Sebastião Gomes

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Grab von Sebastião Gomes (2016)

Sebastião Rangel Gomes[1] (* 5. September 1973 in Uai-Mori, Portugiesisch-Timor; † 28. Oktober 1991 in Dili, Osttimor)[2] war ein osttimoresischer Unabhängigkeitsaktivist. Sein Gedenkzug am 12. November, eine Woche nach seinem Begräbnis, führte zu einer Demonstration für die Unabhängigkeit Osttimors, das seit 1975 von Indonesien besetzt war, die von indonesischen Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst wurde. Mindestens 271 Menschen starben. Durch die internationale Aufmerksamkeit, die das Santa-Cruz-Massaker auslöste, erreichte Osttimor schließlich seine Unabhängigkeit.

Der Tod von Gomes

Das Grab (2005)

Im November 1991 war der Besuch des Sonderberichterstatters über Folter Pieter Kooijmans und einer Delegation des portugiesischen Parlaments geplant. Kooijmans sollte Berichte von Menschenrechtsverletzungen verschiedener Organisationen untersuchen. Die Erwartungen waren hoch, insbesondere weil es Gerüchte gab, die Delegation würde den im Gefängnis sitzenden Unabhängigkeitsführer Xanana Gusmão treffen. Im Vorfeld bereitete die Widerstandsbewegung öffentliche Proteste vor. Eine Gruppe junger Unabhängigkeitsaktivisten unter Führung von Julião Augusto Mausiry, zu denen auch Gomes gehörte, malte auf dem Gelände der Kirche Santo António de Motael Spruchbänder für Demonstrationen.[3][4] Als die indonesischen Sicherheitskräfte sie verfolgten, bot Gemeindepfarrer Alberto Ricardo da Silva ihnen Schutz in der Kirche an. Doch in der Nacht um halb drei Uhr morgens stürmten Sicherheitskräfte in Zivil die Kirche und schossen dabei Sebastião Gomes an, der daraufhin verblutete. Drei Kugeln hatten ihn getroffen. Auch zwei weitere Timoresen wurden durch Schüsse verletzt. 30 seiner Mitstreiter wurden verhaftet, 20 von ihnen kamen bald darauf wieder frei.[1][5][6]

Die Beerdigung von Gomes auf dem Friedhof Santa Cruz fand am 5. November statt, am 12. November sollte der Gedenkmarsch von der Kirche von Motael zum Friedhof stattfinden, wo man Blumen auf das Grab niederlegen wollte. Der Besuch der Delegation war inzwischen gestrichen worden, doch Kooijmans war am 11. November in Dili, weswegen die Widerstandsbewegung den Gedenkmarsch zu einer Demonstration ausnutzen wollte. Die Demonstration blieb friedlich und diszipliniert, doch schließlich griffen indonesische Sicherheitskräfte die Demonstranten an, trieben sie auseinander und verhafteten oder töteten viele von ihnen. 270 Menschen gelten noch immer als vermisst, weswegen man bei der offiziellen Zahl von 271 Toten nur von einer Mindestzahl sprechen kann.[4] In Folge der weltweiten Berichterstattung wuchs der Druck auf Indonesien für eine friedliche Lösung des Konflikts. Nach dem Fall der indonesischen Diktatur kam es 1999 in Osttimor zu einem Unabhängigkeitsreferendum, bei dem sich die deutliche Mehrheit der Osttimoresen für die Unabhängigkeit aussprach. Seit 2002 ist Osttimor ein unabhängiger Staat. Die Besatzung von 1975 bis 1999 kostete mindestens 183.000 Menschenleben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b TAPOL: The killing fields of Timor-Leste, Dezember 1991, abgerufen am 12. November 2016.
  2. Grabinschrift
  3. Dan Nicholson: The Lorikeet Warriors: East Timorese new generation nationalist resistance, 1989–99, Department of History, Faculty of Arts, The University of Melbourne, Oktober 2001.
  4. a b „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  5. John Birmingham: Appeasing Jakarta: Australia's Complicity in the East Timor Tragedy, S. 33 ff, ISBN 1863953868
  6. Excerpts from the Testimony of Allan Nairn before the United States Senate Committee on Foreign Relations, 27. Februar 1992, abgerufen am 5. Februar 2013

Koordinaten: 8° 33′ 46,8″ S, 125° 35′ 12,6″ O