Sebadenitis

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Sebadenitis mit Haarverlust bei einem Hund

Die Sebadenitis (englisch sebaceous adenitis, SA; auch granulomatöse Sebadenitis, primäre Sebadenitis oder aseptische Sebadenitis) ist eine Erkrankung bei Hund und Katze, bei der die Talgdrüsen der Haut durch eine Entzündungsreaktion irreversibel zerstört werden. Sie gehört zu den idiopathischen Erkrankungen, also zu den Krankheiten, deren eigentliche Ursache unbekannt ist. Es wird aber vermutet, dass die Sebadenitis genetisch bedingt ist.

Sebadenitis ist abgeleitet von lateinisch Glandula sebacea, Talgdrüse, und Adenitis, Drüsenentzündung.

Pathophysiologie

Haarfollikel mit Talgdrüse (4). Die Sebadenitis zerstört diese Drüsen.

Es gibt verschiedene Hypothesen zu den Ursachen der Erkrankung. Diese reichen von einer genetisch bedingten Entwicklungsstörung der Talgdrüsen über die Hypothese von Autoimmunreaktionen, die die Talgdrüsen zerstören zu Keratinisierungsstörungen, die zu einer Drüsenentzündung führen.[1] Auch eine genetisch bedingte Immunerkrankung ist eine mögliche Erklärung.[2]

Die Erkrankung geht zunächst mit einer Entzündung der Talgdrüsen einher. Später gehen diese zugrunde, was zu einer Hyperkeratose führt. Die Haarfollikel sind in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, werden aber nicht völlig zerstört.[2]

Klinik

Signalement

Die Erkrankung ist bei Hunden und Katzen beschrieben.[3] Bei Hunden tritt sie bei den Rassen Pudel, Magyar Vizsla und einigen nordischen Rassen wie Akita und Samojede häufiger auf,[1] auch bei Hovawart,[4] Schnauzer, Deutscher Schäferhund, Berner Sennenhund, Malteser, English Springer Spaniel[5] und Mischlingen kommt sie vor.[2] Die Erkrankung tritt bei einigen Rassen und Geschwistertieren gehäuft auf, beispielsweise beim Akita und Hovawart.[2] Insgesamt wurden Fälle bei über 50 Rassen beschrieben.[5]

Symptome

Sebadenitis bei einem 7-jährigen Hovawart. Leichter, lokal begrenzter Erkrankungsfall; in der vollen Bildauflösung sind die typischen Keratinmanschetten gut erkennbar.
Auflichtmikroskopisches Bild eines kleinen Haarbüschels desselben Hundes. Auch hier fällt die ausgeprägte Keratinmanschette auf.

Die Erkrankung äußert sich durch fortschreitenden Haarausfall, häufig zunächst lokal begrenzt. Haarlose Stellen sind trocken und schuppig. Haarbüschel sind oft miteinander verklebt und haben Keratinmanschetten. Typisch ist auch eine übermäßige Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Bei verschiedenen Rassen gibt es unterschiedliche typische Krankheitsverläufe. Juckreiz ist nicht immer vorhanden und unterschiedlich stark ausgeprägt, er tritt erst bei Sekundärinfektionen auf.[6]

Perakuten Erkrankungsverläufen gehen häufig Magen-Darm-Probleme voraus, gelegentlich kommen sie zusammen mit Futtermittelallergien vor. Viele betroffene Tiere haben Entzündungen des Gehörgangs durch vermehrte Bildung von Ohrenschmalz (Otitis externa ceruminosa).[1]

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt durch die Entnahme einer Hautbiopsie mit anschließender Histologie und Nachweis der fehlenden Talgdrüsen und/oder der lymphozytären Entzündung in dem Bereich.[2] Differentialdiagnostisch müssen vor allem Infektionen durch Bakterien, Parasiten und Pilze ausgeschlossen werden. Auch Malassezien-Dermatitis und Vitamin-A-responsive Dermatose[7] kommen differentialdiagnostisch in Betracht.

Neben der aseptischen Form gibt es eine sekundäre Form der Sebadenitis, die durch Leishmaniose ausgelöst wird. Anders als bei der primären Form können sich hier die Talgdrüsen regenerieren.[2] Einige Autoren grenzen diese Form jedoch von der Sebadenitis ab, zählen sie also genau nicht dazu.[7]

Therapie und Prognose

Eine ursächliche Therapie existiert nicht. Die Gabe von Ciclosporin A kann die Erkrankung aufhalten, nach Absetzen schreitet die Zerstörung der Talgdrüsen jedoch weiter fort.[2] Bei milden Erkrankungsformen kann eine Therapie mit Shampoos, die keratinlösende Wirkstoffe enthalten, erfolgreich sein.[1] Es scheint, dass eine Behandlung in der (frühen) entzündlichen Phase der Erkrankung erfolgversprechender ist als in der (späten) chronischen Phase.[8] Es gibt Autoren, die aus diesem Grund empfehlen, eine Behandlung mit Ciclosporin so früh wie möglich zu beginnen.[9] In einer internationalen Studie konnte kein Unterschied zwischen dem Effekt einer lokalen Behandlung und demjenigen einer systemischen Therapie nachgewiesen werden.[10]

Genetik und Zuchthygiene

Der genaue Erbgang der Sebadenitis ist nicht bekannt; ihr Auftreten bei bestimmten Rassen und bei Geschwistern betroffener Hunde spricht aber dafür, dass es sich bei ihr um eine Erbkrankheit handelt. Betroffene Tiere sollten deswegen nicht zur Zucht verwendet werden.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d Chiara Noli, Fabia Scarampella: Praktische Dermatologie bei Hund und Katze. Hrsg.: Maurizio Colcuc. Schlütersche, Hannover 2005, ISBN 3-87706-713-1, S. 349–350 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d e f g h Ernst-Günther Grünbaum, Ernst Schimke (Hrsg.): Klinik der Hundekrankheiten. 3., neu bearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8304-1021-8, S. 280–281 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Alex Gough, Alison Thomas: Rassedispositionen bei Hund und Katze. Elsevier, Urban & Fischer, München 2009, ISBN 978-3-437-58390-2, S. 10–11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Sebadenitis beim Hovawart (Memento des Originals vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.genetics.unibe.ch (Institut für Genetik der Universität Bern, abgerufen am 11. Juli 2012)
  5. a b Elisabeth Hernblad Tevell, Kerstin Bergvall, Agneta Egenvall: Sebaceous adenitis in Swedish dogs, a retrospective study of 104 cases. In: Acta Veterinaria Scandinavica. Band 50, 2008, S. 11, doi:10.1186/1751-0147-50-11 (englisch).
  6. Alex Gough, Alison Thomas: Rassedispositionen bei Hund und Katze. Elsevier, Urban & Fischer, München 2009, ISBN 978-3-437-58390-2, S. 261.
  7. a b Tim Nuttall, Richard G. Harvey, Patrick J. McKeever: Skin Diseases of the Dog and Cat. Manson Publishing, 2009, ISBN 978-1-84076-539-7, S. 182 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Monika Linek: Hair Loss Disorders in Domestic Animals. Hrsg.: Lars Mecklenburg, Monika Linek, Desmond Tobin. John Wiley, New York 2009, ISBN 978-0-8138-1082-9, Sebaceous adenitis, S. 269–271 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Michael J. Day: Clinical Immunology of the Dog and Cat. Manson Publishing, London 2008, ISBN 978-1-84076-098-9, S. 166 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Jutta Lortz, Claude Favrot, Lars Mecklenburg u. a.: A multicentre placebo-controlled clinical trial on the efficacy of oral ciclosporin A in the treatment of canine idiopathic sebaceous adenitis in comparison with conventional topical treatment. In: Veterinary Dermatology. Band 221, Nr. 6, 5. November 2010, S. 593–601, doi:10.1111/j.1365-3164.2010.00902.x.

Literatur

  • Jutta Lortz: A multicentre placebo-controlled clinical trial on the efficacy of oral ciclosporin A in the treatment of canine idiopathic sebaceous adenitis in comparison with conventional topical treatment. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich. VVB Laufersweiler Verlag, Gießen 2010, doi:10.5167/uzh-40958.

Weblinks