Sem (Bibel)
Sem (hebräisch שֵׁם, griechisch Σημ, arabisch سام
, DMG
) ist nach biblischer Überlieferung der älteste der drei Söhne Noahs (Genesis 5,32 EU), aus denen nach der Völkertafel der Genesis alle heutigen Völker der Menschheit hervorgegangen sein sollen. Nach 1. Mose 9,20-26 EU wurden er und sein Bruder Japhet durch einen besonderen Segen seines Vaters ausgezeichnet, während Hams Sohn Kanaan von Noah verflucht wurde. In Gen 9,21 wird erzählt, dass Ham seinen betrunkenen Vater Noah zuvor nackt „sah“, wobei sehen wahrscheinlich als Euphemismus für eine moralisch verwerfliche Handlung zu verstehen ist. Nachdem Sem und Jafet davon erfuhren, deckten sie den Vater zu, indem sie rückwärtsgehend sein Zelt betraten, um nicht auch dessen Nacktheit zu sehen.[1]
Sems Brüder hießen Ham (oder auch Cham) und Jafet (oder auch Japhet).
Stammbaum
Sem | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Elam | Assur | Arpachschad | Lud | Aram | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schelach | Uz | Hul | Geter | Mash | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eber | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Peleg | Joktan | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Reu | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Almodad Schelef Hazarmawet Jerach Hadoram Usal Diklah Obal Abimael Scheba Ofir Hawila Jobab | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Serug | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nahor | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Terah | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abraham | Sara | Nahor | Haran | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Biblische und an die Bibel angelehnte Abstammungssagen
Nach den biblischen Quellen stammen alle nachsintflutlichen Menschen und damit auch Völker von diesen drei Brüdern und ihren Frauen ab. Daher finden sich hier zahlreiche Herkunftssagen. Für Sem sind es die folgenden:
Sem hatte fünf Söhne (Gen 10,21ff EU):
- Elam war ursprünglich ein an das Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris angrenzendes Reich im Hochland mit der Hauptstadt Susa.
- Assur wurde mit dem mesopotamischen Assyrien und den Völkern des Zweistromlandes allgemein verknüpft.
- Arpachschad wurde von Josephus und anderen die Stammvaterschaft der Chaldäer zugeschrieben. Der Name sollte in der Provinz Arrapachitis im nördlichen Assyrien erhalten geblieben sein.
- Lud wurde laut Josephus der Stammvater der Lydier in Kleinasien, die sich von den Luditern in Afrika unterscheiden.
- Aram ist der Name Syriens, bezieht sich aber besonders auf das Hochland des Libanon.
Aramäer, Assyrer, Chaldäer, Elamiten und Lydier wurden also auf Sem zurückgeführt. In Anlehnung daran bezeichnete man alle Völker des Nahen Ostens (genauer: Hebräer, Assyrer, Aramäer, Araber, Erythräer und Äthiopier) als semitische Völker. Die Indoeuropäer und (zentral und fernöstlichen) Asiaten galten in Anlehnung an den Tanach als Nachfahren Japhets und die Schwarzafrikaner als diejenigen Hams.
Die Gestalt des Sem war Anhaltspunkt für die Entwicklung pseudepigraphischer Literatur in der Zeit des Zweiten Jüdischen Tempels. Die Schrift des Sem ist ein nur in einer syrischen Handschrift enthaltenes Kalendarium, vermutlich aus Ägypten in den letzten Jahren des ersten vorchristlichen Jahrhunderts.
Ideologisierungen der Abstammungssagen
Hams Nachkommenzuschreibung wurde vor allem für christliche Rechtfertigungen benutzt, denn der Segen für Sem war zugleich ein Fluch über Ham gewesen, so dass man etwa im Bible Belt der USA damit die Sklaverei rechtfertigte.
Der Begriff Semiten wurde umgangssprachlich und absprechend in Deutschland ab dem 19. Jahrhundert nur noch für Juden gebraucht (daher: „Antisemitismus“; „Philosemitismus“).
Literatur
- James H. Charlesworth: Die Schrift des Sem. Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ) NF 2/9. Gütersloh 2005, ISBN 978-3-579-05241-0.
Weblinks
- Holger Gzella: Sem / Semiten. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Schüle: Die Urgeschichte (Genesis 1-11). Hrsg.: Thomas Krüger, Konrad Schmid, Christoph Uehlinger. Theologischer Verlag Zürich (TVZ), 2009, ISBN 978-3-290-17527-6, S. 151.