Haus Windsor

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Badge des Hauses Windsor
A Good Riddance
The King has done a popular act in abolishing the German titles held by members of His Majesty’s family.
Cartoon im Punch am 27. Juni 1917, die Umbenennung des britischen Königshauses zu Windsor kommentierend: „Und tschüss!“ (zum deutschen Namen der Dynastie)

Das Haus Windsor [ˈwɪnzə] (bis 1917 Saxe-Coburg and Gotha) ist das britische Königshaus.

Vorgeschichte

Königin Viktorias Tod 1901 beendete die seit 1714 währende Herrschaft des Hauses Hannover auf dem britischen Thron; mit ihrem Sohn König Eduard VII. bestieg diesen ein Angehöriger des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. 1893 verstarb der letzte Herzog Ernst II. des Stammhauses ohne eigenen Erben, und die deutsche Linie des Hauses erlosch. Nach seinem Tod fiel das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha somit an die britische Linie des Hauses Saxe-Coburg and Gotha. Da der nächste in der Erbfolge berufene Eduard, Prince of Wales, auch in der britischen Thronfolge an erster Stelle stand und nicht bereit war, für das unbedeutende deutsche Herzogtum auf den Thron des britischen Empires zu verzichten, verzichtete er zugunsten seines jüngeren Bruders, Alfred, Duke of Edinburgh, auf das Herzogtum, der dort schließlich als Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha den Thron bestieg.

Alfreds Sohn hatte 1899 Selbstmord begangen. Als Alfred 1900 starb, erlosch die deutsche Linie des Hauses erneut, und der herzogliche Thron fiel deshalb erneut an die britische Linie, die damit zur Stammlinie der heutigen deutschen Linie wurde. Nachdem die zwei ersten Thronanwärter verzichtet hatten, wurde neuer Herzog sein Neffe, der Duke of Albany, der älteste Sohn von Leopold Georg, Duke of Albany, jüngster Sohn von Königin Victoria. Er regierte als Herzog Carl Eduard bis 1918, dem Ende der Monarchie im Deutschen Reich und seinen Teilstaaten.

Bruch mit dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha

Um seine bedingungslose Loyalität zu Deutschland zu demonstrieren, unterzeichnete Herzog Carl Eduard am 12. März 1917 ein Gesetz, das außerdeutsche Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von der Thron- und Erbfolge ausschloss, wenn ihr Heimatstaat Krieg gegen das Deutsche Reich führt.[1] Dieses Gesetz richtete sich direkt gegen das britische Königshaus, dessen Mitglieder die letzten zwei Herzöge gestellt hatten. Auf seine britischen Titel und Würden verzichtete er nicht. Er war zu diesem Zeitpunkt britischer Staatsbürger, Mitglied der britischen königlichen Familie mit den Titeln und Würden eines Prinzen von Großbritannien und Irland und eines Duke of Albany und hatte einen Sitz im britischen House of Lords.

Wegen des innenpolitischen Drucks während des Ersten Weltkrieges aufgrund der deutschen Abstammung sowie der Bombardierung Londons durch strategische Bomber des Typs Gotha G.IV und der Verwandtschaft der königlichen Familie mit einem regierenden landesfürstlichen Haus des Deutschen Kaiserreichs änderte König Georg V. am 17. Juli 1917 den anglisierten deutschen Namen Saxe-Coburg and Gotha, den das Haus in Großbritannien seit 1840 trug, in den jetzigen Hausnamen Windsor. Dieser steht für die kleine englische Stadt Windsor in der Grafschaft Berkshire, in der sich Windsor Castle befindet, das seit der Zeit Wilhelms des Eroberers zu den Residenzen der königlichen Familie gehört[2][3]. Zudem verzichtete er für sich und alle Nachfolger auf alle deutschen Titel und Würden und forderte den britischen Adel auf, das gleiche zu tun.

Seitdem gilt das Jahr 1917 als Gründungsdatum der Königsdynastie der Windsors. Mit der Änderung des Hausnamens 1917 wurde auch erstmals ein gleichnamiger Familienname Windsor für die königliche Familie festgelegt.[4]

In der Folge verabschiedete das britische Parlament zudem das Gesetz über die Entziehung von Titeln und Auszeichnungen (Titles Deprivation Act). Es war die rechtliche Grundlage für die Aberkennung britischer Adelstitel und -rechte und damit auch des Sitzes im englischen Oberhaus. Per Anweisung von König Georg V. am 28. März 1919 verlor der ehemalige Herzog Carl Eduard, neben anderen Personen, all seine britischen Titel und Würden.

Nachkommen von Königin Elisabeth II.

Nach der Proklamation von Königin Elisabeth II. im Jahre 1952 stellte sich die Namensfrage erneut. Da ihr Gemahl Philipp, der als gebürtiger Prinz von Griechenland aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stammte, den Familiennamen Mountbatten angenommen hatte, bevor er zum Herzog von Edinburgh ernannt worden war, waren verschiedene Möglichkeiten denkbar. Louis Mountbatten, 1. Earl Mountbatten of Burma, der Onkel des Prinzgemahls, sprach gegenüber anderen Adligen von einem Haus Mountbatten, der Prinzgemahl dachte selbst an das Haus Edinburgh. Als der Premierminister Winston Churchill davon erfuhr, intervenierte er bei der Königin und empfahl zu einer offiziellen Verlautbarung über die Namensgebung.[5] Mit Verlautbarung vom 9. April 1952 wurde klargestellt, dass sowohl der Hausname als auch der Familienname der Nachkommen des königlichen Ehepaares Windsor bleiben würde.[6] Philip beklagte sich: „Ich bin der einzige Mann im Land, der seinen Namen nicht an seine eigenen Kinder weitergeben darf.“[7]
Im Februar 1960 gab Königin Elisabeth II. eine Änderung des Familiennamens, nicht jedoch des Hausnamens bekannt[8]. In ihrer Verlautbarung schrieb Elisabeth II., dass der Familienname Mountbatten-Windsor von allen ihren Nachkommen getragen werde, wenn sie nicht die Titel His bzw. Her Royal Highness oder Prince bzw. Princess tragen oder – sofern sie weiblich sind – heiraten und dabei den Namen ihres Gatten annehmen.[4] Damit wird im engeren Kreis der königlichen Familie bis heute, bis auf wenige Ausnahmen, ein Familienname nicht verwendet. Gleichwohl bleibt Windsor bis heute der offizielle Name des Königshauses; der Namenswechsel gilt auch nicht für Nachkommen von solchen Mitgliedern der königlichen Familie, die nicht von der Königin abstammen. Damit unterscheidet sich bei Nachkommen von Königin Elisabeth II. der Hausname und Familienname.

Der Nachfolger von Königin Elisabeth II., König Charles III., und seine Nachkommen gehören damit weiterhin zum Haus Windsor; als Familiennamen nutzen sie bei Bedarf Mountbatten-Windsor. Sowohl der Hausname als auch der Familienname der königlichen Familie ist nicht gesetzlich geregelt. Einem zukünftigen Regenten steht es frei, diese mit einfachem Letters Patent zu ändern.[4]

Liste der Monarchen aus dem Haus Windsor

  1. Georg V., 1910–1936
  2. Eduard VIII., 1936
  3. Georg VI., 1936–1952
  4. Elisabeth II., 1952–2022
  5. Charles III., seit 2022

Stammliste

Stammliste des Hauses Windsor mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischenmitgliedern:

  1. Georg V. (* 1865; † 1936), König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien
    Maria von Teck (* 1867; † 1953)
    1. Eduard VIII. (* 1894; † 1972), König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und Kaiser von Indien, nach Abdankung 1936 Duke of Windsor
      Wallis Simpson (* 1896; † 1986)
    2. Georg VI. (* 1895; † 1952), König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und Kaiser von Indien (bis 1947) und ab 1947 König von Pakistan
      Elizabeth Bowes-Lyon (* 1900; † 2002)
      1. Elisabeth II. (* 1926; † 2022), Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und Königin von Pakistan (bis 1956)
        Philip (* 1921; † 2021), Duke of Edinburgh
        1. Charles III. (* 1948), König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland
          ⚭ (I) Diana Spencer (* 1961; † 1997)
          ⚭ (II) Camilla Parker Bowles (* 1947)
          1. (I) William (* 1982), Prince of Wales
            Catherine Elizabeth „Kate“ Middleton (* 1982)
            1. George of Wales (* 2013)
            2. Charlotte of Wales (* 2015)
            3. Louis of Wales (* 2018)
          2. (I) Harry (* 1984), Duke of Sussex
            Meghan Markle (* 1981)
            1. Archie Mountbatten-Windsor (* 2019)
            2. Lilibet Mountbatten-Windsor (* 2021)
        2. Anne (* 1950), Princess Royal
          ⚭ (I) Mark Phillips (* 1948), geschieden 1992
          ⚭ (II) Timothy Laurence (* 1955)
          1. (I) Peter Phillips (* 1977)
            Autumn Kelly (* 1978), getrennt seit 2020
          2. (I) Zara Tindall (* 1981) geb. Phillips
            Mike Tindall (* 1978)
        3. Andrew (* 1960), Duke of York
          Sarah Ferguson (* 1959), geschieden 1996
          1. Beatrice (* 1988), Prinzessin von Großbritannien und Nordirland
            ⚭ Edoardo Mapelli Mozzi (* 1981)
          2. Eugenie (* 1990), Prinzessin von Großbritannien und Nordirland
            ⚭ Jack Brooksbank (* 1986)
        4. Edward (* 1964), Earl of Wessex
          Sophie Helen Rhys-Jones (* 1965)
          1. Louise Mountbatten-Windsor (* 2003), Prinzessin von Großbritannien und Nordirland
          2. James Mountbatten-Windsor (* 2007), Prinz von Großbritannien und Nordirland, Viscount Severn
      2. Margaret (* 1930; † 2002), Countess of Snowdon
        Antony Armstrong-Jones (* 1930; † 2017), Earl of Snowdon
        1. David Armstrong-Jones (* 1961), Earl of Snowdon
          ⚭ Serena Alleyne Stanhope (* 1970)
        2. Sarah Frances Elizabeth Chatto (* 1964), geborene Armstrong-Jones
          Daniel Chatto (* 1957)
    3. Mary (* 1897; † 1965), Princess Royal und Countess of Harewood
      ⚭ Henry Lascelles (* 1882; † 1947), Earl of Harewood
      1. George Lascelles (* 1923; † 2011), Earl of Harewood
        ⚭ (I) Marion Stein (* 1926; † 2014), geschieden 1967
        ⚭ (II) Patricia Tuckwell (* 1926; † 2018)
        1. (I) David Lascelles (* 1950), Earl of Harewood
          ⚭ Margaret Rosalind Messenger (* 1948), geschieden 1989
          ⚭ Diane Jane Howse (* 1956)
        2. (I) James Lascelles (* 1953)
          ⚭ Frederica Ann Duhrssen (* 1954), geschieden 1985,
          ⚭ Lori Susan Lee (* 1954; † 2001), geschieden 1996,
          ⚭ Joy Elias-Rilwan (* 1954)
        3. (I) Jeremy Lascelles (* 1955)
          ⚭ Julie Baylis (* 1957), geschieden 1998,
          ⚭ Catherine Isobel Bel (* 1972)
      2. Gerald David Lascelles (* 1924; † 1998)
        ⚭ Angela Dowding (* 1919; † 2007), geschieden 1978
        ⚭ Elizabeth Colvin (* 1924; † 2006)
    4. Henry (* 1900; † 1974), Duke of Gloucester
      Alice Montagu-Douglas-Scott (* 1901; † 2004)
      1. William of Gloucester (* 1941; † 1972), Prinz von Großbritannien und Nordirland
      2. Richard (* 1944), Duke of Gloucester
        Birgitte Eva Henriksen (* 1946)
        1. Alexander Patrick Gregers Richard Windsor (* 1974), Earl of Ulster
          ⚭ 2002 Claire Alexandra Booth (* 1977)
          1. Xan Richard Anders Windsor (* 2007), Baron Culloden
          2. Cosima Rose Alexandra Windsor (* 20. Mai 2010)
        2. Davina Elizabeth Alice Benedikte Lewis (* 1977), geborene Windsor
          ⚭ 2004 Gary Christie Lewis (* 1970)
        3. Rose Victoria Brigitte Louise Gilman (* 1980), geborene Windsor
          ⚭ 2008 George Gilman (* 1982)
    5. George (* 1902; † 1942), Duke of Kent
      Marina von Griechenland und Dänemark (* 1906; † 1968)
      1. Edward (* 1935), Duke of Kent
        Katharine Worsley (* 1933)
        1. George Windsor (* 1962), Earl of St Andrews
          ⚭ Sylvana Palma Tomaselli (* 1957)
          1. Edward Edmund Maximilian George Windsor (* 1988), Lord Downpatrick
          2. Marina-Charlotte Alexandra Katharine Helen Windsor (* 1992)
          3. Amelia Sophia Theodora Mary Margaret Windsor (* 1995)
        2. Helen Taylor (* 1964), geborene Windsor
          ⚭ Timothy Verner Taylor (* 1963)
        3. Nicholas Windsor (* 1970)
          ⚭ Paola Doimi de Lupis Frankopan Šubić Zrinski
          1. Albert Louis Philip Edward Windsor (* 2007)
          2. Leopold Ernest Augustus Guelph Windsor (* 2009)
          3. Louis Arthur Nicholas Felix Windsor (* 2014)
      2. Alexandra (* 1936), Prinzessin von Großbritannien und Nordirland
        Angus Ogilvy (* 1928; † 2005)
      3. Michael of Kent (* 1942), Prinz von Großbritannien und Nordirland
        Marie Christine von Reibnitz (* 1945)
        1. Frederick Windsor (* 1979)
          Sophie Winkleman (* 1980)
          1. Maud Elizabeth Daphne Marina Windsor (* 2013)
          2. Isabella Alexandra May Windsor (* 2016)
        2. Gabriella Kingston (* 1981), geborene Windsor
          ⚭ Thomas Kingston
    6. John (* 1905; † 1919), Prinz von Großbritannien und Irland

Ehrungen

Die Pflanzengattung Windsorina Gleason aus der Familie der Rapateaceae ehrt das Haus Windsor und ist ein Gegenstück zur Benennung der Pflanzengattung Saxegothaea Lindl. aus der Familie der Steineibengewächse (Podocarpaceae).[9]

Siehe auch

Literatur

  • Leslie Player: Die Windsors und ich – Hinter den Kulissen des englischen Königshauses. Heyne 1993, ISBN 3-453-06910-2
  • Digel Dempster, Peter Evans: Hinter den Türen von Windsor – Das englische Königshaus und seine Skandale. Goldmann 1993, ISBN 3-442-42487-9
  • Alexander Gauland: Das Haus Windsor. Orbis Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-572-01124-8. (Lizenz des Siedler Verlags, Berlin)
  • Helmuth-Maria Glogger: Das geheime Leben der Windsors. Knaur 2006, ISBN 978-3-426-77951-4
  • Peter Alter: Die Windsors. Geschichte einer Dynastie (Beck’sche Reihe; Bd. 2461). Beck-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-406-56261-7.
  • Michael Imhof; Hartmut Ellrich: Das Haus Windsor und seine deutsche Herkunft. Die Royals aus Hannover und Sachsen-Coburg & Gotha. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-7319-0040-5.
  • Gothaisches Genealogisches Handbuch (GGH 13) – Fürstliche Häuser, Band 3 – Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.), Marburg 2021, ISBN 978-3-9820762-2-5, S. 138–148

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Günter Fuhrmann: Haus der Könige: Das Wiener Palais Coburg. Throne, Triumphe, Tragödien. Amalthea Signum, Wien 2018, ISBN 978-3-99050-121-4.
  2. Einst hießen die Windsors Sachsen-Coburg-Gotha. In: abendblatt.de. 18. November 2002, abgerufen am 12. Mai 2015.
  3. Warum die Windsors eigentlich deutsch sind. In: handelsblatt.com. 7. März 2011, abgerufen am 12. Mai 2015.
  4. a b c The Royal Family name. In: www.royal.uk. Abgerufen am 20. April 2021 (englisch).
  5. Emma Soames: Emma Soames in The Telegraph: As Churchills We’re Proud to do Our Duty. In: The Daily Telegraph. 1. Juni 2012 (englisch, winstonchurchill.org [abgerufen am 25. April 2021]).
  6. The London Gazette Published by Autority. Letters patent vom 9. April 1952, in: The London Gazette Nr. 39513, 11. April 1952, S. 2013.
  7. Brandreth: Philip and Elizabeth: Portrait of a Marriage, S. 223–238; Pimlott: The Queen: Elizabeth II and the Monarchy, S. 183–185.
  8. Supplement To The London Gazette of Friday, 5th February 1960. Letters patent vom 8. Februar 1960, in: The London Gazette Nr. 41948, 8. Februar 1960, S. 1003.
  9. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.