Schloß des Schreckens

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Film
Deutscher Titel Schloß des Schreckens
Originaltitel The Innocents
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1961
Länge 100 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Jack Clayton
Drehbuch William Archibald,
Truman Capote,
John Mortimer
Produktion Jack Clayton
Musik Georges Auric
Paul Dehn
Kamera Freddie Francis
Schnitt Jim Clark
Besetzung

Schloß des Schreckens (Originaltitel: The Innocents, Verweistitel: Schloss des Schreckens) ist ein in Schwarzweiß gedrehter britischer Horrorfilm von Jack Clayton aus dem Jahr 1961. Das Drehbuch schrieben William Archibald, Truman Capote und John Mortimer nach der Erzählung The Turn of the Screw von Henry James und der Theateradaption The Innocents von William Archibald.

Der im England des 19. Jahrhunderts angesiedelte Film erzählt von einer Gouvernante, die überzeugt ist, dass die beiden ihr anvertrauten Kinder von den Geistern zweier verstorbener Hausangestellten besessen sind.

Handlung

England im 19. Jahrhundert: Miss Giddens, die ältliche Tochter eines Landpfarrers, tritt eine Stelle als Gouvernante auf einem Landsitz an, um über die Erziehung der Geschwister Miles und Flora zu wachen. Kurz nach ihrer Ankunft kehrt Miles aus dem Internat zurück. Miss Giddens sieht – scheinbar als Einzige – wiederholt geisterhafte Erscheinungen eines Mannes und einer Frau, die die Haushälterin Mrs. Grose als den ehemaligen Diener Quint und Miss Jessel, Miss Giddens’ Vorgängerin, identifiziert, die beide ums Leben kamen. Miss Jessel war Quint sexuell hörig und ertränkte sich nach dessen Tod, und auch Miles folgte Quint „wie ein kleiner Hund“. Wegen des verschwörerischen Gehabes der Kinder und Miles’ frühreifem Auftreten keimt in Miss Giddens der Verdacht, die Geister der Verstorbenen hätten Macht über die Kinder erlangt. Sie insistiert gegenüber Flora, diese sei von Miss Jessels Geist besessen, bis das Mädchen einen hysterischen Anfall erleidet. Miss Giddens schickt Flora mit Mrs. Grose und den anderen Bediensteten fort, um mit Miles allein zu sein. Auf Miss Giddens’ Drängen gesteht Miles, dass er wegen ungebührlichen Betragens vom Internat verwiesen worden sei. Er beschimpft sie unflätig und rennt in den Garten, wo er Quints Namen ruft und zusammenbricht. Nachdem Miss Giddens seinen Tod festgestellt hat, küsst sie ihn auf den Mund und faltet ihre Hände wie zum Gebet – dasselbe Bild, das bereits in der ersten Einstellung des Films zu sehen ist.

Hintergrund

Regisseur Jack Clayton erarbeitete die erste Drehbuchfassung gemeinsam mit William Archibald, dem Autor des nach Henry James’ Novelle The Turn of the Screw entstandenen Theaterstücks The Innocents. John Mortimer schrieb die Dialoge um, um diesen einen „viktorianischen“ Anstrich zu geben. Unzufrieden mit dem Ergebnis, konsultierte Clayton Harold Pinter, der ihm empfahl, zugunsten der Wirkung auf Rückblenden zu verzichten. Schließlich wurde Truman Capote verpflichtet, der in mit Recherchen zu seinem Roman Kaltblütig befasst war und das Drehbuch in der Schweiz zur endgültigen Fassung umschrieb. Von Capote stammte unter anderem die Idee, die Frage, ob die Kinder tatsächlich von Geistern besessen sind oder die Gouvernante Miss Giddens das Opfer ihrer eigenen Einbildungskraft ist, offenzulassen.[1]

Die Innenaufnahmen zu Schloß des Schreckens entstanden in den Shepperton Studios nahe London, die Außenaufnahmen in Sheffield Park in Sussex.[2]

Schloß des Schreckens startete im November 1961 in den britischen Kinos.[2] Zur Erstaufführung erhielt der Film von der britischen Zensurbehörde BBFC ein „X“ (absolutes Jugendverbot). 2005 wurde der Film auf „12A“ (Kinder unter 12 Jahren müssen von einem Erwachsenen begleitet werden) herabgestuft.[3] In der Bundesrepublik Deutschland lief der Film am 25. Mai 1962 an, in Österreich im Juni 1963.[4] Er hat bis heute (2012) die Einstufung FSK 16.

Kritiken

„Mr. Clayton und Miss Kerr haben es versäumt, die Geschichte und [Miss Giddens’] Charakter mit genügend Schärfe und Offenheit darzustellen, um einen Horror- oder psychologischen Film ersten Ranges abzuliefern. Aber er ist immer noch von Interesse und jagt einem manch nachdrücklichen Schauer über den Rücken.“

„Intelligenter, mit subtilen Mitteln inszenierter Thriller, der alptraumhaft die morbide Atmosphäre der Vorlage von Henry James beschwört und virtuos die Schwebe zwischen übersinnlicher Gespenstergeschichte und Wahnwelt einer überspannten jungen Frau hält. Herausragend die Leistung der Hauptdarstellerin.“

„Jack Claytons Film mutet wie eine liebenswerte Replik auf die Horrorfilme der vierziger Jahre an – ein später Klassiker des Genres.“

Reclam Filmklassiker[6]

Weitere Verfilmungen

Im Jahr 1971 drehte Michael Winner den Film Das Loch in der Tür mit Marlon Brando und Stephanie Beacham, der die Vorgeschichte zu Schloß des Schreckens erzählt.

Für weitere Verfilmungen von James’ Novelle siehe

Der Film The Others von 2001 weist erstaunliche Parallelen in der Handlung auf.

Literatur

  • Henry James: Die Drehung der Schraube. Erzählung. Deutsch von Ingrid Rein, mit einem Nachwort von Paul Ingendaay. Manesse-Verlag, Zürich 2010, 301 S., ISBN 978-3-7175-2330-7.
  • William Archibald: The Innocents. Samuel French, London 2010, 90 S., ISBN 978-0-573-61070-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Einführung zum Film von Christopher Frayling auf der DVD/Blu-ray-Veröffentlichung The Innocents. BFI Video, Großbritannien 2010, Schloss des Schreckens, Capelight Pictures, Deutschland 2012.
  2. a b Eintrag zu Schloß des Schreckens in der Internet Movie Database.
  3. Schloß des Schreckens im British Board of Film Classification
  4. a b Schloß des Schreckens. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 20. März 2012.
  5. „Mr. Clayton and Miss Kerr have neglected to interpret the tale and character with sufficient incisiveness and candor to give us a first-rate horror or psychological film. But they’ve given us one that still has interest and sends some formidable chills down the spine.“ – Besprechung in The New York Times vom 26. Dezember 1961, abgerufen am 21. März 2012.
  6. Reclam Filmklassiker: Beschreibungen und Kommentare, Band 2, Reclam, Stuttgart 2006.