhalten oder auf Gefällestrecken, um Züge bei einem Bremsversagen zum Halt zu bringen. Sandgleise werden auch als Abschluss von Stumpfgleisen in Kopfbahnhöfen[2] oder bei Flankenschutzweichen verwendet.[1]

Sandgleis als Gleisverschlingung

Sandgleis in Form einer Gleisverschlingung
Sandkoffer mit zwei separaten Begrenzungsschienen
Einseitig durch Fahrschiene begrenzter Sandkoffer

Eine besondere Form ist die von Claus Koepcke entworfene Anordnung eines Sandgleises in Form einer Gleisverschlingung. Dabei sind die Schienen des Sandgleises um 40–45 mm gegenüber der üblichen Fahrschiene in einen Sandkoffer abgesenkt, die bis zur Höhe der Fahrschiene mit Sand gefüllt sind. Ein Sandkoffer wird entweder auf beiden Seiten durch zwei Begrenzungsschienen, die zugleich als Entgleisungsschutz dienen, oder alternativ auf einer Seite durch die Fahrschiene und auf der anderen Seite durch eine Begrenzungsschiene begrenzt. In letzterem Fall genügt es, die Schienen des Sandgleises gegenüber der Fahrschiene um ca. 140 mm seitlich auszuschwenken, was den Einsatz auch bei sehr beengten Verhältnissen ermöglicht.[2]

Stellwerksabhängigkeit

Die Weichen, die in ein beidseitig angeschlossenes Sandgleis führen, sind in der Regel miteinander gekuppelt, d. h. beide Weichen werden gleichzeitig umgestellt. Durch die gleiche Stellung der Weichen in das und aus dem Gleis wird vermieden, dass ein Wagen, der das Sandgleis ohne anzuhalten durchfährt, am Ende des Gleises auf eine falsch stehende Weiche trifft. In Bereichen von Stellwerken, wo der Fahrweg ständig, außer bei Zugfahrten, zum Sandgleis eingestellt ist, unterliegt das Sandgleis einer besonderen Abhängigkeit. Erst wenn alle anderen Weichen für eine Zugfahrt richtig eingestellt sind, können die Weichen des Sandgleises umgestellt werden. Danach erst kann das Signal auf Fahrt gestellt werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Sandgleis. In: Luegers Lexikon der gesamten Technik. 2. Auflage. Band 8, Deutsche Verlags-Anstalt, Leipzig/Stuttgart 1910, S. 568–569.
  2. a b Sandgleis. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 8: Personentunnel–Schynige Platte-Bahn. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1917, S. 297, 298.