Saturnalien

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Die Saturnalien waren im Römischen Reich zunächst nur ein Festtag zu Ehren von Saturn. Er galt als Herrscher des Goldenen Zeitalters. Ursprünglich handelte es sich um ein Fest, das mit dem Abschluss der Winteraussaat in Verbindung stand. Damit waren die Saturnalia das größte römische Bauernfest. Im Jahre 217 v. Chr. im Verlauf des Zweiten Punischen Krieges wurde es als Ritus nach griechischem Vorbild, graeco ritu, umgestaltet. Seit jenem Jahr ist ein Opfer und ein großes Gelage (lectisternium) am Saturntempel bis tief in die Nacht hinein mit karnevalesken Zügen an den Saturnalien belegt. Titus Livius nannte als Anlass für die Saturnalia die Dedikation des Saturntempels im Jahr 497 v. Chr.; so stand das Gründungsdatum im Zusammenhang mit dem Saturntempel auf dem Forum Romanum. Die festliche Zeit war in den Fasti Antiates maiores aufgeführt.

Verlauf der festlichen Aktivitäten

Die Feiern begannen mit einem Opfer vor dem Tempel des Saturn und einem öffentlichen Mahl. Öffentliche Einrichtungen waren während der Saturnalien geschlossen. Die Tempel veranstalteten öffentliche Speisungen. Es war üblich, sich zu den Saturnalien zu beschenken. In privaten Gastmählern mit zum Teil exzessiven Trink- und Essgelagen wurden Spottgedichte und Rätsel vorgetragen. Römische Bürger legten die Toga ab und trugen bequeme Tuniken. Die Teilnehmer der Saturnalien setzten sich Pillei auf, Filzkappen, die sonst nur von freigelassenen Sklaven getragen wurden.[1] Es wurde ein Saturnalienfürst (Saturnalicus princeps) gewählt, teilweise wurde dieser auch rex bibendi („König des Trinkens“) genannt. Dieser Name deutet auch auf den stark gesteigerten Weinkonsum während der Festtage hin. Nicht nur der Wein wurde während der Festtage in großem Maße getrunken, es war auch offiziell das Würfelspiel um Geld erlaubt und es konnten Festgeschenke, apophoreta, verlost werden. Auch sonst lockerte sich die Moral während der Feiertage erheblich. Die „Aufhebung“ der Standesunterschiede war ein wichtiger Aspekt der Saturnalien; so wurden auch Sklaven an diesem Tag von ihren Herren wie „Gleichgestellte“ behandelt, ja teilweise wurden die Rollen sogar (scherzhaft) umgekehrt, so dass die Herren ihre Sklaven bedienten. Während der Saturnalien beschenkte man einander mit kleinen, zum Teil aber sehr wertvollen Geschenken.

Er wurde ursprünglich als Endoitio Exitio Nefas am 17. Dezember gefeiert und wechselte nach der julianischen Kalenderreform den Tagescharakter auf einen Nefas Piaculum. Die Saturnalien fanden erst nach 45 v. Chr. als mehrtägiges Fest zwischen dem 17. und 23. Dezember statt, das später allerdings bis zum 30. Dezember ausgedehnt wurde.

Rezeption

Saturnalia. Kopie einer Skulpturengruppe von Ernesto Biondi, Botanischer Garten Buenos Aires (1909)

Die ältere Volkskunde sah im Bohnenkönig einen Erben der römischen Saturnalien, doch bestreiten neuere Ansätze eine solche Kontinuität. Von Martin Persson Nilsson[2] und Alexander Hislop wird eine Beziehung zum christlichen Weihnachtsfest hergestellt.[3][4] Dies wird jedoch von dem Althistoriker Theodor Kissel als Spekulation angesehen.[5]

An einigen deutschen Hochschulen (zum Beispiel Köln und Kiel) werden heute traditionell „Saturnalien“ als studentisches Fest veranstaltet, bei dem man in der Vorweihnachtszeit mit den Dozenten „abrechnet“.[6]

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Saturnalien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Karl-Wilhelm Weeber: Alltag im alten Rom. Ein Lexikon. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 1998, S. 216.
  2. Martin Persson Nilsson: Saturnalia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II A,1, Stuttgart 1921, Sp. 201–211.
  3. Alexander Hislop: Von Babylon nach Rom. Der Ursprung der römisch-katholischen Religion. CLV, Bielefeld 2002, ISBN 978-3-8939-7377-4
  4. Jörg Kraus: Metamorphosen des Chaos: Hexen, Masken und verkehrte Welten. Königshausen & Neumann, Würzburg 1998, ISBN 978-3-82601-424-6, S. 162 f.
    Hans Förster: Die Anfänge von Weihnachten und Epiphanias: eine Anfrage an die Entstehungshypothesen. Bd. 46 Studien und Texte zu Antike und Christentum, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16149-39-97, S. 57 f.
  5. Theodor Kissel: Karneval im alten Rom: Tolle Tage am Tiber. In: Spiegel Online. 9. November 2008 (spiegel.de [abgerufen am 8. November 2019]).
  6. Ankündigung der Saturnalien (Memento vom 26. Dezember 2016 im Internet Archive), Institut für Altertumskunde der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln