Scala (Berlin)

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Eingang der Scala, 1936
Programmheft, 1934
Gedenktafel, Martin-Luther-Straße 16, Berlin-Schöneberg

Die Scala in Berlin war von 1920 bis 1944 eine der berühmten Varieté-Bühnen in Deutschland.[1] Hier traten internationale Künstler wie der Jongleur Enrico Rastelli und der Clown Grock auf. Legendär waren auch die Scala-Girls, eine hauseigene Tanztruppe, die ab 1934 spärlich kostümiert sogar in ganz Deutschland auftrat.

Geschichte

Die Scala wurde 1920 im bis dahin als Eispalast bekannten Gebäude von neun meist jüdischen Geschäftsleuten – darunter der Inhaber des Verlages Lichtbild-Bühne, Karl Wolffsohn und der Flugzeugindustrielle Fokker – eröffnet. Führende Hand der im Rahmen einer GmbH betriebenen Unterhaltungsstätte war der gelernte Bankkaufmann Jules Marx, der bis Ende der 1920er Jahre an zahlreichen Vergnügungsbetrieben in Deutschland beteiligt war. Die Scala war in den Goldenen Zwanzigern sehr erfolgreich und wurde zu einem international bekannten Varieté.

Allerdings geriet die bis dahin zu einem Konzern expandierte Gesellschaft (Finanzierung mehrerer Varietés in Deutschland, Bau des Volksvarietés Plaza am alten Ostbahnhof Berlin) in der Weltwirtschaftskrise in Zahlungsnot.

Nach der „Machtergreifung“ Hitlers kündigte der Hauptkreditgeber Dresdner Bank die Zusammenarbeit, und die Scala wurde von „Nichtjuden“ übernommen. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus war das Varieté sehr erfolgreich und galt 1941 als Deutschlands größtes Varieté- und Revuetheater.

Am 10. August 1944 verbot Joseph Goebbels alle Veranstaltungen mit nichtkriegsmäßigen Darbietungen, das war auch das Aus für die Scala. Das Gebäude an der Lutherstraße 22–24 (Umlaufzählung, seit 1963: Martin-Luther-Straße 14–18,[2] Wechselzählung) wurde in der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 weitgehend zerstört. Teile wurden ab 1960 zeitweise als provisorische Spielstätte des Kabaretts Die Wühlmäuse benutzt. Bemühungen um eine Rückerstattung des zerstörten Gebäudes und des Grundstücks an die ursprünglichen Besitzer blieben vor Gericht erfolglos.[3] Das Gebäude wurde später abgetragen. Im Haus daneben, Lutherstraße 21, Ecke Augsburger Straße (heute: Martin-Luther-Straße 12, Ecke Fuggerstraße) befand sich 1904–1944 das Restaurant Horcher.

In den 1970er Jahren wurde die Straßenfront mit einem sachlichen Zweckbau geschlossen. Der Bereich des früheren Zuschauer- und Bühnenraums ist heute ein nicht-öffentlicher Parkplatz.

Seit 24. Juli 2018 informiert in der Martin-Luther-Straße 14 eine Gedenktafel über die Geschichte des Varieté-Theaters Scala und die Enteignung ihrer jüdischen Besitzer.[3]

  • Werbeslogan: … und abends in die SCALA (auch der Titel eines 1957 gedrehten Musikfilms)

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Benz (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. München 2007, ISBN 3-423-34408-3.
  • Peter Jelavich: Berlin Cabaret (Studies in Cultural History). Cambridge 1993, ISBN 978-0674067622.
  • Heinrich Martens: Erinnerungen an die Scala. In: Ernst Günther, Heinz P. Hofmann, Walter Rösler (Hrsg.): Kassette. Rock, Pop, Schlager, Revue, Zirkus, Kabarett, Magie – ein Almanach (= Kassette). Nr. 7. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1984, S. 73–81.
  • Karl H. Pütz (Hrsg.): … und abends in die Scala. Fotografien von Josef Donderer, bearbeitet von Wolfgang Jansen. Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1991, ISBN 3-87584-384-3.
  • Jens Schnauber: Die Arisierung der Scala und Plaza. Varieté und Dresdner Bank in der NS-Zeit. Weidler-Buchverlag, Berlin 2002, ISBN 3-89693-199-7.

Weblinks

Commons: Scala – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fabian Riedel: Und abends in die Scala!: Karl Wolffsohn und der Varietékonzern SCALA und PLAZA 1919 bis 1961. Aufstieg, „Arisierung“, „Wiedergutmachung“. In: be.bra wissenschaft (Hrsg.): Dissertation. Auflage: 1 (14. Januar 2019). be.bra wissenschaft, Berlin 2019, ISBN 978-3-95410-232-7, S. 370.
  2. Ernst Heinrich, Klaus Konrad: Berlin und seine Bauten: Bauten für Handel und Gewerbe. Gastgewerbe. Hrsg.: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (= Berlin und seine Bauten. Band 8, Teil 2). 1980, ISBN 3-433-00825-6, S. 77, 112.
  3. a b Berlin erinnert an jüdisches Leben in der „Scala“. In: Der Tagesspiegel, 24. Juli 2018

Koordinaten: 52° 29′ 53,3″ N, 13° 20′ 42,5″ O