Seifersdorfer Mühle
Die Seifersdorfer Mühle war eine wasserbetriebene Getreidemühle mit Sägewerk im Seifersdorfer Grund. Sie befand sich an der Roten Weißeritz unterhalb des Haltepunktes der Weißeritztalbahn im selbigen Ort.
Geschichte
Bereits im Jahre 1501 wird die Mühle erwähnt. Sie war Teil eines Hofkomplexes, der eine Hufen Land umfasste. Im Jahre 1570 verstarb der Besitzer Antonius Pfund(t). Anthonius Pfundt der Jüngere übernahm im selben Jahr die Mühle, danach blieb sie bis 1886 in Familienbesitz. Als Inhaber werden genannt:[1]
- 1595 Thomas und Georg Pfundt
- 1602 Anthonius der Jüngere und Georg Pfundt
- 1612 Georg Pfundt
- 1638 Chistian Pfundt
- 1651 Christian Pfundt (* 1622 in Seifersdorf)
- 1685 Christian Pfundt (* 1645 in Seifersdorf)
- 1716 Christian Pfundt (* 1696 in Seifersdorf)
- 1751 Christian Pfundt
- 1781 Christian Gottlieb Pfundt
- 1810 Christian Pfundt (1. Ehemann der Johanne Christiane Pfundt geborene Funke)
- 1815 Ehefrau Johanne Christiane Pfundt geborene Funke
- 1816 Carl Gottlieb Grumbt (2. Ehemann der Johanne Christiane Pfundt geborene Funke)
- 1836 Christian Carl Pfundt (Sohn aus 1. Ehe; * 1787 in Seifersdorf)
- 1871 Karl Hermann Pfundt (* 1843 in Seifersdorf)
Im Jahre 1886 endete der Familienbesitz der Familie Pfundt, Eigentümer wurde nunmehr Karl Wilhelm Adolf Berger aus Kötschenbroda. Ihm folgte 1888 Gottfried Eduward Heinrich Berger. Weitere Besitzer waren: seit August 1888 Franz Louis Kämpfe, 1890 Christiane Louise verehelichte Leichsenberger, 1892 Karl Eduard Wilhelm Kolbe aus Radebeul, 1893 die Bau- und Handelsgesellschaft Schulze in Dresden, im September 1893 wieder Karl Eduard Wilhelm Kolbe, 1896 Ernst König, 1910 sein Sohn Ernst Bruno König, 1929 die Kraftwerke Freital AG und 1943 Max Arthur Hillig.[2]
Mühle
Das Mühlengebäude wurde im Jahre 1716 als Mahl-, Öl- und Brettmühle mit 3 Gängen beschrieben. Der Mühlgraben ist noch von der Weißeritz bis zur Segmentbogenbrücke vorhanden, der restliche Graben wurde zum größten Teil verfüllt. Durch den Bau einer externen Ölmühle im Jahre 1864 nahe der Brettmühlwiese durch den selbigen Besitzer, wurde die Ölgewinnung eingestellt. Das Sägewerk stellte 1972 offiziell den Betrieb ein, das Sägegatter wurde im Jahre 2009 demontiert. Es bestand zudem ein im Jahre 1651 genanntes Fischereirecht in der Weißeritz[3]. 1635 wird der Mühlenknecht Anthonius Hame urkundlich erwähnt. 1638 wurde ein Stück der ,,Folgen" bei der Martersäule in Oelsa dazugekauft, wodurch Christian Pfundt der älteste erwähnt wird[4]. Der Müller selbst besaß im Jahre 1810: 2 Pferde, 2 Zugochsen und 10 Kühe, der Hofkomplex bestand aus dem Auszugshaus neben der Mühle, dem Wirtschaftsgebäude, der Scheune mit gewölbten Stall und dem Wohnhaus.[5] Das Seitengebäude war nach einem Brand im Juli 1888 wieder aufgebaut wurden, die Scheune mit Stall war 1871 neu erbaut wurden. In den Jahren 1855 und 1957 wurde das Mühlenwohnhaus neu erbaut. Das große Mühlengebäude bestand parallel der Möbelfabrik und ist wie die meisten Hofgebäude abgetragen.
Die Möbelfabrik
Im Jahre 1896 ließ der Besitzer Karl Eduard Wilhelm Kolbe eine Kisten- und Holzrahmenfabrik als einstöckiges Werk direkt an der Weißeritz errichten, bereits 1893 ließ dieser das Stallgebäude abtragen und einen Holzlagerschuppen erbauen in dem 1896 zwei Werkstellen eingebaut wurden. 1906 erfolgte der Bau eines Schornsteins mit Kesselgebäude, welches als Ruine noch vorhanden ist, 1917 weitere Um- und Anbauten. 1914 war das Maschinenhaus nach einem Brand wieder aufgebaut. 1921/22 erweiterte Ernst Bruno König durch Aufstockung das Fabrikgebäude zur Möbelherstellung. Seit 1928 führten Hillig und Clausnitzer den Betrieb weiter. Bruno König blieb der Eigentümer. Seit 1932 wurde die Fabrik von Max Hillig allein betrieben. Im Jahr 1972 wurde der Privatbetrieb von Max Hillig durch die Industrie- und Handelsbank abgewickelt und verstaatlicht[6], seit dieser Zeit war es ein Zweigbetrieb des Polstermöbelkombinats Oelsa-Rabenau. Diese veränderten das Gebäude: das Walmdach mit zwei Dachgauben, das sich über die oberste vierte Etage erstreckte, wurde abgetragen, und erhielt ein Satteldach. Im Jahre 1990 wurde der Betrieb privatisiert und schloss sich der „Dresdner Polstermöbel GmbH“ an, die ihren Betrieb bald wieder einstellte. Heute ist das Gebäude mit einem eigenständigen Grundstück eine herrenlose Ruine, die von dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Verwaltet wird und wartet auf einen neuen Besitzer.[7][8][9][10]
Das Mühlen- und Sägewerksgebäude ist bereits abgetragen worden. Das Mühlenwohnhaus befindet sich in Privatbesitz.
Bahnanschluss
Bereits 1882 konnten dem Sägewerk Baumstämme mit der Bahn angeliefert werden, da im alten Bahnhof Seifersdorf (heute Parkplatz) ein Überholgleis und ein Ladegleis bestand. Mit dem Bau der Talsperre Malter zwischen 1908 und 1913 macht es erforderlich den heutigen Bahnhof oberhalb der Weißeritz anzulegen, in dieser Planung vom 6. August 1910 forderten die Besitzer König eine 6 Meter Breite Bahnhofzufahrt um 20 Meter lange Holzstämme empfangen zu können, dies jedoch machte es erforderlich die Weißeritzbrücke und die Dorfstraße in Richtung Oelsa zu verbreitern und zu verschieben. da die 20 Meter langen Holzstämme von der Bahnhofzufahrt nicht direkt um die Kurve, sondern erst in Richtung Oelsa und dann über die Weißeritzbrücke zum Sägewerk kahmen. Durch den Straßenbau mussten die Gebäude der bereits 1649 datierten Grundstücke von Karl Arnold Oppelt (260 m²) einer kleinen Landwirtschaft und Heinrich Hermann Paust (220 m²) einem Haus mit Garten enteignet und im September 1910 abgetragen werden, die jeweils aus einem kleinen Wohnhaus und Seitengebäude bestanden. Heute würden die beiden Wohnhäuser im Straßenbereich zwischen Bahnhofszufahrt und Bahnübergang stehen was den Straßenneubau verdeutlicht[11]., nur das dritte, das Wirtschaftsgebäude von Oppelt würde heute in der Bahntrasse stehen, diese kleine Landwirtschaft wurde 1649 neu aufgebaut und gehörte 1692 dem Mühlenbesitzer Christian Pfund, seit 1693 seinem Bruder Caspar Pfund.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gerichtsbücher 12613/GB AG Dippoldiswalde/ Nr 39-170/348-349 Staatsarchiv Dresden
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 10803 Katasteramt Dippoldiswalde, Besitzbestandbuch Seifersdorf Nr 848-849
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 12613 Gerichtsbuch, GB AG Dippoldiswalde NR40 S. 130
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 12613 Gerichtsbuch GB AG Dippoldiswalde Nr 39 S. 168
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 12613 Gerichtsbuch/GB AG Dippoldiswalde Nr.179
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 11821 Industrie- und Handelsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden, 3. Kreisfilialen, 3.05. Freital, Nr. 0501 von 1972
- ↑ Franz Herz: Herrenloses Grundstück an der Weißeritz. Sächsische Zeitung, 11. Dezember 2019, abgerufen am 21. Juli 2022.
- ↑ Staatsarchiv Dresden, Katasteramt Dippoldiswalde 10803 Nr. 499-501
- ↑ Staatsarchiv Dresden, 10740 Brandversicherungskammer Aufnahmebuch Seifersdorf 01538-01546
- ↑ Seifersdorf unsere Heimat von Christoph Beger, Jahr 2000
- ↑ IG Weißeritztalbahn / Arbeitsgruppe Bahnhof Seifersdorf: Die Seifersdorfer Bahnhöfe Alt und Neu in Sichtweite. TU Dresden, 2012, abgerufen am 26. Juli 2022.
Koordinaten: 50° 56′ 20,6″ N, 13° 38′ 51,6″ O