Schneckenrennen
Ein Schneckenrennen ist ein zur Belustigung der Zuschauer abgehaltener Wettkampf, der vor allem Kinder anspricht. Es werden dabei mehrere Landschnecken eingesetzt; oft wird die Gefleckte Weinbergschnecke verwendet. Diejenige Schnecke gewinnt, die eine vorgegebene Distanz als erste zurückgelegt hat. Häufig werden die Schnecken in die Mitte eines Kreises gesetzt, um so in alle Richtungen kriechen zu können. Die meist gewählte, zu überwindende Entfernung liegt bei etwa 30 bis 50 Zentimetern, die bekannte Bestzeit bei einer 13-Inch-Strecke (33 cm) beträgt rund zwei Minuten.[1] Als Startsignal hat sich das Kommando „Ready, Steady, Slow!“ etabliert.[2][3] Auf die Schneckenhäuser werden zur Unterscheidung der Tiere Nummern geklebt oder gemalt. Die Verwendung von Knoblauchwasser an der Ziellinie soll Schnecken anlocken.[4]
Der Ausdruck Schneckenrennen wird häufig auch als Synonym für langsam ablaufende Wettbewerbsprozesse genutzt.[5]
Wettbewerbe (Auswahl)
In verschiedenen Ländern gibt es regelmäßig ausgetragene Schneckenrennen. Der bekannteste Wettkampf findet seit 1960 im Sommer auf einem Cricketfeld im britischen Congham in Norfolk statt: das World Championship Snail Racing.[6] Die dortigen Rennen, bei denen rund 200 Schnecken eingesetzt werden,[1] finden überregionales Medieninteresse. Wie bei anderen Schneckenrennen in Großbritannien kann auch hier auf Wettkampfergebnisse gewettet werden. 1999 organisierte der Bierproduzent Guinness ein Schneckenrennen in London, die „Guinness Gastropod Championship“.[3] Im Folgejahr thematisierte ein Guinnesswerbespot (Bet on Black, Teil der Kampagne Good things come to those who wait) ein überdimensioniertes Schneckenrennen.[7] Der Spot gewann eine Silbermedaille beim Cannes Lions International Advertising Festival.[8] Das „Grand Championship Snail Race“ wurde erstmals 1992 in der Ortschaft Snailwell in Cambridgeshire veranstaltet.[9] Jeweils etwa Anfang Mai findet in Osenbach im Elsass ein Schneckenrennen statt.[10] Im März wird im Bielefelder Stadtbezirk Dornberg das Dornberger Schneckenrennen organisiert. Der Schweizer Sänger Polo Hofer veranstaltete in seinem Garten in Bern Schneckenrennen.[11]
Sonstiges
- Der Reformpädagoge Célestin Freinet wurde 1920 von einem Schneckenrennen in seiner Klasse dazu angeregt, eine Druckmaschine für den Unterricht anzuschaffen.[12]
- Der Künstler Gerald Zahn präsentierte 2014 im Rahmen der „Kunstgastgeber“-Ausstellung der KÖR – Kunst im öffentlichen Raum unter Kurator Gerald Straub das Projekt „Snail Race/Schneckenrennen“, bei dem 15 nummerierte Schnecken in einem 1,5 Quadratmeter großen Sperrholzkasten lebten.[13]
- Das Schneckenrennen (Originaltitel: La course de l’escargot) ist eine französische Filmkomödie aus dem Jahr 1997.
- Schneckenrennen ist der Name eines Spieles aus dem Zoch Verlag (1987).
- Die US-amerikanische Zeichentrickserie SpongeBob Schwammkopf benannte die Episode Nr. 55/27 der dritten Staffel: Das große Schneckenrennen (The Great Snail Race).
Weblinks
- Schleimspur statt Bremsspur, nach Reuters, Video vom World Championship Snail Racing in Großbritannien, in: Die Welt, 31. Juli 2014
- Prämiertes Guinness-Bier-Video, 2000
Einzelnachweise
- ↑ a b World Snail Racing Championships, World Snail Racing
- ↑ „Terry“ ist Schneckenweltmeister, Focus Online nach Deutsche Presse-Agentur, 19. Juli 2009
- ↑ a b Ready, steady, escargot, BBC News, 10. Dezember 1999. In Englisch
- ↑ Murray T. Pringle, The Galopping Gastropod, Zeitschrift Boys’ Life (Boy Scouts of America), September 1965, S. 68
- ↑ Beispiele: „Schneckenrennen als Bezeichnung für den Bundesliga-Abstiegskampf ist fast schon eine Übertreibung.“, in: Der HSV und die Schwäche der Anderen (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive) bei NDR.de, 4. Mai 2014; „Und so ähnelt derzeit der gesamte Bandwurm an Bundesligamannschaften zwischen Platz vier und zehn unweigerlich ans Teilnehmerfeld eines Schneckenrennens, in dem kein Team im Kampf um die Champions-League-Qualifikation entscheidend voran kommt.“, in: Daniel Meuren, Bundesliga-Glosse: Schneckenrennen, Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net), 17. März 2013
- ↑ Stefanie Bisping, Eberhard Bort, World Championship Snail Racing, Baedeker Reiseführer Großbritannien und Nordirland, Baedeker-Reiseführer, ISBN 3-829-71380-0, 2013, S. 118
- ↑ Duncan Macleod, Who are you: What the Guinness ad says about you, The Guardian, 10. Dezember 1999. In Englisch
- ↑ Gully Cragg, The fine art of the big sell, The Independent, 11. März 2003. In Englisch
- ↑ Snails race well for village fete, BBC News, 13. Juli 2007
- ↑ Baedeker Reiseführer, Elsass/Vogesen, ISBN 3-829-79168-2, Baedeker Allianz Reiseführer, 2013
- ↑ Aufgetischt: Keine «Musig» im Bistrot, Der Bund, 19. Oktober 2010
- ↑ Victor Acker: The French Educator Celestin Freinet (1896-1966): An Inquiry into How His Ideas Shaped Education, ISBN 978-0-739-15524-0, Lexington Books, 2007. S. 54 ff
- ↑ Snail Race/Schneckenrennen (Memento des Originals vom 9. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website von Gerald Zahn