Schriftzeichen

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Schriftzeichen (als graphisches Zeichen auf den schon von Cicero verwendeten lateinischen Begriff litterarum nota zurückgehend, im Deutschen veraltet auch Charakter[1], im Englischen character und im Französischen

signe

genannt) ist die kleinste Einheit einer Schrift (z. B. des lateinischen- und kyrillischen Alphabets, des Devanagari, des Kana-Syllabars oder der Sinogramme).

Grundlegendes

Generell können in der Semiotik drei Zeichentypen unterschieden werden:

  • deiktische Zeichen; sie zeigen von einem Punkt auf einen anderen (ein Zeigefinger der etwa nach rechts deutet)
  • ikonische Zeichen; das Zeichen (Signifikant oder die Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens) verbindet mit dem Bezeichneten (Signifikat oder die Inhaltsseite eines Zeichens) eine Ähnlichkeitsrelation (ein Eingangsverbotenschild mit einer stoppenden Handfläche)
  • symbolische Zeichen; sie sind arbitär, das heißt sie haben zum Bezeichneten (Signifikat) keine deiktische oder Ähnlichkeits-Verbindung.[2]

Abgrenzung

Schriftzeichen bilden das Inventar einer Schrift (Zeichensatz) unabhängig von bestimmten Schriftsprachen. Grapheme hingegen bilden (analog zu Phonemen) das Inventar eines einzelsprachlichen Schriftsystems und benötigen für ihre Anwendung ein Regelsystem (Orthographie). Diese Unterscheidung ist schwierig bis hinfällig, wenn eine Schrift ausschließlich für eine Sprache genutzt wird. Die gemeinsame kulturelle Abgrenzung von Volk, Land, Religion, Sprache und Schrift war besonders in der Antike verbreitet, aber zeigt sich auch heute z. B. im hebräischen Judentum in Israel.

Sowohl Schriftzeichen als auch Grapheme manifestieren sich durch Glyphen in Graphen.

Arten von Schriftzeichen

Nach phonographischen Aspekten unterscheidet man je nach Korrespondenz zu Lauten:

Segmentale Schriftzeichen
Alphabetische Schriftzeichen
Konsonanten und Vokale werden getrennt voneinander auf derselben Ebene notiert (z. B. Griechisch, Lateinisch, Kyrillisch)
Konsonantenzeichen
die Konsonanten werden auf der Hauptebene notiert (z. B. semitische Schriften, Phonikische), Vokale entweder nicht oder auf einer untergeordneten Ebene als diakritische frei oder gebundene Zeichen mit oder ohne eigenem Zeichenkörper
Silbenzeichen
ein Syllabogramm steht für eine Silbe (z. B. Mykenisch, Kana)
Symbolische Schriftzeichen
ein Zeichen repräsentiert eine syntaktische oder semantische Einheit (Wort, Morphem)

Nach der Entstehungsgeschichte der zum Schreiben verwendeten graphischen Zeichen kann man nach der Peirceschen semiotischen Terminologie einteilen:

Ikonische Schriftzeichen
Es besteht eine nicht-arbiträre, motivierte Beziehung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem.
Piktogramm
das Bezeichnete wird bildlich dargestellt (Pferdekopf für „Pferd“)
Ideogramm
assoziativ (Fuß oder Beine für „gehen“)
Symbolische Schriftzeichen
Es besteht eine arbiträre, konventionalisierte Beziehung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem.
abstrakte, mathematische Symbole wie ‚=‘, Buchstaben
Indexikalische Schriftzeichen
Es besteht eine direktionale, deiktische Beziehung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem.

Die Klassifizierung ist jeweils nicht umfassend.

Durch Entwicklung von Schriftsprache gibt es Zwischenformen der Funktion von Schriftzeichen sowie Symbole, die ihre Form nach der Entstehung verändert haben. Durch die mechanische Realisierung von Schriften (Bleisatz, Schreibmaschinen, Printer) ist die Darstellung der Schriftzeichen in einem Schriftsatz durch vollständige Auflistung definiert. Das Entstehen verschiedener Schrifttypen­sätze (auch Fonts) geben der Weiterentwicklung von Schriftzeichen jedoch nach wie vor Raum.

Siehe auch

  • Unicode – zur Kodierung von Schriftzeichen

Weblinks

Wiktionary: Schriftzeichen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. von mittelhochdeutsch karacter, „Buchstabe, heiliges Zeichen, magisches Zeichen, Abdruck“. Siehe dazu: Beate Henning: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch. 6. Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2014 (karacter).
  2. Monika Fludernik: Erzähltheorie. Eine Einführung. WBG, Darmstadt 2006. (3. Auflage. 2010) ISBN 978-3-534-16330-4, S. 115.