Sara (Medizinerin)

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Sara, auch als Sarah oder als Judenärztin von Würzburg bekannt, gehörte zu den frühesten jüdischen Medizinerinnen in Deutschland.

Leben

Nur wenige Dokumente bezeugen Sarahs Wirken als Ärztin; ihre Geburt und Tod werden ungefähr zwischen 1385 und 1445 datiert.[1]

Bekannt ist, dass sie in Würzburg bei dem jüdischen Arzt Salkmann[2] oder Seligmann[3] aus Mergentheim zur Lehre ging. Nach einigen Jahren der Ausbildung bei ihm bestätigte eine Kommission des Würzburger Stadtrates sie als Salkmanns offizielle Gehilfin. Am 2. Mai 1419 ernannte der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn sie zur Leibärztin und setzte sich damit über eine päpstliche Anweisung von 1415 hinweg. Als historischer Hintergrund wird angeführt, dass Johann II. zu Beginn seiner Amtszeit zwischen 1412 und 1422 eine befristete jüdische Gemeinde in Würzburg zuließ und dass in Würzburg auch noch Jahrzehnte nach der schweren Pestepidemie von 1347–49 ein dramatischer Ärztemangel herrschte.[3]

Sara erhielt das Privileg, Medizin auszuüben, für eine jährliche Steuer von 10 Gulden zuzüglich des Opferpfennigs, der noch einmal zwei Gulden betrug. Ebenfalls 1419 erhielt sie zudem die Erlaubnis des Würzburger Domherrn, das Rittergut ihres zahlungsunfähigen Schuldners Friedrich von Riedern zu erwerben. Vor Gericht wurde sie dabei von einem Ritter von Wissentann vertreten.[3]

Zum weiteren Schicksal Saras werden widersprüchliche Angaben gemacht, bei denen hauptsächlich auf allgemeine Erlasse zu Juden zurückgegriffen wurde: Hoffer berichtet von einem Ende des Judenprivilegs Johanns 1422 und von einer Verhaftung der Gemeinde, die gegen ein Lösegeld freikam, welches auch von Sara mit aufgebracht wurde. Sie soll anschließend Würzburg verlassen haben.[2]
Zeitgenössische Regesten berichten hingegen von der Verlängerung des bischöflichen Freibriefs 1421 um weitere fünf Jahre und auch von einer fortdauernden wohlwollenden Judenpolitik Johanns II.[4] Weiteren Quellen zufolge wurde die jüdische Gemeinde trotz außenpolitischer Verträge Johanns zur Nicht-Duldung von Juden nur allmählich aus Würzburg gedrängt; das Ende der innerstädtischen Gemeinde wird demnach auf 1436 datiert.

Einzelnachweise

  1. Ursula Köhler-Lutterbeck, Monika Siedentopf: Lexikon der 1000 Frauen. Bonn 2000, ISBN 3-8012-0276-3, S. 308.
  2. a b Gerda Hoffer: Zeit der Heldinnen. Lebensbilder außergewöhnlicher jüdischer Frauen. München 1999, ISBN 3-423-30701-3, S. 26–48. (Zu diesem Werk ist beachten, dass die Autorin „plausible Ergänzungen“ auf Basis historischer Fakten frei hinzugedichtet hat, welche jedoch so nicht aus ihren verwendeten Quellen hervorgehen)
  3. a b c Richard Landau: Geschichte der jüdischen Ärzte. Berlin 1895, S. 102 f. (Digitalisat)
  4. M. Wiener: Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters. Hannover 1862, S. 182, 186, 189. (Digitalisat)

Literatur

  • Werner Dettelbacher: Die jüdische Ärztin Sara und ihre Tätigkeit in Würzburg (1419). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 17, 1998, S. 101–103.