Schnellfahrstrecke Kunming–Singapur

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Übersicht über die Streckenvarianten (gelb: Fehlende Abschnitte)

Die Schnellfahrstrecke Kunming–Singapur war das Projekt einer Eisenbahn-Schnellfahrstrecke in Normalspur zwischen Kunming (China) und Singapur, über Vientiane (Laos), Bangkok (Thailand) und Kuala Lumpur (Malaysia) und Teil der Neuen Seidenstraße. Umgesetzt wurde von diesem Ziel eine Normalspurstrecke zwischen Kunming und Vientiane mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, die am 3. Dezember 2021 in Betrieb ging.[1]

Netze im Umfeld

Ideen zu einer solchen Verbindung gab es seit ca. 1900, die damals von den Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich erwogen wurden.

Im französischen Einflussbereich entstand 1904 bis 1910 die Yunnan-Bahn zwischen Kunming und Hanoi. Der schon 1899 begonnene Bau der Nord-Süd-Bahn zwischen Hanoi und Saigon wurde 1936 fertiggestellt. Beide Strecken, wie auch der überwiegende Teil des Schienennetzes in Indochina, sind meterspurig ausgeführt.

Das Eisenbahnnetz des Königreich Siam entstand zunächst mit deutscher Hilfe in Normalspur, dies betraf jedoch nur die Nordbahn sowie die Nordostbahn. Mit der durch die Briten gebauten Südbahn schloss an die Eisenbahn von British Malaya an. Das Schienennetz auf der Malaiischen Halbinsel wurde durch die Briten meterspurig ausgeführt und die Verbindung bis Singapur wurde 1900 begonnen und war bis 1917 weitgehend fertiggestellt. Der Grenzübergang nach Malaya ging 1921 in Betrieb und führten die Bahnen entlang der West- und Ostküste seit dem 19. Jahrhundert bis nach Singapur.

Im Flachland von Burma (damals Britisch-Indien), wurde ab dem 19. Jahrhundert ein meterspuriges Streckennetz errichtet. In den 1930er Jahren begannen Vorarbeiten für eine Bahnstrecke Yunnan–Burma, die mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs jedoch eingestellt wurden.

Während des Krieges unternahm besonders Japanisches Kaiserreich mehrere Anstrengungen, die drei meterspurigen Teilnetze zu verbinden, darunter erfolgreich die Thailand-Burma-Eisenbahn. Sie wurde aber nach dem Krieg wieder aufgegeben und die drei Teilnetze blieben getrennt. Eine eher symbolische Erweiterung des thailändischen Netzes war die durch Australien gebaute Erste Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke am Ende der Nordoststrecke in Thailand, die aber kurz hinter die Brücke endet und nicht einmal Vientiane erreichte.

Schnellfahrstrecken-Projekte

2000 schlug der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) vor, Bangkok über Phnom Penh mit Ho Chi Minh City zu verbinden. Es war vorgesehen die bereits bestehende eingleisige Strecke zwischen Kunming und Hanoi zweigleisig auszubauen und über eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, parallel zur vietnamesischen Küstenbahn, nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu verlängern. Die Pläne scheiterten an politischen Spannungen zwischen China und Vietnam.[2]

2004 begannen Verhandlungen über einen Vorschlag Chinas zu einer Westvariante von Kunming über Dali, Ruili, Mandalay, Rangun, Bangkok und Kulala Lumpur nach Singapur. Diese Variante bietet zwar eine kürzere Verbindung von Singapur nach China, verläuft aber in schwierigem Gelände. Die 1920 km lange Strecke von Kunming nach Rangun sollte für 240 km/h ausgebaut werden. 2011 wurde mit China Railway Engineering Corporation ein Vertrag dazu unterzeichnet. Der überwiegende Teil der Finanzierung und der Betrieb sollten in chinesischer Hand liegen. Nach Protesten in Myanmar wurde das Vorhaben in Myanmar eingestellt. China baut aber an der Strecke von Kunming bis zur Grenze.[2] Der Abschnitt Kunming–Dali ging 2018 als Schnellfahrstrecke für 200 km/h in Betrieb, während der Abschnitt Dali–Ruili erhebliche Schwierigkeiten bereitet.[3] Dieser Abschnitt wird nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgebaut und ist somit eine konventionelle Eisenbahnstrecke.

Umgesetzte Variante

2007 wurden von der ASEAN auf chinesischen Vorschlag noch eine dritte Planungsvariante aufgenommen, die von Bangkok über Nakhon Ratchasima zentral über Laos nach China führt. Die ursprünglich geplante Länge zwischen Kunming und Singapur betrug 4800 km.[4] Davon wurde mit der Verbindung Kunming–Vientiane etwas mehr als 20. % verwirklicht. Über eine Vereinbarung mit Laos hatte China zugesichert, 70 % der Kosten von 7 Milliarden US-Dollar für die Strecke zwischen Vientiane und dem Grenzbahnhof Boten zu übernehmen. Das Projekt wurde jedoch sowohl hinsichtlich seines Umfangs als auch der Ausbau-Standards in den folgenden Jahren drastisch geschrumpft. Tatsächlich angelegt wurde ab 2016 überwiegend eine konventionelle Normalspurstrecke (Yuxi – Vientiane) mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h (also keine Schnellfahrstrecke) nach chinesischen Standards und sie führt nur von Kunming bis Vientiane. Diese Strecke wurde am 3. Dezember 2021 eröffnet.

Anschlussstrecke

Die Strecke von Vientiane nach Bangkok wurde im Juli 2015 bei einem Treffen der gemeinsamen chinesisch-thailändischen Planungskommission bestätigt und der Baubeginn noch für 2015 angekündigt. Geplant war eine ca. 617 km lange, zweigleisige Strecke, wobei ein Gleis in Meterspur, das andere in Normalspur ausgeführt werden sollte. Die ersten Bauabschnitte sollten bereits 2017 fertiggestellt sein.[5] In der Folge kam es aber zwischen China, Thailand und Laos zu Streitigkeiten über die Finanzierung des Baus. Thailand beschloss, seinen Teil der Strecke selbst zu finanzieren, wobei vorerst nur die 253 km lange Schnellfahrstrecke Bangkok–Nakhon Ratchasima (Phase 1) gebaut wird und mit einem Fuxing CR300AF und einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h befahren werden. Nach mehrfacher Verschiebung wurde im Oktober 2020 dieser Abschnitt begonnen. Die Fertigstellung ist für 2027 angestrebt. Ob der Bau des 356 km langen Abschnitts von Nakhon Ratchasima nach Nong Khai (Phase 2) und die 16 km lange Strecke von Nong Khai nach Vientiane (Phase 3) (hier wird eine neue Brücke über den Mekong benötigt) erfolgt, ist offen. Die thailändische Regierung erwartet keine hohe wirtschaftliche Rendite für das Projekt, die Zinsen für ein chinesisches Darlehen und die Kosten sind ihr zu hoch. Auch die Schnellfahrstrecke Singapore–Kuala Lumpur hat mittelfristig aus wirtschaftlichen Gründen kaum eine Chance.[2] Die Planung dafür wurde aufgegeben.

Am 7. August 2022 wurde berichtet, dass die thailändische Regierung nun doch eine Verlängerung der China-Laos-Eisenbahn nach Thailand möchte. Bisher lehnte die Regierung den weiterbau aus Kostengründen ab. Die Verlängerung der Bahnstrecke Nong Khai–Vientiane zum neuen Bahnhof Khamsavath Station jedoch in Meterspur ist derzeit im Bau. Eine Umsteigemöglichkeit zwischen den beiden Bahnstrecken gibt es derzeit nicht.[6]

Literatur

  • NN: Commissioning oft the railway line China–Laos. In: OSJD Bulletin 6 (2021), S. 46f.

Weblinks

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. NN: Commissioning, S. 46.
  2. a b c Fact Sheet: Kunming-Singapore High Speed Rail Network. In: Geopolitical Monitor (Hrsg.): Geopolitical Monitor. 19. Dezember 2017 (geopoliticalmonitor.com [abgerufen am 2. September 2018]).
  3. Bullet train to Dali to begin running July 1. In: GoKunming. 11. Juni 2018 (gokunming.com [abgerufen am 2. September 2018]).
  4. Work begins on Kunming to Singapore high-speed railway. 16. Mai 2011 (theiet.org [abgerufen am 2. September 2018]).
  5. Officials: China-Thailand railway construction to begin this year Reporter: Martin Lowe, CCTV.com. 2015-07-05-2015.
  6. Thailand will Verlängerung der China-Laos-Bahn