Seymour Jonathan Singer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Seymour Jonathan Singer (* 23. Mai 1924 in New York City; † 2. Februar 2017 in La Jolla) war ein US-amerikanischer Molekularbiologe und Hochschullehrer an der University of California, San Diego (UCSD).

Leben

Singer studierte an der Columbia University mit dem Bachelor-Abschluss 1943 und wurde 1947 am Polytechnic Institute of Brooklyn promoviert. Danach war er bis 1948 im Labor von Linus Pauling am Caltech. Danach war er am U.S. Public Health Service und wurde 1951 Assistant Professor in der Fakultät für Chemie an der Yale University. 1957 wurde er Associate Professor und 1960 Professor in Yale. 1961 wurde er Professor an der UCSD in der Fakultät für Biologie, die er mit deren Gründer David Bonner als dessen rechte Hand mit aufbaute und deren Vorsitzender er 1964 nach dem Tod von Bonner wurde. Von 1988 bis zur Emeritierung 1995 war er University Professor an der UCSD (eine besondere Auszeichnung) und 1976 bis 1991 hatte er eine Forschungsprofessur der American Cancer Society.

Singer fand mit Harvey Itano und Pauling in Paulings Labor am Caltech 1949 die Ursache für Sichelzellenanämie – einer veränderten Form roter Blutkörperchen – und führte dabei erstmals eine Krankheit direkt auf eine Änderung eines Moleküls zurück. Der Unterschied des Hämoglobins beider roter Blutkörperchen zeigte sich in der Gel-Elektrophorese und Singer und Kollegen vermuteten eine Veränderung in der Aminsäurezusammensetzung.[1][2] Zur gleichen Zeit fand der Genetiker James Van Gundia Neel (1915–2000) das Vererbungsmuster der Krankheit und 1956 fand Vernon Ingram (1924–2006) durch Proteinsequenzierung dass der Unterschied zum normalen Hämoglobin nur in einer Aminosäure (eine Glutaminsäure war in der pathogenen Form durch Valin ersetzt) bestand, womit er zudem die Vermutung von Singer und Kollegen bestätigte. Die Arbeit von Singer, Pauling und Itano gilt als Klassiker.

An der Yale University entwickelte er den Ferritin-Antikörper für Zellfärbung in der Elektronenmikroskopie (wo sie die erste solche elektronenreiche Reagenzie war).

An der UCSD veröffentlichte er Mitte der 1960er Jahre grundlegende Arbeiten zur Konformation von Membranproteinen.[3][4] Daraus entstand das grundlegende Fluid-Mosaik-Modell für die Wirkungsweise von Proteinen in der Zellmembran zum Beispiel bei Signalleitung und Transport.[5] Er trug auch zur Aufklärung der Wechselwirkung des Zytoskeletts mit der Zellmembran bei.

In den letzten 20 Jahren seines Lebens befasste er sich mit Nazneen Dewji mit einem neuartigen Zugang zur Alzheimer-Krankheit (Wechselwirkung zweier Membranproteine, Amyloid-Precursor-Protein und einem Präsenilin).

Er war Mitglied der National Academy of Sciences (1969), der American Academy of Arts and Sciences (1971) und erhielt 1991 die E. B. Wilson Medal der American Society for Cell Biology.

1959 war er Guggenheim Fellow.

Schriften (Auswahl)

  • The splendid feast of reason , University of California Press 2001

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. Lowe, Das Chemiebuch, Librero 2017, S. 354
  2. L. Pauling, Harvey A. Itano, S. J. Singer, Ibert C. Wells: Sickle Cell Anemia, a Molecular Disease, Science, Band 110, 1949, S. 543–548
  3. John Lenard, S.J. Singer: Protein conformation in cell membrane preparations as studied by optical rotatory dispersion and circular dichroism, Proc Nat. Acad. Sci. USA, Band 56, 1966, S. 1828–1835
  4. J. Lenard, S. J. Singer: Structure of membranes: Reaction of red cell membranes with phospholipase C, Science, Band 159, 1968, S-. 738
  5. Garth Nicolson, Singer, The Fluid Mosaic Model of the Structure of Cell Membanes, Science, Band 175, 1972, S. 720–731