Siegesdenkmal (Riga)
Das Siegesdenkmal (lettisch Uzvaras piemineklis, russisch Памятник победы), mit vollem Namen Denkmal für die Befreier von Sowjet-Lettland und Riga von den deutsch-faschistischen Eindringlingen (lettisch Piemineklis Padomju Latvijas un Rīgas atbrīvotājiem no vācu fašistiskajiem iebrucējiem, russisch Памятник освободителям Советской Латвии и Риги от немецко-фашистских захватчиков), war ein Denkmal, das der Rückeroberung der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik und Rigas von der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkriegs gewidmet war und sich im Siegespark in Riga befand. Es wurde im August 2022 abgerissen.
Geschichte
Der Bau des Denkmals fand von 1979 bis 1985 statt. Die Bildhauer waren Ļevs Bukovskis und Aivars Gulbis unter Beteiligung von Leonīds Kristovskis, des Designkünstlers Aleksandrs Bugajevs sowie der Architekten Ermens Bāliņš, Edvīns Vecumnieks und Viktors Zilgalvis.[1] Rückseitig von einem Teich umschlossen, bestand das Gedenkensemble aus einem 79 m hohen Obelisken, gebildet aus fünf unterschiedlich hohen Stelen, die von fünfzackigen Sternen gekrönt wurden und fünf Jahre Krieg symbolisierten, und vier Bronzeskulpturen vor dem Obelisken – eine Mutter-Heimat-Statue mit dem stilisierten Umriss Lettlands und drei Sowjetsoldaten, die Freude über den Sieg zeigten.
Es gab widersprüchliche Meinungen in der lettischen Gesellschaft nach der Unabhängigkeit Lettlands 1991 über das Denkmal. Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd vom Deutschen Reich und der Sowjetunion besetzt. Von 1945 bis 1991 war Lettland unfreiwillig Teil der Sowjetunion. Die meisten Letten sahen das Denkmal nicht nur als Denkmal für die Befreier des sowjetischen Lettlands und Rigas von den Deutschen, stattdessen symbolisierte es für sie die erneute Besetzung ihres Landes durch die Sowjetunion.[2] An dem Monument begingen jährlich am 9. Mai russischstämmige Einwohner Lettlands den russischen Feiertag Tag des Sieges.[3]
In der Nacht des 25. Februar 2022, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, wurden die Ausläufer des Denkmals in den Farben der ukrainischen Flagge bemalt. Wegen der Invasion kamen die Diskussionen über den Abriss des Denkmals wieder auf. Am 29. März unterstützte die Saeima-Kommission für Menschenrechte und öffentliche Angelegenheiten einen Vorschlag, im „Gesetz über die Sicherheit öffentlicher Unterhaltung und festlicher Veranstaltungen“ ein Verbot festzuhalten, öffentliche Veranstaltungen näher als 200 Meter an einem Denkmal abzuhalten, das den Sieg und das Andenken der sowjetischen Armee oder ihrer Soldaten lobt. Am 8. und 9. Mai rief die lettische Regierung aufgrund der russischen Invasion der Ukraine dazu auf, keine Blumen auf Denkmäler zu legen, die „die Besetzung Lettlands“ verherrlichen. Die Blumenlegung fand jedoch statt, am 10. Mai versammelten sich mehrere hundert Menschen am Denkmal im Siegespark zum Gedenken an die Rote Armee und die Sowjetunion. Die Polizei sperrte daraufhin den Zugang zum Denkmal. Am 12. Mai beschloss die Saeima den Abriss aller Objekte, die totalitäre Regime verherrlichen, bis zum 15. November 2022. Die Regelung zielt speziell auf den Abriss des sowjetischen Siegesdenkmals und widerspricht einem 1994 zwischen Lettland und der Russischen Föderation geschlossenen Vertrag.[4][5] Von der Stadt Riga verbotene Demonstrationen gegen den Beschluss fanden am 9. und 10. Mai mit mehreren Hundert Teilnehmern statt; die lettische Innenministerin Marija Golubeva trat in der Folge auf Druck nationalkonservativer Regierungspartner zurück.[5] Die russische Regierung protestierte scharf. Der Gouverneur der Oblast Leningrad Alexander Drosdenko, bot den Letten an, das Monument in seiner Region aufzustellen. Nachdem das Okkupationsmuseum in Riga dem Denkmal bescheinigte, keinerlei historischen Wert zu haben, wurde der Abriss beschlossen.[6] Am 22. August begann die Demontage des Denkmals. Es kam zu einer nicht genehmigten kleineren Demonstration gegen den Abriss; mehrere Personen wurden von der Polizei festgenommen.[7] Zuerst entfernte man die vier Bronzeskulpturen. Am 25. August wurde der Obelisk von Baggern mit pneumatischen Abbruchhämmern zu Fall gebracht.[4]
Es ist geplant, auf dem Gelände der abgerissenen Denkmalanlage einen Spiel- und Erholungsbereich für Kinder und Jugendliche anzulegen.[8]
Weblinks
- Bagger stürzen gewaltiges Sowjet-Denkmal. In: n-tv.de, 26. August 2022
Einzelnachweise
- ↑ Ar Uzvaras pieminekļa nojaukšanu nevajadzētu pārsteigties, aicina eksperti. In: delfi.lv. 21. Oktober 2013, abgerufen am 26. August 2022 (lettisch).
- ↑ Tim Ochser: Monument divides society on Victory Day. In: baltictimes.com. 16. Mai 2002, abgerufen am 25. August 2022 (englisch).
- ↑ Reinhard Veser: Die sowjetischen „Befreier“ verschwinden aus Riga. In: faz.net. 25. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ a b Riga macht Sowjetkoloss dem Erdboden gleich. In: n-tv.de. 26. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ a b Lettlands umstrittene Denkmal-Politik verursacht Streit im In- und Ausland. In: Lettisches Centrum Münster, Lettische Presseschau, 2. Juni 2022. Abgerufen am 30. September 2022.
- ↑ Daniel Säwert: Baltische Staaten reißen sowjetische Denkmäler ab. In: nd-aktuell.de. 12. August 2022, abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Abriss von sowjetischem Siegesdenkmal in Riga. In: dw.com. 23. August 2022, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ TVNET/LETA: Staķis: pieminekļa vietā īstermiņā iecerēts izveidot atpūtas laukumu jauniešiem. In: tvnet.lv. 25. August 2022, abgerufen am 29. August 2022 (lettisch).
Koordinaten: 56° 56′ 12,5″ N, 24° 5′ 8,9″ O