Sergei Semjonowitsch Sobjanin

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Sergei Semjonowitsch Sobjanin (russisch Сергей Семёнович Собянин; * 21. Juni 1958 in der Ortschaft Njaksimwol, Autonomer Kreis der Chanten und Mansen, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein russischer Jurist und Politiker. Sobjanin war u. a. Generalgouverneur des Ural-Gebiets, Chef der Präsidialverwaltung unter Wladimir Putin und Vize-Ministerpräsident in der Regierung der Russischen Föderation. Seit dem 21. Oktober 2010 ist er Bürgermeister der Stadt Moskau.

Herkunft

Zur Herkunft von Sergei Sobjanin ist mehrfach angegeben worden, dass seine Vorfahren den Komi, einem indigenen Volk Russlands, entstammen.[1][2] Sobjanin selbst hat sich stets als Russe bezeichnet und diesen Angaben widersprochen.[3]

Semjon Fjodorowitsch Sobjanin, der Vater von Sergei Sobjanin, ist in derselben Ortschaft geboren wie sein Sohn und war zeitweise Vorsitzender des Ortschaftsrates von Njaksimwol. Später wurde sein Vater Direktor einer Ölfabrik und übte diesen Beruf bis zum Ruhestand aus. Seit Ende der 1990er Jahre wohnte Semjon Sobjanin in Tjumen.

Die Mutter von Sergei Sobjanin, Antonina Alexandrowna, arbeitete zusammen mit ihrem Mann. Erst war sie Buchhalterin beim Ortschaftsrat von Njaksimwol und später Betriebswirtin in der Ölfabrik, in der Sergei Sobjanins Vater als Direktor arbeitete.

Sergei Sobjanin hat zwei ältere Schwestern: Natalia und Ljudmila.

Leben

Sergei Sobjanin arbeitete als Rohrschlosser und legte ein berufsbegleitendes Studium der Ingenieurwissenschaften am Technologie-Institut von Kostroma (Zentralrussland) ab. Von 1982 bis 1990 war Sobjanin in dieser Region unter anderem in der sowjetischen Jugendorganisation Komsomol sowie in der Steuerverwaltung und im Parteikomitee der KPdSU tätig.[4]

1989 schloss er ein Fernstudium der Rechtswissenschaft mit dem akademischen Grad „Kandidat der juristischen Wissenschaften“ ab, der einem westeuropäischen Doktorgrad entspricht.

1991 wurde er in der westsibirischen Stadt Kogalym im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen/Jugra zum Bürgermeister gewählt, 1993 zum stellvertretenden Leiter der dortigen Regionalverwaltung und 1994 als Vorsitzender der Regionalparlaments von Chanty-Mansijsk. Ab 1996 war er Senator der Oblast Tjumen im Föderationsrat.

Im Juni 2000 wurde Sobjanin durch einen Erlass des damaligen Präsidenten Wladimir Putin zum stellvertretenden Generalgouverneur des Ural-Gebiets ernannt und im Januar 2001 von den Stimmbürgern zum Gouverneur gewählt. Im Februar 2005 wurde Sobjanin als einer der ersten Gouverneure von Putin im Amt bestätigt.

Im November 2005 wurde Sergei Sobjanin als Nachfolger von Dmitri Medwedew zum Leiter der russischen Präsidialverwaltung berufen. Im Mai 2008 wurde er nach dem Wechsel von Wladimir Putin ins Amt des Ministerpräsidenten einer der Vize-Ministerpräsidenten Russlands.

Am 15. Oktober 2010 schlug Präsident Dmitri Medwedew aus einer Viererliste Sobjanin als neuen Bürgermeister von Moskau vor, um den entlassenen Juri Luschkow zu ersetzen.[5] Am 21. Oktober 2010 wurde Sobjanin vom Moskauer Stadtparlament mit 32 zu 2 Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt.[6] Die Bestätigung der vom Staatsoberhaupt vorgeschlagenen Kandidaten durch die Regionalparlamente ist in Russland faktisch eine Formalität. Die Regierungspartei Einiges Russland verfügt in allen Parlamenten über die Mehrheit der Sitze.

Bei den Bürgermeisterwahlen am 8. September 2013 wurde Sobjanin mit 51 Prozent der Stimmen wiedergewählt und vermied knapp eine Stichwahl gegen den Anwalt und führenden oppositionellen Aktivisten Alexei Nawalny (27 Prozent).[7] Nawalny warf Sobjanin daraufhin Wahlbetrug vor.[8]

Im Mai 2017 präsentierte Sobjanin im Rahmen des neuen Städtebauprojekts das sogenannte „Renovierungsgesetz“, wonach die rund 4500 aus der Sowjetzeit stammenden Plattenhäuser in Moskau abgerissen und 1,6 Millionen Einwohner umgesiedelt werden sollen. Dagegen regte sich ein heftiger Widerstand. Etwa 20.000 Menschen gingen daraufhin auf die Straße und protestierten gegen die Pläne des Bürgermeisters, indem sie auch seinen Rücktritt forderten. Ungeachtet dessen stimmte das Russische Parlament im Juni 2017 dem gigantischen Bauvorhaben zu.[9]

Im September 2017 legte der Journalist Alexej Kowalew die wöchentlichen Richtlinien an Medien für Berichte über Sobjanin offen.[10]

Bei der Vorstellung des Jahresberichts über die Tätigkeit der Stadtverwaltung im Oktober 2017 sagte Sobjanin: „Wir würden am liebsten keine Migranten in unserer Stadt sehen.“ Der Bürgermeister sprach sich dafür aus, dass sämtliche Berufsarten ausschließlich von Moskauern selbst ausgeübt werden sollten.[11]

Bei den im Rahmen der Regionalwahlen in Russland 2018 abgehaltenen Bürgermeisterwahlen am 9. September wurde Sobjanin bei niedriger Wahlbeteiligung (etwa 30 Prozent) in der ersten Wahlrunde mit rund 70 % der Stimmen wiedergewählt.[12]

Familie

Sergei Sobjanin war mit Irina Iossifowna Sobjanina (geborene Rubintschik) verheiratet. Sie ist studierte Ingenieurin, kommt gebürtig aus Tjumen und betreibt eine eigene Straßenbaufirma. Am 21. Februar 2014 wurde bekannt, dass das Ehepaar Sobjanin sich einvernehmlich scheiden lässt.[13]

Aus der Ehe sind zwei Töchter hervorgegangen: Anna (* 1986) und Olga (* 1997). Die ältere Tochter Anna lebt in Sankt Petersburg und absolviert dort eine Schauspielerausbildung.

Sergei Sobjanin ist russisch-orthodoxer Religionszugehörigkeit.

Weblinks

Commons: Sergei Semjonowitsch Sobjanin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Сергей Собянин. (svpressa.ru [abgerufen am 5. November 2018]).
  2. Сергей Собянин – биография мэра Москвы, фото, национальность, личная жизнь, жена и дети, рост и вес 2018. (uznayvse.ru [abgerufen am 5. November 2018]).
  3. Собянин, Сергей. In: lenta.ru. 14. Februar 2013, abgerufen am 10. September 2018 (russisch).
  4. Sergej Semjonowitsch Sobjanin. In: Russland-Aktuell. 8. Dezember 2011, abgerufen am 10. September 2018.
  5. Sobjanin soll Moskaus OB werden – Kreml will mehr Kampf gegen Korruption. In: Sputnik. 15. Oktober 2010, abgerufen am 10. September 2018.
  6. Sobjanin neuer Bürgermeister in Moskau. In: Deutsche Welle. 21. Oktober 2010, abgerufen am 10. September 2018.
  7. Matthias Schepp: Bürgermeisterwahl in Moskau: Putin – der große Verlierer. In: Spiegel Online. 9. September 2013, abgerufen am 10. September 2018.
  8. Bürgermeisterwahl in Moskau: Putin-Kritiker Nawalny holt starkes Ergebnis. In: Spiegel Online. 8. September 2013, abgerufen am 10. September 2018.
  9. Russisches Parlament macht den Weg für den Abriss tausender Plattenbauten in Moskau frei. In: mdr.de. 9. Juni 2017, abgerufen am 17. November 2017.
  10. Russian journalist uncovers Moscow City Hall’s propaganda guidelines for local newspapers. In: Meduza. 6. September 2014, abgerufen am 10. September 2018 (englisch).
  11. Собянин предложил новые меры по ограничению потока мигрантов в Москву. In: iz.ru. 25. Oktober 2017, abgerufen am 17. November 2017 (russisch).
  12. Sobjanin erzielt Rekordergebnis: Moskauer Bürgermeister wiedergewählt. In: n-tv.de. 10. September 2018, abgerufen am 10. September 2018.
  13. Собянин решил развестись с супругой. In: Swobodnaja Pressa. 21. Februar 2014, abgerufen am 10. September 2018 (russisch).