Sergei Stanischew
Sergei Dmitrijewitsch Stanischew (bulgarisch Сергей Дмитриевич Станишев; * 5. Mai 1966 in Cherson, Ukrainische SSR) ist ein bulgarischer Politiker. Er war Abgeordneter im Bulgarischen Parlament und ist der amtierende Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE). Vom 16. August 2005 bis zum 26. Juli 2009 war er bulgarischer Ministerpräsident und von 2001 bis 2014 Vorsitzender der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP).
Familie und Kindheit
Sergei Stanischew wurde in heutige ukrainische, damals sowjetische Cherson als russisch Сергей Дмитриевич Станишев geboren. Die Familie seines Vaters Dimitar Stanischew stammt aus Efkarpia, in der Nähe des heutigen nordgriechischen Kilkis (→ Makedonische Bulgaren). Nach der Kommunistische Machtübernahme 1945 in Bulgarien studierte Dimitar Geschichte an der Lomonossow-Universität Moskau wo er seiner spätere Frau Dina Muchina, die Mutter von Sergei, kennenlernte. Aus der Verbindung wurde auch der ältere Bruder von Sergei, Georgij geboren. Nach der Promotion seines Vaters in Geschichte des Marxismus-Leninismus an seiner Alma Mater, zog die Familie in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. In Bulgarien angekommen nahm der Vater von Sergei, Dimitar unterschiedliche hohe Positionen der Bulgarischen Kommunistischen Partei (kurz BKP) ein: 1974 bulgarischer Botschafter in Moskau, war ab 1977 Sekretär des und von Mai 1977 bis zur Sturz des Kommunismus 1990 Mitglied des Zentralkomitees der BKP. Seine Mutter Dina wurde Professorin für Slawistik an der Universität Sofia.[1]
Sergei Stanischew studierte selbst an der Moskauer Lomonossow-Universität und machte dort 1989 einen Bachelor-Abschluss. Er arbeitete als freier Journalist zu außenpolitischen Themen, promovierte 1994 in Geschichte und spezialisierte sich anschließend auf Politologie.[2]
Seit seiner Geburt war Sergei sowjetischer und nach dem Zerfall der Sowjetunion russischer Staatsbürger. Er nahm erst 1996 die bulgarische Staatsbürgerschaft an und gab dabei die russischer zurück.[3][4][5][6]
Politische Laufbahn
Ab 1995 war Stanischew in der BSP offiziell mit Außenpolitik und Internationalen Angelegenheiten befasst und von 1996 bis 2001 Vorsitzender des dafür zuständigen Parteigremiums. Im Juni 2001 wurde er ins Bulgarische Parlament gewählt und im Dezember 2001 zum Parteivorsitzenden der BSP.[7]
Bei der Wahl am 25. Juni 2005 errang er einen Sieg über die bisherige Regierung und löste damit Simeon Sakskoburggotski als Ministerpräsident ab. Die von Stanischew geführten Sozialisten bildeten daraufhin eine Große Koalition mit der NDSW von Sakskoburggotski und der türkischen Minderheitspartei.
Stanischew zog Kritik von Menschenrechtlern auf sich, als er im Juni 2008 im Vorfeld des ersten Christopher Street Days Bulgariens äußerte, er „akzeptiere Menschen anderer sexueller Orientierung, befürworte aber nicht die Zurschaustellung dieser Orientierung“.[8]
Das Ende seiner Regierungszeit wurde durch den Stopp der EU-Finanzhilfen überschattet. Der Regierung wurde weiter Scheitern der EU-Politik sowie Korruption, eine unzureichende Bekämpfung der Mafia und das Fehlen einer angemessenen Jugendpolitik vorgeworfen.[9] Seit der Demokratisierung des Landes war sie die bulgarische Regierung mit dem geringsten Vertrauen in der Bevölkerung am Ende ihrer Regierungszeit. Anfang 2009 schenkten ihr nur noch 15 % der Bulgaren Vertrauen, während 76 % gegen sie waren.[10]
Bei den Parlamentswahlen von 2009 verloren alle Parteien der von Stanischew angeführten Koalition. Für die Sozialisten, die danach mit nur 40 Abgeordneten im Parlament vertreten waren, war es das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte. Dennoch konnte sich Stanischew innerhalb der Partei behaupten und behielt den Posten als Parteichef.
Im November 2011 wurde er als Nachfolger von Poul Nyrup Rasmussen zum Präsidenten der Sozialdemokratischen Partei Europas gewählt[11] und beim Parteitag der SPE im September 2012 für eine zweieinhalbjährige Amtsperiode wiedergewählt.[12]
Bei der Europawahl 2014 wurde Stanischew ins Europäische Parlament gewählt. Im selben Jahr folgte ihm Michail Mikow im Amt des Parteivorsitzenden der bulgarischen Sozialisten nach.
Privatleben
Stanischew ist seit 2013 mit der PR-Agentin Monika Janowa verheiratet. Sie brachte am 1. Mai 2011 seine Tochter Daria zur Welt.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ novinite.com, 2009.
- ↑ novinite.com, 2009.
- ↑ Сергей Станишев (Memento vom 21. Juli 2009 im Internet Archive) – биографична хроника
- ↑ Dir.bg Рожден ден празнува Сергей Станишев.
- ↑ Закон РФ от 28 ноября 1991 г. N1948-I „О гражданстве Российской Федерации“; Статья 13. Признание гражданства Российской Федерации.
- ↑ Стандарт, 22 януари 2012, стр. 1, 4.
- ↑ novinite.com, 2009.
- ↑ Gay Pride Parades Highlight Discrimination Against Homosexuals. www.dw-world.de, 28. Juni 2008, abgerufen am 21. September 2022.
- ↑ sueddeutsche.de (Memento vom 31. Januar 2009 im Internet Archive), 29. Januar 2009.
- ↑ www.mediapool.bg, 27. Januar 2009.
- ↑ EurActiv, 25. November 2011: New PES leader opposes a ‘Europe of different speeds’.
- ↑ Sergei Stanishev elected President of the PES (Memento vom 29. Januar 2013 im Internet Archive), 29. September 2012.
- ↑ Bulgarian Socialist Leader Begets First Child on Labor Day. novinite.com, 1. Mai 2011.
Personendaten | |
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NAME | Stanischew, Sergei |
ALTERNATIVNAMEN | Станишев, Сергей |
KURZBESCHREIBUNG | bulgarischer Politiker und Ministerpräsident (2005–2009), MdEP |
GEBURTSDATUM | 5. Mai 1966 |
GEBURTSORT | Cherson, Ukrainische SSR |