Schienenverkehr in Uruguay

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Streckenkarte, Stand 2010

Der Schienenverkehr in der Republik östlich des Uruguay wird von der staatlichen Eisenbahngesellschaft Administración de Ferrocarriles del Estado dominiert. Sie ist aus der Verstaatlichung privater Eisenbahngesellschaften 1952 hervorgegangen.

Neben dem Eisenbahnnetz bestehen keine Schienenverkehrsnetze.

Geschichte

Die erste Eisenbahnstrecke Uruguays war bereits am 1. Januar 1869 zwischen den beiden Bahnhöfen Las Piedras und Bella Vista (heute Bahnhof Lorenzo Carnelli, inzwischen nach Montevideo eingemeindet) eröffnet worden. Im Jahre 1871 wurde die Strecke dann bis nach Montevideo verlängert.

Am 31. Dezember 1948 beschloss das uruguayische Parlament ab dem 31. Januar 1949 alle privaten und staatlichen Eisenbahngesellschaften Uruguays zusammenzufassen und unter die Leitung des Verkehrsministeriums zu stellen. Nach und nach erfolgte die Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften Central Uruguay Railway Limited (CUR; 1574 Kilometer langes Schienennetz), Midland Uruguay Railway (506 Kilometer Schienennetz), North Western Uruguay Railway (182 Kilometer Schienennetz) und North Uruguay Railway (114 Kilometer Schienennetz), welche vorerst unter dem Namen Ferrocarril Central de Uruguay zusammengefasst wurden. Am 19. September 1952 wurde die Administración de Ferrocarriles del Estado, in der die bisherigen staatlichen Eisen- und Straßenbahnen sowie die Ferrocarril Central de Uruguay aufgingen, gegründet.[1]

Nach der Redemokratisierung Uruguays wurde im Jahr 1988 wurde der gesamte Personen- und Stückgutverkehr eingestellt, die AFE betrieb von nun an nur noch Güterverkehr. Ein Großteil des Wagenparks war damals sehr heruntergekommen und wurde verschrottet. Seit den neunziger Jahren betrieb die AFE immer wieder einzelne Verbindungen im Personenverkehr

Eisenbahnunfälle
  • Im August 1963 wurde durch Sabotage ein Reisezug zum Entgleisen gebracht. Zwei Wagen wurden zerstört. 40 Menschen starben.[2]
  • Im März 2006 überfuhr eine Lokomotive in Young mehrere Menschen bei Fernsehaufnahmen des Senders „Canal10“ für eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Es gab mindestens acht Tote und viele Schwerverletzte (zum Beispiel mit Gliedmaßenamputationen).[3]

Bahnhöfe (Auswahl)

Typisches Bahnhofsschild mit Höhenabgabe links und Entfernung zur Estación Central in Montevideo rechts

Der ehemalige Bahnhof Estación Central General Artigas in Montevideo war bis zur Einstellung des Verkehrs und dem Verkauf an eine Bank 1998 der größte Bahnhof in Uruguay.

Folgende Bahnhöfe stehen unter Denkmalschutz[4]:

Personenverkehr

Die einzige Eisenbahngesellschaft, die Personenverkehr betreibt, ist die AFE. Sie beförderte 2017 291.000 Fahrgäste.

Güterverkehr

Die Eisenbahn bewältigt aufgrund des schlecht ausgebauten Straßennetzes immer noch einen Teil des Güterverkehrs in Uruguay, insbesondere Massengüter. So wird zum Beispiel Holz aus den Wäldern abgefahren, Schüttgut- und Containerverkehr auf Flachwagen durchgeführt. Weitere wichtige Aufgaben sind der Transport von Gütern wie Klinker, Treibstoff, Reis, Mais und Gerste. Auch der Transport von Gütern aus dem Norden des Landes und des Landesinneren an die Häfen. Jedoch fehlt oft die nötigte Infrastruktur, um das Transportaufkommen zu steigern, denn die benötigte Gleisinfrastruktur, die Warenlager, Kräne für den Warenumschlag und Laderampen fehlen vor allem an vielen kleinen Bahnhöfen. Aufgrund des schlechten Streckenzustandes beträgt die Höchstgeschwindigkeit der Güterzüge heute 25 km/h oder 40 km/h. 2007 beförderte die AFE insgesamt 1.377.000 Tonnen Güter auf der Schiene; zehn Jahre später das ausgegründete Tochterunternehmen Servicios Logísticos Ferroviarios nur noch 628.000 Tonnen.[5]

Fahrzeuge

Es sind ausschließlich Triebfahrzeuge mit Dieseltraktion im Einsatz.

Neben den 600 Güterwagen der SeLF gibt es auch Wagen großer Güterkunden, wie der ANCAP.[6] Es werden keine Reisezugwagen eingesetzt (außer Museumsbahn und Sonderzüge).

Streckennetz

Das 3000 km große Streckennetz besteht aus 1174 km Bahnstrecken in Betrieb, 273 km in Bau und 1553 km stillgelegt (Stand 2020). Alle Strecken sind normalspurig und nicht elektrifiziert:

In Rivera besteht eine 5 km lange Bahnverbindung ins brasilianische Santana do Livramento (Normal-/Meterspur). Eine über die Staumauer des Wasserkraftwerkes Salto Grande verlaufende Verbindungsbahn nach Argentinien wird derzeit nicht genutzt.[7]

Zukunft

Nach Fertigstellung des Projektes Ferrocarril Central wird die Wiederaufnahme des Personenverkehr zwischen Montevideo und 25 de Agosto erwartet. Außerdem werden dann zusätzliche, 475 m lange Güterzüge zwischen der neuen Zellstofffabrik in Paso de los Toros und dem Hafen von Montevideo fahren.[8]

Eisenbahnverkehrsunternehmen

Jedes private Unternehmen darf in Uruguay das Schienennetz gegen Gebühr nutzen, wenn es eigene Fahrzeuge besitzt. So fuhr Anfang der 2010er Jahre zeitweilig ein Personenzug der argentinischen Trenes de Buenos Aires auf der Bahnstrecke Salto–Paso de los Toros.[9]

Eisenbahnmuseen

Die historische Dampflok Nr. 120 auf einer Sonderfahrt im Bahnhof Las Piedras

Direkt an das Güterwagenausbesserungswerk Peñarol (Montevideo) grenzt ein Eisenbahnmuseum mit Ringlokschuppen und Drehscheibe über die Eisenbahn(geschichte) Uruguays. Im Museum befinden sich viele (historische) Eisenbahnfahrzeuge aus Uruguay wie z. B. verschiedene, betriebsfähige Dampfloks.

Weitere Eisenbahnmuseen befinden sich im Bahnhof Paysandú (Museo Ferroviario Midland) und im Bahnhof Victor Sudriers (Museo Ferroviario Don Eduardo Hernandez Pena)[10].

Weblinks

Commons: Eisenbahnverkehr in Uruguay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Eisenbahnverkehrs in Uruguay auf ferropedia.es (spanisch)
  2. Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3
  3. Safety Blog vom 17. März 2006
  4. Denkmalschutzlisten der jeweiligen Departements
  5. Offizielle Daten zum Schienenverkehr in Uruguay. (Microsoft Excel-Datei) Instituto Nacional de Estatistica, Oktober 2020, abgerufen am 5. September 2021.
  6. Bericht über neue Kesselwagen
  7. Declaración de la Red Ferroviaria Uruguaya, 2020 (Tabelle 2)
  8. Eurailpress vom 15. Dezember 2020
  9. Montevideo-Portal vom 25. Mai 2012
  10. Überblick Eisenbahnmuseen