Schlafzyklus
Schlafzyklus bezeichnet in der Schlafforschung und der Schlafmedizin die Abfolge von Schlafstadien während des Schlafes.
Pro Nacht kommt es beim gesunden Menschen zu vier bis sieben Schlafzyklen zu je etwa 70–110 Minuten (90 ± 20 Minuten, Ultradiane Rhythmik), bei denen die NREM-Stadien N1, N2 und N3 und wieder N2 gefolgt von REM-Schlaf durchlaufen werden.
Die unterschiedlichen Schlafphasen sind durch unterschiedliche Charakteristika und damit korrelierenden Gehirnaktivitäten gekennzeichnet[1] :
Die N1 und N2 kennzeichnen eine Leichtschlaf-Phase, dabei finden langsame bis keine Augenbewegungen statt, die Herzfrequenzrate und Körpertemperatur ist reduziert, und man misst hauptsächlich Theta Frequenzen (4–8 Hz), inklusive Schlafspindeln und K-Komplexen.
Während der N3 und N4 Phase ist man schwer aufzuwecken, der Körper entspannt, das EMG ist stark erniedrigt und man befindet sich im Tiefschlaf, wobei Delta-Frequenzen (0,5–3,5 Hz) dominant sind.
Alle diese Phasen kennzeichnen die N-REM Phase, wobei die REM (rapid eye movement) Phase durch die schnellen phasischen Augenbewegungen charakterisiert ist. Dabei findet man niedrige EMG-Amplituden und im Gehirn Theta- und gelegentlich Alpha-Frequenzen. Die REM ist auch die Schlafphase, in welcher die Träume stattfinden.
In den folgenden Zyklen nimmt der Tiefschlaf-Anteil ab und verschwindet in den späteren Zyklen ganz. Hingegen nimmt der REM-Anteil gegen Ende des Schlafes zu.
Die Anteile an der Gesamtdauer eines Nachtschlafes verteilen sich bei einem gesunden Menschen im mittleren Lebensalter (ca. 30 Jahre) wie folgt[2][3]:
- Stadium N1 bei etwa 5 %
- Stadium N2 bei etwa 45–55 %
- Stadium N3 bei etwa 15–25 %
- REM-Schlaf bei etwa 20–25 %
- Wach-Anteil bei unter 5 %.
Die Zuordnung von zeitlichen Abschnitten des Schlafs zu den Schlafstadien erfolgt bei der Auswertung der mittels Polysomnographie erhobenen Messwerte und wird im Schlafprofil (auch: Hypnogramm) dargestellt.
Erhebliche Abweichungen von diesem Grundmuster führen oft dazu, dass der Schlaf als weniger erholsam empfunden wird. Den Schlaf unterbrechende Weckreaktionen wie die Arousals beim Schlafapnoe-Syndrom zählen dazu ebenso wie Veränderungen in der Abfolge. Besonderheiten wie REM-Schlaf wenige Minuten nach dem Einschlafen, sogenannte Sleep-Onset-REM-Perioden (SOREMP), können Hinweise auf bestimmte Schlafstörungen sein.
Zu den Pionieren der Schlafrhythmusforschung gehört Theodor Stöckmann (1872–1949), der eine Nachtruhe ab 19 Uhr[4] empfahl.[5]
Literatur
- American Academy of Sleep Medicine (Hrsg.): Das AASM-Manual zum Scoring von Schlaf und assoziierten Ereignissen. Regeln, Technologie und technische Spezifikationen. 1. Auflage. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-7985-1851-3.
- H. Peter, T. Penzel: Enzyklopädie der Schlafmedizin. Springer, Berlin/ Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-28839-8.
Einzelnachweise
- ↑ Peter, Helga.: Enzyklopädie der Schlafmedizin. Springer, Berlin/ Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-28840-4.
- ↑ Conrad Iber, Sonia Ancoli-Israel, Andrew L. Chesson, Stuart F. Quan: The AASM Manual for the Scoring of Sleep and Associated Events: Rules, Terminology, and Technical Specifications. Hrsg.: American Academy of Sleep Medicine. AASM, Westchester, Ill. 2007.
- ↑ Hans-Günter Weeß: Phänomenologie, Funktion und Physiologie des Schlafes. In: Psychotherapie im Dialog. Vol. 10, Nr. 2, 2009, S. 101–106, doi:10.1055/s-0029-1223312.
- ↑ Theodor Stöckmann: Die Naturzeit. Der Schlaf vor Mitternacht als Kraft- und Heilquelle. 3. Auflage. Stuttgart 1937, S. 53.
- ↑ Florian G. Mildenberger: Arzt, Autor, Außenseiter: Kurt Rüdiger v. Roques (1890–1966). In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 135–146, hier: S. 138.