Satz über die Ausbreitung der Singularitäten
Unter dem Satz über die Ausbreitung der Singularitäten (englisch propagation of singularities theorem), auch Satz von Duistermaat-Hörmander, versteht man ein mathematisches Resultat aus mikrolokalen Analysis, welches die Wellenfrontmenge der distributionalen Lösung der partiellen (Pseudo-)Differentialgleichung
für einen Pseudodifferentialoperator auf einer glatten Mannigfaltigkeit charakterisiert. Es sagt, dass die Ausbreitung der Singularitäten entlang des bicharakteristischen Flusses des Hauptsymboles von folgt.
Das Theorem erschien 1972 in einem Werk über Fourier-Integraloperatoren von Johannes Jisse Duistermaat und Lars Hörmander und seither gibt es viele Verallgemeinerungen, welche unter dem Namen Ausbreitung der Singularitäten oder Propagation der Singularitäten geläufig sind.[1]
Grundbegriffe
Notation:
- eine -differenzierbare Mannigfaltigkeit und ist der Raum der glatten Funktionen mit einer kompakten Menge , so dass .
- ist die Klasse der Pseudodifferentialoperatoren vom Typ mit Symbol
- ist die Symbolklasse.
- ist der Raum der Distributionen, der Dualraum von .
Phasen-Funktion
Seien und offene Mengen. Eine Funktion nennt man reelle, positiv-homogene Funktion vom Grad in , falls für jedes und jedes
Falls und zusätzlich (glatt, außer wenn ), dann nennt man eine Phasen-Funktion.
Fourier-Integraloperator
Sei wie oben und eine Phasen-Funktion. Wir nennen den Operator
für und einen Fourier-Integraloperator (FIO) mit Phasenfunktion und Symbol mit .[2]
Pseudodifferentialoperator
Ein Fourier-Integraloperator heißt Pseudodifferentialoperator vom Typ , falls mit Phasenfunktion und einem Symbol ist. Mit notieren wir sein Hauptsymbol.
Wellenfrontmenge
Hamiltonisches System des Hauptsymbol
Sei die Hamilton-Funktion, dann ist das hamiltonsche System auf gegeben durch
Eine Lösungs-Kurve des Systems nennt man Bicharakteristik von und den Fluss des hamiltonschen Vektorfeldes nennt man bicharakteristischer Fluss. Die Kurven mit nennt man Null-Bicharakteristik und die Menge bezeichnen wir mit
Theorem
Sei ein eigentlich getragener Pseudodifferentialoperator der Klasse mit reellem Hauptsymbol , welches homogen und vom Grad in ist. Sei , das die Gleichung löst, dann folgt
- .
Des Weiteren ist invariant unter dem durch induzierten hamiltonischen Fluss.[4]
Literatur
- Lars Hörmander: Fourier integral operators. I. In: Institut Mittag-Leffler (Hrsg.): Acta Mathematica. Band 128, 1972, S. 79 - 183, doi:10.1007/BF02392052.
- J. J. Duistermaat und L. Hörmander: Fourier integral operators. II. In: Institut Mittag-Leffler (Hrsg.): Acta Mathematica. Band 128, 1972, S. 183 - 269, doi:10.1007/BF02392165.
- Mikhail A. Shubin: Pseudodifferential Operators and Spectral Theory. Hrsg.: Springer Berlin, Heidelberg. ISBN 978-3-540-41195-6.
- Michael E. Taylor: Propagation, reflection, and diffraction of singularities of solutions to wave equations. In: American Mathematical Society (Hrsg.): Bulletin of the American Mathematical Society. Band 84, Nr. 4, 1978, S. 589 -- 611 (projecteuclid.org).
Einzelnachweise
- ↑ J. J. Duistermaat und L. Hörmander: Fourier integral operators. II. In: Institut Mittag-Leffler (Hrsg.): Acta Mathematica. Band 128, 1972, S. 196, doi:10.1007/BF02392165.
- ↑ Lars Hörmander: Fourier integral operators. I. In: Institut Mittag-Leffler (Hrsg.): Acta Mathematica. Band 128, 1972, S. 98, doi:10.1007/BF02392052.
- ↑ Mikhail A. Shubin: Pseudodifferential Operators and Spectral Theory. Hrsg.: Springer Berlin, Heidelberg. ISBN 978-3-540-41195-6, S. 134–135.
- ↑ J. J. Duistermaat und L. Hörmander: Fourier integral operators. II. In: Institut Mittag-Leffler (Hrsg.): Acta Mathematica. Band 128, 1972, S. 196, doi:10.1007/BF02392165.