Schutzkreis

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Der magische Kreis von John William Waterhouse

Ein Schutzkreis ist ein abgegrenzter kreisförmiger Bereich, welcher ein häufiger Bestandteil von Ritualen in unterschiedlichen neopaganen Traditionen, wie dem Wicca, oder dem Hexentum ist. Je nach Tradition ist ein Schutzkreis entweder dazu gedacht, einen heiligen Ort zu errichten, die in dem Kreis befindlichen Personen während eines Rituals zu schützen, oder beides. Ein Schutzkreis wird visualisiert, es ist allerdings manchmal üblich, die Grenzen mit physischen Dingen, wie beispielsweise Salz, zu markieren.

In manchen Kulturen waren Schutzkreise ebenfalls ein häufiges Mittel für Rituale. Die Sumerer sind das bekannteste Volk, das Schutzkreise nutzte.[1]

Funktion eines Schutzkreises

Früher waren Schutzkreise vor allem dazu gedacht, eine Barriere zwischen einer Person, die ein Ritual ausführt, und den Dingen, die im Verlauf des Ritual angerufen werden, zu erschaffen.[2]

Heutzutage verfolgt ein Schutzkreis aber meist andere Zwecke, er dient vorrangig dazu, einen „Ort zwischen den Welten“ zu erschaffen und einen Ritualplatz zu kennzeichnen bzw. durch das Ziehen des Schutzkreises einen aktiven Übergang von Alltag zu Ritual zu schaffen.[3]

Üblicherweise hat er einen Durchmesser von zwei bis drei Metern, doch die Größe kann je nach Zweck des Kreises variieren.[4]

Innerhalb des Kreises

Da ein Schutzkreis meist visualisiert wird, kann jede unvorhergesehene Handlung die Person bzw. die Personen, die den Kreis geschaffen haben, aus der Konzentration bringen und so den Kreis zerstören. Vor allem das Hindurchlaufen soll dem Kreis schaden. Traditionellerweise sollte niemand den Kreis verlassen, bis er wieder geschlossen wird.[5][4]

Wenn eine Person aus irgendeinem Grund den Kreis verlassen muss oder eine neue Person den Kreis betritt (oft üblich bei einer Initiation), wird meist folgendermaßen vorgegangen:

  1. Die Person wird von dem Leiter des Rituals nach ihrem magischen Namen gefragt. Manchmal, vor allem wenn sich die Personen noch nicht lange kennen, ist es auch üblich, stattdessen nach einem Geheimnis zu fragen.
  2. Nachdem die Person, die den Kreis betreten möchte, geantwortet hat, wird ihr die Erlaubnis zum Eintritt erteilt.
  3. Der Leiter des Rituals schneidet mit einem Athame symbolisch eine Tür in den Kreis und verschließt diese wieder, nachdem die Person eingetreten ist.
  4. Der Leiter des Rituals bittet die Wächter der Elemente darum, die neue Person im Kreis willkommen zu heißen.

Wenn eine Person den Kreis verlässt, wird meistens nur der dritte Schritt ausgeführt.[3][6]

Beispielhafter Ablauf

Der Ablauf des Ziehens eines Schutzkreises ist oft sehr ähnlich. Lediglich der genaue Wortlaut während den Anrufungen unterscheidet sich meist. Dieser beispielhafte Ablauf bezieht sich auf die Traditionen des Coven Hamburg.

Den Kreis ziehen

Die Person, die den Kreis zieht, hält einen Stab oder ein Athame in den Händen. Während man ein helles Licht visualisiert, schreitet man beginnend im Osten den Kreis ab. Optimalerweise wurden vorher bereits die Himmelsrichtungen in irgendeiner Form markiert, um den Ablauf zu erleichtern.

Im Osten beginnt man mit der Anrufung der Wächter des Elements Luft:

Ich rufe euch, Wächter der Türme im Osten, Wächter der Luft;

Herbstwind, Frühlingsmorgen, Sturm der Erkenntnis, Atemluft;

Kommt jetzt herbei, macht mich/ uns frei!

Der Kreis wird weiter abgeschritten, bis man im Süden angekommen ist. Dort werden die Wächter des Elements Feuer angerufen:

Ich rufe euch, Wächter der Türme im Süden, Wächter des Feuers;

Sommerhitze, Kerzenschein, Flammenlicht, Lebenskraft;

Kommt jetzt herbei, macht mich/ uns frei!

Fortgesetzt wird das Ritual mit der Anrufung der Wächter des Elements Wasser, sobald man im Westen angekommen ist:

Ich rufe euch, Wächter der Türme im Westen, Wächter des Wassers;

Frühlingsregen, Wasserläufe, Gewitter, Ozean;

Kommt jetzt herbei, macht mich/ uns frei!

Nachdem man nun drei Viertel des Kreises abgeschritten hat, kommt man in den Norden, wo man die Wächter des Elements Erde anruft:

Ich rufe euch, Wächter der Türme im Norden, Wächter der Erde;

Urnatur, Mutter Erde, grüner Wald, karges Gebirge;

Kommt jetzt herbei, macht mich/ uns frei!

Man geht nun zurück in den Osten, wo man begonnen hat, und ruft nun hier das Element Äther an. Optional können auch Gottheiten angerufen werden:

Geburt, Leben, Tod, der ewige Kreis;

Große Göttin in all ihrer Pracht;

Gehörnter Gott mit all seiner Macht;

Kommt jetzt herbei, macht mich/ uns frei!

Man visualisiert nun, wie sich der Kreis wieder vereint und eine Sphäre bildet. Der Athame wird gesenkt oder zur Seite gelegt, womit der Schutzkreis vollständig geschaffen ist. Es wird nun mit dem Ritual fortgefahren, für das der Kreis geschaffen wurde.

Den Kreis schließen

Am Ende des Rituals sollte der Kreis wieder geschlossen werden, um ihn nicht aus Versehen zu brechen. Das Vorgehen hierbei ist recht simpel; der Leiter des Rituals stellt sich in die Mitte des Kreises. Es ist auch möglich, dass alle Teilnehmenden des Rituals sich an den Rand des Kreises stellen, sich an den Händen halten und den Text des Ritualleiters gemeinsam sprechen:

Schützender Kreis, du seist nun geöffnet;

Gib uns Schutz, gib uns Kraft und sei stets ungebrochen;

Elemente, wir danken euch für eure Unterstützung;

Geht nun hinfort auf euren geheimen Pfaden;

Frohes Treffen, froher Abschied und frohes Wiedersehen!

Siehe auch

Weblinks

Pfad der Hexen – Ein weiterer beispielhafter Ablauf für das Ziehen eines Schutzkreises

Einzelnachweise

  1. G. Barton, H. C. Rawlinson: The Cuneiform Inscriptions of Western Asia. Vol. 4: A Selection from the Miscellaneous Inscriptions of Assyria, 1875.
  2. Heinrich Cornelius Agrippa, Donald Tyson: The Fourth Book of Occult Philosophy. S. 191.
  3. a b Patti Wigington: How to Cast a Circle for a Pagan Ritual. In: Learn Religions. 14. März 2018, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
  4. a b Raymond Buckland: Buckland's Complete Book of Witchcraft. Llewellyn, 1986, ISBN 0-87542-050-8, S. 43, 64 ff.
  5. Starhawk: The Spiral Dance. HarperOne, 1999, ISBN 0-676-97467-8, S. 83–84.
  6. Scott Cunningham: Wicca: A Guide for the Solitary Practitioner. Llewellyn, 1988, ISBN 0-87542-118-0, S. 119 ff.