Schraubenzieher

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Schraubenzieher mit Holzgriff

Schraubenzieher oder Schraubendreher sind mechanische Werkzeuge, bestehend aus Griff und Klinge, die dazu vorgesehen sind, Schrauben in Werkstoffe hinein- oder herauszuschrauben, sie festzuziehen oder zu lösen oder gegen Mitdrehen zu blockieren. Obwohl in den Normen wie DIN oder ÖNORM nur der Begriff Schraubendreher Verwendung findet, ist nach wie vor die Benennung Schraubenzieher gebräuchlich, die Bezeichnung Schraubendreher konnte sich im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen.[1]

Aufbau und Anwendung

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Schraubenzieher mit ver­kürzter Klinge; genannt Zwerg- oder Vergaser­schrauben­zieher, Stubby,[2] in Öster­reich auch Faust­schrauben­zieher

Ein Handschraubenzieher besteht aus Klinge und Griff.

Die Klingenspitze (Abtrieb) ist für eines oder mehrere der unterschiedlichen Schraubenkopf-Mitnahmeprofile (Antrieb) entsprechend ausgeformt, beispielsweise:

  • Schlitzschraubenzieher für einfache Längs- oder Flachschlitzschrauben (Kennzeichen SL)
  • Kreuzschlitzschraubenzieher für herstellerspezifische Kreuzschlitzschrauben. Die Firma Phillips-Screw, nicht zu verwechseln mit dem Elektronikkonzern Philips, brachte zwei Typen auf den Markt:
    • Phillips-Kreuzschlitz (Kennzeichen PH)
    • Pozidriv-Kreuzschlitz (Kreuzschlitz mit kleinen Zähnen zwischen den Kreuzarmen; Kennzeichen PZ)
  • Sechskantschraubenzieher für Schrauben mit Außen- (vergl. Steckschlüssel) oder Innensechskantkopf (Inbus)
  • Torx-Schraubenzieher in Form eines sechsstrahligen Sterns (Sechsrundprofil, Kennzeichen TX).

Es gibt unterschiedliche Arten der Befestigung von Klinge und Griff, unter anderem auch durch den Griff verlaufende Klingen. Auf diese kann man auch mit einem Hammer schlagen, um z. B. festsitzende Schrauben zu lösen. Isolierte Schraubenzieher haben eine Isolierung bis zur Klinge, so dass die Gefahr eines Stromschlags reduziert ist. Speziell für den Einsatz in der Elektroinstallation gibt es Schraubenzieher, die für Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen explizit zugelassen sind. Manche Schraubenzieher haben eine magnetische Klinge, die ein Herabfallen der losen Schraube verhindert, oder eine mechanische Vorrichtung für den gleichen Zweck. Uhrmacher und andere Feinmechaniker verwenden Schraubenzieher, bei denen am oberen Ende des Griffs eine drehbare Platte angebracht ist. Darauf kann die Handfläche abgestützt werden, während die Finger den Griff drehen.

Vor allem für elektrisch und pneumatisch angetriebene Schraubenzieher (z. B. Akkuschrauber) verwendet man kurze, austauschbare Schraubenziehereinsätze (Bits), die die notwendige Form und Größe für die entsprechende Schraube haben.

Sonderformen des Schraubenziehers sind manchmal mit anderen Funktionen kombiniert; beispielsweise gibt es Schlitzschraubenzieher, mit denen man auch meißeln kann, und Drehmoment-Messschraubenzieher mit auswechselbarer Klinge, die in der Qualitätssicherung oder industriellen Produktion eingesetzt werden.

Einpolige Spannungsprüfer (manchmal auch Phasenprüfer oder Lügenstift genannt) sind zwar meist mit Schraubenzieherklinge konstruiert – deren mechanische Beständigkeit eignet sich aber generell nicht zum Lösen und Festdrehen von Schrauben.[3]

Geschichte und Bezeichnung

Den Schraubenzieher benutzte man schon seit Ende des 17. Jahrhunderts, obwohl die Eisenschraube erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der Werkzeugmaschine an Bedeutung gewann. Bis dahin war die Schraubenherstellung sehr mühsam, weil das Gewinde von Hand hineingefeilt werden musste.

Metallschrauben wurden erst mit der industriellen Revolution in größerem Maße verwendet. Am Anfang wussten viele Handwerker wenig damit anzufangen. So wurden die Schrauben mit dem Hammer weitestgehend eingeschlagen und erst dann mit dem Schraubenzieher festgezogen. Noch 1895 moniert ein Fachbuch: „Mit dem Hammer eingeschlagene Schrauben wirken wie Nägel, […], was einem nutzlosen Unfug gleichkommt.“[4] Für Nagelschrauben trifft das jedoch nicht zu; diese sind dafür vorgesehen, eingeschlagen und fest- oder wieder herausgeschraubt zu werden.

Der Begriff Schraubenzieher hatte das Einziehen bzw. Festziehen einer Holzschraube im Holz zum Ursprung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde vermehrt die Bezeichnung Schraubendreher verwendet, die aber auch schon im 19. Jahrhundert nachzuweisen ist.[5] Bereits 1768 verwendete ein deutsch-holländisches Wörterbuch die wörtliche Übersetzung Schraubendreher, und auch die Begriffe turnscrew (englisch) und tournevis (französisch) wurden schon damals mit Schraubendreher übersetzt. Trotzdem konnte sich der Begriff bis heute nicht im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen, wohl aber in der Fachsprache, wo insbesondere in der Handwerksausbildung auf den in Normen gebräuchlichen Begriff großer Wert gelegt wird, und bei vielen Online-Händlern. In älteren DIN-Normen wurde früher der Begriff "Schraubenzieher" verwendet.[6] Die deutschen und österreichischen Normen (DIN, ÖNORM) verwenden heute jedoch „Schraubendreher“, während im ÖWB der „Schraubenzieher“ als Hauptbegriff in Österreich angegeben ist.

Normen (Auswahl)

  • ISO 2380–1 Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Schlitz – Teil 1: Spitzen für hand- und maschinenbetätigte Schraubendreher
  • ISO 2380–2 Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Schlitz – Teil 2: Allgemeine Anforderungen, Längen der Klingen und Kennzeichnung von handbetätigten Schraubendrehern
  • ISO 2936 Schraubwerkzeuge, Winkelschraubendreher für Schrauben mit Innensechskant
  • ISO 8764-1 Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Kreuzschlitz – Teil 1: Schraubendreherspitzen.
  • ISO 8764-2 Schraubwerkzeuge – Schraubendreher für Schrauben mit Kreuzschlitz – Teil 2: Allgemeine Anforderungen, Längen der Klingen und Kennzeichnung von handbetätigten Schraubendrehern
  • DIN 905 Schraubendreher für Innenvierkantschrauben
  • DIN 5200 Winkelschraubendreher für Schlitzschrauben, Maße
  • DIN 5208 Winkelschraubendreher für Schrauben mit Kreuzschlitz
  • DIN 5264 Schraubendreher für Schrauben mit Schlitz, Schraubendreherschneiden
  • ÖNORM M 4930 Schraubendreher für Schlitzschrauben

Ähnliche Werkzeuge

Für Muttern und Schrauben mit kantigen Köpfen können Schraubenschlüssel verwendet werden. Angetriebene Geräte sind der Elektroschrauber (Bohrschrauber oder Schlagschrauber) und der Druckluftschrauber.

Literatur

  • Witold Rybczynski: One Good Turn: A Natural History of the Screwdriver and the Screw. New York, NY [u. a.] 2000, ISBN 0-684-86729-X

Weblinks

Commons: Schraubenzieher – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Schraubendreher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schraubenzieher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Atlas zur deutschen Alltagssprache. Uni Liege / Uni Salzburg, 10. Umfrage
  2. Kraftform Plus – Serie Fahnenschlüssel und Stubbies. In: Online-Katalog. Wera, abgerufen am 17. März 2015.
    SoftFinish® ESD Schlitz-Schraubendreher Stubby. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Online-Katalog. Wiha, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 18. März 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wiha.com
  3. Bedienungsanleitung Einpoliger Spannungsprüfer. S. 1, abgerufen am 19. Dezember 2018.
  4. Abschnitt Holzschrauben, d. h. eiserne Schrauben für Holz, Seite 80. Theodor Krauth, Franz Sales Meyer (Hrsg.): Bau- und Kunstzimmerei. Seemann, Leipzig 1895. Neuausgabe: Das Zimmermannsbuch 1895. Th. Schäfer, Hannover 1981, ISBN 3-88746-004-9.
  5. 1895 / 81 p. 14 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Apr 1895 18:00:01 GMT). Abgerufen am 29. Oktober 2021.
  6. DIN 5270:1946-11 – Handwerkzeuge - Schraubenzieher mit Holzgriff, feststehend, für Holzschrauben und metrische Kopfschrauben. Beuth Verlag GmbH, abgerufen am 14. September 2022.